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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Schlacht, noch nicht einmal durch Magie, sondern durch etwas unvorstellbar Böses. War das der Lohn für alles, was er getan hatte?
    Er schwenkte die Hand vor dem Feuer, und die Flammen züngelten empor. Er warf die Arme hoch, und der Sturm nahm an Gewalt zu, sodass der Wind heulte und kreischte wie eine gefolterte Frau. Das Haus erbebte unter seiner Macht, und die Häute vor den Fenstern waren straff gespannt. Ein kalter Windstoß drang in den Raum, warf Flaschen um und blätterte die Seiten seiner Bücher um. Und er hörte das kehlige Kichern der schwarzen Magie darin.
    Nicht einmal in seinem Leben war er von seiner Bestimmung abgewichen. Nicht ein einziges Mal hatte er seine Gabe für Schlechtes missbraucht oder sich mit den schwarzen Künsten befasst.
    Vielleicht, so dachte er, würde er darin jetzt die Antwort finden. Seinen Bruder wiederfinden. Musste man Böses nicht mit Bösem bekämpfen?
    Entschlossen sprang er auf und achtete nicht auf die Schmerzen in seinem Brustkorb. Streckte beide Hände über der Truhe aus, die er mit Magie verschlossen hatte. Als der Deckel aufsprang, holte er das Buch hervor, das er seit Jahren dort sicher verwahrte.
    Es enthielt Zaubersprüche, dunkle, gefährliche Formeln. Zauber, die Menschenblut und Menschenschmerz erforderten. Zaubersprüche für Rache und Gier, die sich an eine dunkle Macht wandten.
    Das Buch lag heiß und schwer in seinen Händen, und er spürte die Verführung, die von ihm ausging, spürte, wie es mit lockenden Fingern nach seiner Seele griff. Du kannst alles haben. Sind wir nicht besser als die anderen? Lebende Götter, die alles nehmen können, wonach sie begehren?
    Wir haben das Recht dazu. Wir sind keinen Regeln und Gesetzen unterworfen.
    Sein Atem ging stoßweise, denn er wusste, was passieren konnte, wenn er es akzeptierte, wenn er in beide Hände nahm, was niemals zu berühren er geschworen hatte. Namenloser Reichtum, unaussprechliche Macht, ewiges Leben. Rache.
    Er musste nur die Worte sagen, das Weiße zurückweisen und das Schwarze annehmen. Der Schweiß lief ihm über den Rücken, während um ihn herum die jahrtausendealten Stimmen wisperten:
    Nimm. Nimm. Nimm.
    Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, und er sah seinen Bruder vor sich, wie er ihn im Staub am Wegesrand gefunden hatte. Blut rann aus den Wunden an seinem Hals und beschmierte seine Lippen. Bleich, dachte Hoyt. So bleich war sein Gesicht gegen das nasse, rote Blut.
    Cians Augen, lebhaft und blau, öffneten sich. Solcher Schmerz stand in ihnen, solches Entsetzen. Flehend blickte er Hoyt an.
    »Rette mich. Nur du kannst mich retten. Es ist nicht Tod, wozu ich verdammt bin. Dies ist schlimmer als die Hölle, als jede Qual. Hol mich zurück. Frag nicht, was es dich kostet. Möchtest du denn, dass ich in Ewigkeit brenne? Um unseres Blutes willen, Hoyt, hilf mir.«
    Hoyt erschauerte. Es lag nicht an dem kalten Wind, der durch die Fensterhäute drang, und auch nicht an der Feuchtigkeit in der Luft. Er stand an einem eisigen Abgrund.
    »Ich würde mein Leben für deins geben. Das schwöre ich bei allem, was ich bin, was wir waren. Ich würde dein Schicksal auf mich nehmen, Cian, wenn ich vor der Wahl stünde. Aber ich kann es nicht. Nicht einmal für dich.«
    Die Erscheinung auf dem Bett ging in Flammen auf, und die Schreie, die ertönten, waren nicht menschlicher Natur. Hoyt heulte auf vor Qual und warf das Buch zurück in die Truhe. Mit letzter Kraft sprach er den Zauberspruch, der das Schloss versiegelte, bevor er zu Boden sank.
    Dort rollte er sich zusammen wie ein Kind, das keinen Trost fand.
     
    Vielleicht schlief er. Vielleicht träumte er. Aber als er erwachte, war der Sturm vorüber. Licht drang in den Raum, klar und hell, und blendete ihn. Blinzelnd richtete er sich auf, zuckte jedoch zusammen, als seine gebrochenen Rippen protestierten.
    In der Wärme, die von dem Licht ausging, schimmerte es rosig und golden. Es roch nach fruchtbarer, feuchter Erde, und er stellte fest, dass das Torffeuer immer noch glühte.
    Er konnte die Umrisse einer weiblichen Gestalt erkennen, deren Schönheit er mehr erahnte, als dass er sie sah.
    Dies war kein Dämon, der sein Blut wollte.
    Er biss die Zähne zusammen und kniete sich hin. Immer noch schwangen Wut und Trauer in seiner Stimme mit, als er mit gesenktem Kopf murmelte: »Herrin.«
    »Kind.«
    Das Licht teilte sich vor ihr. Ihre feuerroten Haare flossen in seidigen Wellen über ihre Schultern. Ihre Augen waren grün wie das Moos im Wald und
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