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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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nächsten Leben jagen. Ich werde meinen Bruder rächen. Und in dem Kampf, der kommen wird, werde ich ihr das Herz herausreißen und es verbrennen.«
    Du wirst schreiend sterben, und sie wird dich in alle Ewigkeit zu ihrem Sklaven machen.
    » Du bist lästig.« Der Rabe flog auf, und Hoyt warf den Dolch nach ihm. Er verfehlte sein Ziel, aber der Feuerblitz, den er aus der freien Hand abschoss, traf genau. Der Rabe kreischte, und nur noch Asche fiel zu Boden.
    Angewidert betrachtete Hoyt den Dolch. Ganz knapp verfehlt; wenn er nicht verletzt gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich getroffen. Zumindest das hatte Cian ihm beigebracht.
    Aber jetzt musste er die verdammte Kreatur erst einmal holen. Vorher nahm er noch eine Hand voll Salz aus der Satteltasche und streute es über die Asche des Vogels. Dann ergriff er seinen Dolch und bestieg mit zusammengebissenen Zähnen sein Pferd.
    »Sklave für alle Ewigkeit«, murmelte er. »Das wollen wir doch erst mal sehen, was?«
    Er ritt weiter, vorbei an grünen Feldern und an wolkenverhangenen Hügeln. Da seine Rippen einen Galopp nicht ausgehalten hätten, hielt er sein Pferd im Schritt. Dabei döste er ein und träumte, er wäre wieder auf der Klippe und kämpfe mit Cian. Dieses Mal jedoch war er derjenige, der hinunter auf die Felsen stürzte.
    Erschreckt fuhr er hoch. Nicht nur der Traum, auch der Schmerz hatte ihn geweckt. Solche Schmerzen konnten doch nur Tod bedeuten.
    Sein Pferd graste am Wegesrand, und ein Stück davon entfernt baute ein Mann mit einer spitzen Kappe eine Mauer aus grauen Steinen. Sein Spitzbart war gelb wie der Ginster, der auf dem niedrigen Hügel wuchs, und seine Handgelenke dick wie drei Arme.
    »Guten Tag, Sir, da Ihr jetzt aufgewacht seid.« Der Mann tippte sich grüßend an die Kappe und bückte sich nach einem weiteren Stein. »Ihr seid heute schon weit gereist.«
    »Ja, in der Tat.« Allerdings war er sich nicht ganz sicher, wo er sich befand. Er hatte Fieber und spürte, wie es ihm den Kopf benebelte. »Ich will nach An Clar, auf das Land der Mac Cionaoith. Wo bin ich hier?«
    »Dort, wo Ihr seid«, erwiderte der Mann fröhlich. »Vor Anbruch der Nacht wird Eure Reise nicht vorbei sein.«
    »Nein.« Hoyt blickte den Weg entlang, der sich schier endlos erstreckte. »Nein, nicht vor Anbruch der Nacht.«
    »Hinter dem Feld ist eine Hütte mit einem Feuer im Herd, aber Ihr habt keine Zeit, um Euch hier aufzuhalten. Nicht, wenn Ihr noch so weit reiten müsst. Und während wir sprechen, verfliegt die Zeit. Ihr seid erschöpft«, sagte der Mann mitfühlend. »Aber Ihr werdet noch erschöpfter sein, ehe Ihr angekommen seid.«
    »Wer seid Ihr?«
    »Nur ein Wegweiser. Wenn Ihr zur zweiten Gabelung kommt, haltet Euch in westlicher Richtung. Wenn Ihr den Fluss hört, folgt ihm. An einer Eberesche befindet sich ein heiliger Brunnen, der Brunnen von Bridget, die manche jetzt als Heilige bezeichnen. Dort könnt Ihr Eure müden Knochen für die Nacht ausruhen. Zieht einen Kreis um Euch, Hoyt, der Zauberer, denn sie kommen, um Euch zu jagen. Sie warten nur darauf, dass die Sonne untergeht. Ihr müsst am Brunnen in Eurem Kreis sein, bevor es so weit ist.«
    »Wenn sie mich verfolgen und jagen, führe ich sie doch direkt zu meiner Familie.«
    »Sie sind ihnen nicht fremd. Ihr tragt Morrigans Kreuz und lasst es bei den Euren. Das und Euren Glauben.« Die Augen des Mannes waren blass und grau, und einen Moment lang schien es, als spiegelten sich Welten darin. »Wenn Ihr scheitert, ist bei Samhain mehr verloren als Euer Blut. Brecht jetzt auf. Die Sonne steht bereits im Westen.«
    Was hatte er schon für eine Wahl? In seinem Fieberwahn kam ihm alles nur noch vor wie ein Traum. Der Tod seines Bruder und seine Vernichtung. Die Kreatur auf der Klippe, die sich Lilith genannt hatte. Hatte ihn tatsächlich die Göttin besucht, oder war er immer noch in einem Traum gefangen?
    Vielleicht war er ja schon tot und befand sich gerade auf dem Weg in das Leben danach.
    Aber an der Gabelung schlug er den Weg nach Westen ein, und als er den Fluss hörte, lenkte er sein Pferd darauf zu. Eisige Schauer durchrannen ihn, vom Fieber und von dem Wissen, dass die Sonne bereits sank.
    Erschöpft glitt er vom Pferd und lehnte sich außer Atem an den Hals des Tieres.
    Die Wunde an seiner Hand brach wieder auf und färbte den Verband rot. Die untergehende Sonne bildete bereits einen roten Feuerball.
    Der heilige Brunnen war ein niedriges Viereck aus Stein an einer Eberesche. Menschen, die
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