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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Tod ist …« Ohne auf den Regen zu achten, schob sie ihre Kapuze zurück. »Komplex. Du bist zu jung, um seine Größe zu verstehen. Ich gab ihm ein kostbares, mächtiges Geschenk.«
    »Du hast ihn verdammt.«
    »Oh.« Sie machte eine geringschätzige Geste. »Ein kleiner Preis für die Ewigkeit. Ihm gehört jetzt die Welt, und er nimmt sich, was immer er begehrt. Er weiß mehr, als du dir jemals träumen lässt. Er gehört jetzt mir, mehr als er jemals dein war.«
    »Dämon, sein Blut klebt an deinen Händen, und bei der Göttin, ich werde dich vernichten.«
    Sie lachte fröhlich, wie ein Kind, dem man einen besonderen Leckerbissen verspricht. »An meinen Händen, in meiner Kehle. So wie mein Blut in seinem. Er ist jetzt wie ich, ein Kind der Nacht und der Schatten. Willst du etwa auch deinen eigenen Bruder vernichten? Deinen Zwillingsbruder?«
    Der schwarze Bodennebel glitt wie Seide auseinander, als sie hindurchschritt. »Ich rieche deine Macht und deine Trauer und auch dein Staunen. Hier, an dieser Stelle, biete ich dir ein Geschenk an. Ich werde dich wieder zu seinem Zwillingsbruder machen, Hoyt Mac Cionaoith. Ich schenke dir den Tod, der ewiges Leben ist.«
    Er senkte seinen Stab und blickte sie durch den Regenschleier hindurch an. »Sag mir deinen Namen.«
    Sie schwebte jetzt über dem Nebel, und ihr roter Umhang bauschte sich. Über dem eng geschnürten Mieder ihres Kleides wölbten sich die weißen Halbkugeln ihrer Brüste. Er verspürte schreckliche Erregung, obwohl er den scharfen Gestank ihrer Macht roch.
    »Ich habe so viele«, entgegnete sie und berührte seinen Arm – wie war sie ihm so nahe gekommen? – mit der Fingerspitze. »Willst du meinen Namen sagen, wenn wir uns vereinen? Willst du ihn auf den Lippen schmecken, so wie ich dich schmecke?«
    Seine Kehle war trocken und brannte. Er ertrank in ihren blauen, zärtlichen Augen. »Ja, ich will wissen, was mein Bruder weiß.«
    Wieder lachte sie, aber dieses Mal war es ein kehliger Laut. Hungrig wie bei einem wilden Tier. Und die sanften, blauen Augen röteten sich.
    »Eifersüchtig?«
    Sie streifte seine Lippen mit ihren, und sie waren kalt, bitterkalt. Und doch so verführerisch. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. »Ich will sehen, was mein Bruder sieht.«
    Er legte seine Hand auf eine weiße Brust, aber darunter regte sich nichts. »Sag mir deinen Namen.«
    Lächelnd entblößte sie ihre weißen Eckzähne. »Es ist Lilith, die dich nimmt. Es ist Lilith, die dich macht. Dein Blut wird sich mit meinem mischen, und wir werden diese Welt und alle anderen Welten beherrschen.«
    Sie warf den Kopf zurück, und in diesem Augenblick stieß Hoyt ihr mit aller Kraft seinen Stab mitten ins Herz.
    Ihr Schrei zerriss die Nacht und mischte sich in das Heulen des Sturms. Er war nicht menschlich und auch nicht der eines wilden Tieres. Sie war der Dämon, der ihm seinen Bruder genommen hatte, der seine böse Natur hinter kalter Schönheit verbarg und aus einem Herzen blutete, das nicht schlug.
    Zuckend stieg sie empor in die Blitze, die den Himmel zerrissen. Vor Entsetzen versagte ihm die Stimme, und die Worte, die er eigentlich sprechen musste, wurden in dem Blut ertränkt, das sich wie klebriger Nebel auf ihn legte.
    »Wie kannst du es wagen!«, zischte sie wütend mit schmerzverzerrter Stimme. »Du willst deine armselige Zauberkraft auf mich anwenden? Ich wandere seit tausend Jahren durch die Welt.« Sie fuhr sich über die Wunde und streckte ihre blutige Hand aus.
    Und als die Tropfen auf Hoyts Arm fielen, zerschnitten sie die Haut wie Messer.
    »Lilith! Du bist ausgestoßen! Lilith, du bist bezwungen! Bei meinem Blut.« Er zog einen Dolch aus seinem Umhang und stach in seine Handfläche. »Beim Blut der Götter, das durch meine Adern fließt, kraft meiner Geburt, verstoße ich dich …«
    Dicht am Boden kam etwas auf ihn zugeflogen und stürzte sich mit wilder, wütender Kraft auf ihn. Sie rangen miteinander und stürzten über die Klippe auf die zerklüfteten Felsen darunter. Durch Wellen von Schmerz und Angst hindurch sah er das Gesicht des Geschöpfs, das einmal sein Bruder gewesen war.
    Hoyt roch Tod und Blut, und an den roten Augen erkannte er, dass sein Bruder ein wildes Tier geworden war. Und doch flackerte noch ein winziges Licht der Hoffnung in seinem Herzen.
    »Cian. Hilf mir, ihr Einhalt zu gebieten. Noch haben wir eine Chance.«
    »Fühlst du, wie stark ich bin?« Cian legte seine Hände um Hoyts Hals und drückte zu. »Und das ist nur der Anfang.
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