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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel
Autoren: Horst Biernath
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und fragte: Übernehmen Sie für diesen Herrn Bürgschaft, Herr Architekt? Münnich war zuerst platt wie eine Flunder, Verzeihung, der Herr, ich verstehe immer Nummero 37... Dr. Münnich: Ganz recht, Herr Ober, Nummero 37! Heinrich: Ich höre immer wieder 37... Dr. Münnich wurde ungeduldig: und dann lachte er, daß ihm die Tränen in den Kragen liefen. Und dann wurde es ein sehr heiterer Abend. Der ersten Flasche von der Nummer 37 folgten noch drei weitere von der gleichen Sorte.«
    Manuela schüttelte sich vor Lachen. Aber dann wurde sie elegisch. »Ach, Bert, wenn ich meine früheren Kavaliere mit dir vergleiche... Jürgen Barwasser zum Beispiel...«
    »Was hast du gegen Jürgen? Er ist doch ein netter Junge.«
    »Gegen dich ist er einfach eine Niete. Allein schon, wenn ich an seine Unterhaltung denke. Und es ist mir doch piepegal, ob nun Hamburg oder Frankfurt Fußballmeister wird. Darüber redet er sich in Siedehitze.«
    »Ich muß dich enttäuschen. Ich bin genauso fußballverrückt.«
    »Gott, ein Mann wie du kann sich auch eine kleine Verrücktheit leisten«, meinte Manuela und zerdrückte das erste Löffelchen Walderdbeeren genießerisch auf der Zunge.
    Guntram war dabei, den Gorgonzola auf einer Scheibe Toast zu verteilen. Die Tischkerze spiegelte sich in dem dunklen Purpur des Barbera. Aus dem Aschbecher kräuselte ein Rauchfaden von der zerdrückten Zigarette empor.
    »Findest du eigentlich Vicky immer noch so wunderbar jung und schön?« fragte Manuela unvermittelt.
    Guntram legte das Messer auf den Tellerrand.
    »Allerdings«, murmelte er.
    »Vicky ist achtunddreißig. Ich glaube nicht, daß sie sich in den nächsten zehn oder fünfzehn Jahren sehr verändern wird. Sie wird sehr lange jung bleiben.«
    »Davon bin ich überzeugt«, nickte er.
    »Mach es mir doch nicht so schwer«, sagte Manuela und verteilte den kunstvoll aufgespritzten Schlagrahm über die Erdbeeren, »wenn ich dich schon nicht kriege, dann möchte ich dich doch wenigstens für die Familie retten. Natürlich müßtest du Vicky gern haben.« Sie sah Guntram forschend an.
    »Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest«, sagte er und schob den Gorgonzola zur Seite, »ich liebe deine Mutter. Aber ich fürchte, daß ich bei ihr nicht die geringste Chance habe.«
    »Du würdest sie heiraten?«
    »Auf der Stelle«, antwortete er nach einem tiefen Atemzug.
    »Wenn wir nicht im Lokal wären«, flüsterte sie und streichelte seine Hand, »und wenn nicht ein Dutzend Leute um uns herum säßen, würde ich dich jetzt küssen!«
    »Du brauchst auf niemanden Rücksicht zu nehmen.«
    Manuela betupfte sich mit der Serviette den Mund, sie erhob sich von ihrem Platz, ging um den Tisch herum, nahm Guntrams Gesicht in beide Hände, beugte sich zu ihm herab und küßte ihn auf den Mund. Niemand im Restaurant zweifelte daran, daß es der reizenden Tochter des seriös wirkenden Herrn während des Essens gelungen sei, ihrem Papa ein neues Kleid oder ein Schmuckstück abzuluchsen.
    »Väterchen«, sagte sie etwas atemlos, »einen besseren Mann wie dich können wir nicht bekommen. Und ich schwöre dir, daß Vicky auch nicht eine Sekunde zögern wird, ja zu sagen!«

23

    Viktoria setzte eine Kalte Ente an. Sie hatte dazu vier Flaschen Mosel und zwei Flaschen Sekt besorgt, genug, um den Bowlenkrug zweimal zu füllen. Die Eiswürfel für den Einsatz lagen bereit, und die Zitrone hatte Gregor in einem langen Streifen abgeschält.
    Über der Stadt hatte sich ein schweres Gewitter entladen. Jetzt zog es nach Osten ab, hinter einem schwarzen Vorhang, der die halbe Himmelskuppe bedeckte und noch immer von Blitzen zerrissen wurde. Die Uhr ging auf halb neun. Gregor wurde nervös, denn von Guntram und Manuela war noch keine Spur zu entdecken.
    »Ob ich den »Reichsadler anläuten soll, Mutti?«
    »Nein, Gregi, Herr Guntram und Manuela wissen doch, daß die jungen Leute um halb neun erscheinen.«
    Sie kamen pünktlich. Um halb neun fuhr der uralte DKW von Manfred Zöllner vor, aus dem er mit seinen Freunden Adami und Schickedanz herauskletterte. Und fast im gleichen Moment bog Guntrams Wagen um die andere Straßenecke. Viktoria füllte den Bowlenkrug halb mit Wein und holte den Sekt aus dem Eisschrank. Gregor durfte den Pfropfen springen lassen und das Getränk fertigmachen. Zigaretten, Salzstangen und Erdnüsse standen auf dem Tisch bereit. Sie kamen, und Klaus Adami, der Mann von Welt, hatte sogar daran gedacht, Viktoria ein biedermeierlich gebundenes Sträußchen von
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