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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel
Autoren: Horst Biernath
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die Fünfzigmarkscheine heraus und zählte dreißig ab. 1500 Mark... In Hundertern hätte das Bündel nicht halb so gewichtig ausgesehen. Er grinste zufrieden und steckte das übrige Geld in das Brieftaschenfach zurück.
    In seinem Kleiderschrank stand ein alter Koffer aus Vulkanfiber. Er brauchte ihn zuweilen, wenn er seine Laborkittel zur Wäscherei bringen ließ. Er riß drei oder vier gebrauchte Kittel aus dem Koffer und stopfte sie in den Schrank. Die Apparate nahmen nicht viel Platz ein. Er würde sie in dem Koffer leicht unterbringen.
    »Ich laufe schnell mal zur Wäscherei hinüber, Wohlers«, sagte er zu dem jungen Mann im Laden, »meine Labormäntel...«
    »Wozu haben wir eigentlich Lehrlinge?« fragte Wohlers.
    »Ich muß mit den Leuten selber reden. Die Mäntel werden in letzter Zeit saumäßig gebügelt. Ich bin bald zurück.«
    Klaus Adami, scheinbar in die Sommerhosenauslage von Griebel & Wittmann vertieft, sah Freytag daherkommen und warf den Herren Guntram und Strachwitz, die im Wagen saßen und taten, als suchten sie auf einer Karte das nächste Reiseziel, einen warnenden Blick zu. Guntram saß mit dem Rücken gegen das Geschäft, er konnte es sich nicht leisten, sich nach Freytag umzudrehen. Strachwitz musterte Freytag mit gleichgültigem Blick. Freytag selber schenkte dem parkenden Wagen nicht die geringste Beachtung.
    »Komisch«, murmelte Strachwitz, »aber wenn Sie mich fragen, Guntram, was ich von dem Kerl halte, dann kann ich nur sagen, er geht wie ein Sieger dahin.«
    Guntram sah Freytag nach: »Die Rechnung geht auf«, sagte er. »Den Koffer für die Apparate hat er dabei. Ich gäbe was dafür, sein Gesicht zu sehen, wenn er Zmorski die Botschaft präsentiert.«
    Klaus Adami folgte Freytag in weitem Abstand. Drüben stieß sich Gerd Schickedanz von der Sicherungsstange des Juwelierschaufensters ab und folgte Freytag auf der anderen Straßenseite. Guntram wartete ab, bis Freytag und seine beiden Verfolger im Passantenstrom verschwunden waren, dann verließ er mit Herrn Strachwitz den Wagen. Sie gingen zum Mellinschen Geschäft, wo der junge Balzer sie bereits erwartete. Er führte die Herren in das Büro, das Freytag vor wenigen Minuten verlassen hatte. Guntram entdeckte die Schnitzel des Umschlags auf den ersten Blick, denn einige waren neben den Papierkorb auf den Axminsterteppich geflattert. Der von Freytag über den Bürostuhl geworfene weiße Laborkittel lag schlaff und mit hängenden Ärmeln über der Lehne, wie ein Gewand, das ein Gespenst zurückgelassen hatte.
    »Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein, Herr Balzer«, sagte Guntram und rieb sich die Hände. »Jetzt heißt es für uns nur noch abzuwarten. Ohne Tee. Dabei habe ich einen höllischen Durst...«
    »Ich kann Ihnen etwas holen lassen«, sagte Balzer gefällig.
    Auch Herr Strachwitz hatte eine trockene Kehle: »Aber ich möchte nichts Kaltes trinken, sonst koche ich über. Können Sie mir eine Tasse Kaffee besorgen lassen?«
    Auch Guntram entschied sich für Kaffee, und Balzer eilte davon, um das Lehrmädchen, das in solchen Aufträgen Übung besaß, über die Straße in das nächste Café zu schicken. Es war unerträglich warm. Strachwitz öffnete das Fenster, aber die im Lichtschacht gestaute Hitze fuhr wie aus einem Backofen ins Zimmer und ließ ihn das Fenster schleunigst wieder schließen. Er sah sich im Zimmer tun, öffnete die Schranktür, entdeckte die auf den Schrankboden geworfenen Kittel, und untersuchte das neben dem Waschbecken hängende Handtuch.
    »Sherlock Holmes...«, bemerkte Guntram und grinste.
    »Ich werde das Gesicht von dem Kerl nicht los«, murmelte Strachwitz und ließ das nasse Handtuch gegen die Wand fallen. »Dem Burschen scheint zunächst der Schweiß ausgebrochen zu sein. Und dann hat er einen Einfall gehabt... Denn der Eindruck, den er auf mich machte, war, daß er weder nervös noch ängstlich...«
    »Warum auch? Warum sollte er ängstlich sein? Jetzt wittert er doch seine Chance, die Apparate von Zmorski billig oder sogar umsonst zurückzubekommen. Ich gäbe wahrhaftig etwas dafür, sein Gesicht zu sehen.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt, Guntram«, unterbrach ihn Herr Strachwitz und hob witternd die Nase, »aber jetzt stinkt etwas in dieser Geschichte. Riechen Sie es nicht?«
    Das Lehrmädchen erschien mit dem Kaffee, knickste und stellte das Tablett mit zwei Portionskännchen auf den Schreibtisch.
    »Danke, mein Kind«, sagte Strachwitz und kniff die Kleine in die Wange.
    »Tun Sie
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