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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel
Autoren: Horst Biernath
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Schlagmann des Nationalachters und noch heute passionierter Ruderer. Bei einem Kerl von Zmorskis Kaliber konnte die Verbindung von Juristerei und Muskelkraft jedenfalls nur nützlich sein.
    Gregor war zu Guntrams begeistertem Parteigänger geworden, und er zog ein saures Gesicht, als Manuela ihn aus dem Zimmer winkte.
    »Was willst du bloß?« knurrte er sie an, »daß der Krug
    leer ist, sehe ich selber. Man könnte höchstens noch eine Flasche Sekt aufmachen...«
    Manuela zog ihn in die Küche und schloß die Tür.
    »Sag mal, spinnst du ein bißchen?« fragte er.
    Manuela hüpfte auf den Küchentisch und ließ die Beine baumeln: »Jetzt laß einmal den blöden Sekt und hör mir gut zu«, sagte sie geheimnisvoll und hielt ihn am Ärmel fest, »was würdest du sagen, wenn Guntram Vicky heiraten würde?«
    »Was faselst du da zusammen?« fragte er verblüfft, »Guntram Vicky heiraten? Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank. Und außerdem bist du auf ihn doch selber scharf.«
    »Wer sagt das?« funkelte sie ihn an.
    »Na hör mal«, kicherte er, »das pfeifen die Spatzen doch von sämtlichen Dächern.«
    »Davon steht nicht so viel drin«, sagte Manuela heftig und preßte den Daumen gegen den Zeigefinger, »nicht so viel! Überhaupt nichts!«
    »Nun werde ich aber glatt verrückt!«
    »Dazu brauchst du dich nicht erst besonders anzustrengen«, sagte Manuela liebenswürdig, »aber nun beantworte mir doch endlich gefälligst meine Frage.«
    »Vicky und Guntram«, murmelte er, als könne er es einfach nicht fassen, »das glaubst du doch selber nicht.«
    »Und wenn es doch so wäre?«
    »Lieber Gott, was sollte ich dagegen haben? Im Gegenteil, ich glaube, die beiden gäben ein prima Gespann.«
    »Wenn du das glaubst«, zischte sie ihm ins Ohr, »dann halte jetzt die Klappe und mach, daß du in deine Bude kommst! Ich verschwinde jetzt in meiner Falle. Gute Nacht!«
    »Gute Nacht«, murmelte er verstört und sah seiner Schwester kopfschüttelnd nach. Diese Weiber! Da sollte man sich als Mann nun auskennen. Im Mittelalter hatte man sich allen Ernstes gefragt, ob sie überhaupt zur Spezies Mensch zu rechnen seien. Es hatte sich inzwischen herausgestellt, daß man die Frage positiv beantworten konnte. Aber ob man sie nicht noch einmal mit modernen Methoden untersuchen sollte? Er jedenfalls schwor sich in diesem Augenblick, nie zu heiraten. Nie im Leben!
    Im Wohnzimmer zündete sich Guntram die letzte Zigarette an und trat zu Viktoria auf den Balkon hinaus. Es regnete nicht mehr, aber die Wolken flogen über den Himmel und ließen nur selten einen Stern aufschimmern. Der Wind wehte empfindlich kühl.
    »Erkälten Sie sich nicht, Frau Viktoria«, warnte er, »nehmen Sie lieber einen Schal um die Schultern.«
    Viktoria trat ins Zimmer zurück: »Ich bin nicht sehr empfindlich, aber ich werde die Tür doch lieber schließen.«
    Guntram machte eine Bewegung, als ob er Viktoria helfen wolle, aber dann unterließ er es doch.
    »Wo die Kinder nur bleiben?« sagte sie und schaute sich um, als suche sie Manuela und Gregor hinter den Sesseln.
    »Manuela schien wirklich müde zu sein.«
    »Da kennen Sie Manuela schlecht, sie wird erst am Abend richtig munter.«
    »Sie ging mit Gregor vorhin in die Küche.«
    »Aber in der Küche ist es dunkel.«
    Und plötzlich ahnte er, was gespielt wurde. Viktoria schien völlig ahnungslos zu sein.
    »Sie werden sich doch nicht hingelegt haben, ohne sich von Ihnen zu verabschieden«, sagte sie befremdet.
    »Vielleicht doch.« Er sah sich nervös nach einer Ablage für seine Zigarette um, aber er fand keinen Aschbecher und drückte sie heimlich in einem Blumentopf aus. Vielleicht war diese Stunde für lange Zeit die einzige Gelegenheit, Viktoria in die Arme zu nehmen und zu fragen, ob sie seine Frau werden wolle. Manuelas Regie — falls es ihr Einfall war, ihn und Viktoria allein zu lassen — war ausgesprochen dilettantisch. Zum mindesten hätte sie das Bild ihres Vaters vom Schreibtisch entfernen sollen. Die dunklen Augen unter den buschigen Brauen, die ihn ironisch durchs Zimmer verfolgten, störten ihn maßlos. Er konnte Viktoria Mellin nicht neben dem Bild Georg Mellins seine Liebe erklären...
    »Darf ich Ihnen noch einen Cognac anbieten, Herr Guntram?« fragte Viktoria. Auch sie schien plötzlich nervös zu sein, wenn sie vielleicht auch noch immer nicht ahnte, welche dunklen Absichten Manuela mit ihrer Abwesenheit verfolgte.
    »Wenn Sie mir Gesellschaft leisten.«
    »Gut, ich nehme noch einen
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