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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition)
Autoren: Thomas Fröhlich
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entspannt in einem nüchternen Raum, der von einer flackernden Neonröhre beleuchtet wurde. Drei Seziertische standen in gebührendem Abstand voneinander, eine zugedeckte Leiche lag auf einem von ihnen. Lohmann hatte seinen Stuhl neben diesen Tisch platziert und betrachtete nachdenklich die Falten des Leichentuchs. Seine Kollegen mochten ihn für herzlos halten, aber er war es nicht. Er hielt Wache neben der Leiche dieses hübschen Mädchens und wollte hierbleiben, bis ihre Eltern ankamen. Sobald man die Personalien der Toten festgestellt hatte, hatte man die Eltern benachrichtigt. Sie lebten im tiefsten Schwaben auf dem Land und der Vater hatte darauf bestanden, den Leichnam seiner Tochter persönlich zu identifizieren. Er hatte sich gegen den Widerstand der dortigen Beamten mit seiner Frau in den Wagen gesetzt und war nun auf dem Weg nach Berlin.
    Wie es den Eltern auf der Autobahn wohl gerade erging? Lohmann überlegte. Eigentlich entsprach das Opfer fast dem Klischee der neu zugezogenen Bewohner Berlins. Jasmin Wagner war gerade mal 26 Jahre alt, von Beruf Grafikerin bei einer erfolgreichen Werbeagentur in Mitte und wohnte in einer Altbauwohnung am Prenzlauer Berg. Sie war vor einigen Jahren nach Berlin gekommen, um dem schönen, aber einfachen Elternhaus, dem engen Dorf und den eindimensionalen Freunden zu entkommen. Sie hatte ihr Glück in der großen Stadt versuchen wollen. Sie hatte neue Freunde gefunden, ihre Karriere war auf dem richtigen Weg und so schien ihre Flucht sich ausgezahlt zu haben. Dass all diese Träume so abrupt auf dem Rasen des Volksparks enden würden, hatte niemand voraussehen können. Umso größer musste das Entsetzen der Eltern sein, die sich gerade daran gewöhnt hatten, die Tochter an die ferne Stadt verloren zu haben. Er konnte ihren Schmerz nicht einmal erahnen, dachte Lohmann. Das Einzige, was er machen konnte, war hier auf die Eltern zu warten und ihnen beizustehen, wenn sie dem traurigen Schicksal ihrer Tochter auf dem Seziertisch begegneten. Es war eine Aufgabe, die kein Polizist gerne übernahm und Dieter war sehr froh gewesen, als Lohmann ihn nach Hause schickte. Einer musste es ja machen und es war schließlich sein Fall.
    Zum Glück hatte er keine Kinder. Dann würde ihn die Situation sicherlich noch mehr treffen. Er kannte Kollegen, die bei solchen Fällen sehr schnell ihre professionelle Distanz und damit oft auch die Beherrschung verloren. Vor allem, wenn es sich um Verbrechen an Kindern, Ehefrauen oder sonstigen wehrlosen Familienmitgliedern handelte. Nein, nein, es hatte in diesem Beruf schon seine Vorteile, kinder- und partnerlos zu sein.
    Jasmin war wirklich ein schönes Mädchen gewesen. Der Türsteher des Palais hatte sie als sehr lebensfroh beschrieben. Sie war dort offensichtlich ein- und ausgegangen. Alle kannten und mochten sie. Dann hatte sie eine falsche Abzweigung im Park genommen und war ihrem Mörder in die Arme gelaufen. Dem so genannten Vampirmörder, dachte Lohmann grimmig.
    Einen Vorteil hatte diese Wache natürlich, schoss es ihm zugleich durch den Kopf. Es war bereits nach Mitternacht und wenn der Mörder wirklich ein Vampir war, so musste sich sein Opfer doch sicherlich auch in einen Vampir verwandeln. Da er hier wartete, würde er Zeuge ihres Erwachens werden. Sollte sie sich aber nicht rühren, hätte er zumindest die Bestätigung, dass es sich um einen gewöhnlichen Verbrecher handelte und die Zeitungen nur Humbug schrieben. Die Tür knarrte und Lohmann fuhr erschrocken zusammen. Ein junger Mann steckte seinen Kopf in den Raum.
    "Die Eltern sind gerade angekommen."
    "Gut, ich komme", brummte Lohmann und erhob sich.
    Er musste den Täter endlich finden, ärgerte er sich. Neun tote Frauen in einem halben Jahr und immer noch keine heiße Spur! Wenn er jetzt schon anfing die Möglichkeit der Existenz von Vampiren zu erwägen, dann lief was Grundsätzliches falsch. So konnte es nicht weitergehen. Er brauchte Ergebnisse und keine Mutmaßungen, dachte er, während er zur Tür ging. Der Mörder, ob nun Mensch oder Vampir, musste schnellstmöglich gefunden werden, ehe er noch mehr unschuldige Leben rauben konnte.
    Doch vorher musste er sich um die Eltern kümmern. Es würde eine lange schlaflose Nacht werden.
     
     

Rauchschwaden waberten durch die Kellerbar . Mittlerweile hatten sich doch noch einige Gäste eingefunden und gegen Mitternacht hatte Arno seinen Angestellten die Anweisung gegeben, Aschenbecher auf die Tische zu stellen, um den
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