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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel
Autoren: Horst Biernath
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Viktoria hinzuweisen. Man mußte ihr diese Peinlichkeit ersparen, tun ihr lädiertes Selbstbewußtsein nicht noch tiefer zu verletzen.
    Gregor ließ einen gereizten Knurrton hören: »Ich schließe mich Klaus Adami an. So billig sollten wir diesen Gangster nicht wegkommen lassen!«
    Guntram hielt ihm sein Glas entgegen, um es noch einmal füllen zu lassen, und reichte ihm auch Viktorias Glas zum Nachschenken.
    »Wenn Sie es mir erlauben. Frau Viktoria«, sagte er, »dann; möchte ich Herrn Freytag morgen nach seinem Besuch bei Zmorski im Geschäft empfangen. Sie müßten mir nur eine; kurzgefaßte schriftliche Erklärung mitgeben, daß ich in Ihrem! Namen und Auftrag zu handeln berechtigt bin. Denn völlig ungeschoren möchte ich ihn doch nicht davonkommen lassen.«
    »Wenn Sie es für notwendig halten...«
    »Und ob es notwendig ist«, rief Gregor zornig, »am liebsten würde ich mitgehen und dem Kerl eine Tracht Prügel j verpassen!«
    Guntram klopfte dem zornigen jungen Mann begütigend auf die Schulter: »Überlassen Sie ihn nur mir, Gregor, ich erledige das schon auf meine Weise.«
    »Die Rollen sind also verteilt«, sagte Manuela zu ihren drei Freunden, »kennt ihr euren Text?«
    »Jawohl«, antwortete Gerd Schickedanz im Namen aller.
    »Dann nehmt mir nicht übel, wenn ich euch jetzt 'rausschmeiße. Ich bin hundemüde, und morgen ist ein aufregender Tag.«
    »Aber Manuela«, rief Viktoria entsetzt, »was fällt dir ein? Du kannst doch die Herren nicht einfach auf die Straße setzen!«
    »Und ob ich kann«, sagte Manuela munter.
    »Machen Sie nicht solch ein entsetztes Gesicht, gnädige Frau«, grinste Klaus Adami, »unser Umgangston ist ein wenig rauh, aber unter der harten Schale sind wir weich wie Butter.« Er erhob sich und gab auch seinen Freunden einen Wink, sich zu empfehlen.
    Guntram hatte die Absicht, gemeinsam mit den drei jungen Leuten aufzubrechen. Er wollte sie noch zu einem Glas Bier einladen, denn Manfred Zöllner hatte ihm einen unerwarteten Dienst erwiesen, aber Manuela drückte ihn in den Sessel zurück: »Du bleibst noch hier, Bert! Du mußt Vicky noch die Vollmachtserklärung diktieren.«
    Die jungen Leute verabschiedeten sich. Manuela begleitete sie hinunter, da sie ihnen die Haustür aufsperren mußte. Sie winkte ihnen nach, bis der unter der Last ächzende DKW um die Ecke verschwand.
    »Habt ihr das gehört?« fragte Gerd Schickedanz. »Bert und du... Mir bleibt einfach die Spucke weg.«
    »Diese Mistbiene«, knurrte Manfred Zöllner.
    »Wenn ich ein Mädchen wäre...«, sinnierte Klaus Adami.
    »Ei, du loser Vogel«, kicherte Manfred Zöllner und hielt das Steuerrad zierlich mit zwei Fingern, »dann würde ich mit dir jetzt ins Grüne fahren.«
    »... dann würde ich mir diesen goldenen Karpfen wahrscheinlich auch angeln. Ich finde den Mann fabelhaft.«
    »Ich denke an Jürgen«, murmelte Gerd Schickedanz, »der arme Hund brennt doch für Manuela lichterloh.«
    »Und dann vom eigenen Onkel abgehängt zu werden...«
    »Da kommt zum Ödipuskomplex noch ein Onkelkomplex dazu«, stellte Manfred Zöllner fest. »Armes Schwein... «
    »Und ich habe so was schon geahnt, als Manuela sich damals nach der Party bei Jürgen vom lieben Onkel Herbert heimfahren ließ«, sagte Klaus Adami. »Man darf sein Mädchen eben niemals einem fremden Herrn anvertrauen, nicht mal dem eigenen Großvater. Laßt euch das eine Lehre für die Zukunft sein, liebe Brüder!«

24

    Viktoria zögerte nicht, die Vollmachtserklärung für Guntram auszustellen. Sie war froh, daß er ihr damit eine letzte Begegnung mit Freytag ersparte, bei dessen Anblick sie wahrscheinlich die Beherrschung verloren hätte. Der Zynismus, mit dem er es gewagt hatte, sich ihr zu nähern, erfüllte sie mit einem Ekel, der ihr fast einen Brechreiz verursachte. Als sie Guntram die Erklärung überreichte, sprach er von seiner Absicht, zu der morgigen Begegnung mit Freytag den Syndikus des Ikaros-Verlages mitzunehmen, Dr. Strachwitz, einen cleveren Juristen, mit dem er sich in den letzten Wochen ein wenig angefreundet hatte. Denn es ging ja nicht nur darum, Freytag die Pistole auf die Brust zu setzen, sondern auch Zmorski zur Herausgabe der beliehenen Apparate zu zwingen, und das konnte ein Mann wie Strachwitz, dem die einschlägigen Paragraphen über Hehlerei geläufig von der Zunge flössen, viel besser besorgen als er selber. Außerdem, aber war Strachwitz ein Mann von imponierender Figur, fast zwei Meter groß und hundert Kilo schwer, einst
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