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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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reinkommen.“
    „Nein.“
    „Bitte. Ich vermisse dich.“
    Aha. Die drei magischen Worte, die jede normale Frau neben „Ich liebe dich“, „(Name einsetzen), heirate mich!“ oder „Ich bin ein Arschloch“ und „Nimm meine Kreditkarte!“ gern hört.
    Er vermisst mich.
    „Bitte.“
    Und er sagt bitte … „Okay. Wir können reden. Aber Iris ist hier.“
    „Ist sie zu Besuch?“
    „Nicht so ganz.“
    „Komm mit zu mir.“
    Er hat also schon eine Wohnung. „Ich gehe nicht mit zu dir.“ Glaubt er denn, ich falle ihm sofort wieder in die Arme, einfach so? Verdiene ich nicht wenigstens ein bisschen Süßholzgeraspel?
    „Warum hängt denn ein Bild mit lauter Nackten an deiner Wand?“
    Gemeint ist Tims Weihnachtsgeschenk, das über dem Sofa im Wohnzimmer hängt. Ich habe in meinem Zimmer keinen freien Fleck mehr.
    „Es ist ein Geschenk.“
    „Komisches Bild.“
    „Na dann sieh nicht hin.“ Ist er deswegen hergekommen? Um mich zu beleidigen?
    „Tut mir Leid“, sagt er und berührt sanft meinen Arm. „Ich habe offensichtlich ein Händchen dafür, mich unmöglich zu benehmen, obwohl ich nur nett sein will. Hast du Lust, mit mir in den Park zu gehen?“
    In den Park? Feine Idee! „Es ist Winter!“
    „Es ist schön draußen. Ich halte dich warm. Bitte.“
    „Okay.“
    Was ist los mit mir?
    Wir sitzen am Schwanenteich, der zu dieser Jahreszeit allerdings schwanenlos ist. Jeremy zieht sich den Mantel aus, so dass wir uns draufsetzen können. Ist schon ganz süß.
    Kann es sein, dass er sich verändert hat?
    Es kümmert ihn nicht einmal, dass er friert. Er denkt nur an mich.
    Es kann sein.
    Er legt seine Hand auf mein Knie. „Das mit Crystal tut mir Leid.“
    Ja, mir auch. „Ist es vorbei?“
    „Ja. Ehrlich.“
    Ich hätte schon gern ein paar mehr Details über ihre Beziehung, aber wahrscheinlich ist es besser, wenn ich sie nicht kenne. Ich
will
sie nicht kennen. Hat sie Schluss gemacht? Vielleicht war es auch umgekehrt. Aber was, wenn sie ihn sitzen gelassen hat? Möchte ich wirklich mit dem Versetzten von jemand anderem zusammen sein? Was, wenn er nur mit mir zusammen sein will, weil ich hier lebe und sie nicht?
    Meine Finger streicheln über seine Hand. Ich stelle fest, dass seine Nägel sehr gepflegt aussehen. So gefeilt, als wäre er zur Maniküre gegangen.
    Er beugt sich zu mir und küsst mich. Ich küsse ihn zurück. Das bekannte Gefühl seiner Lippen ist schön. Ich schätze, wir kommen wieder zusammen.
    Er will mir seine Wohnung zeigen, also gehe ich mit. Er hat ein kleines Zwei-Zimmer-Apartment, und ich erkenne die graue Couch und die Regale aus Uni-Tagen. Überall auf dem Boden stehen Kisten.
    „Netter Ort zum Leben“, stelle ich fest. Er nimmt meine Jacke und hängt sie über seinen scheinbar neu erstandenen Kleiderständer. Scheinbar neu erstanden, weil der Fuß noch in einer rechteckigen Kiste steht.
    „Danke. Meine Mutter hat ihn aufgetan.“ „Das war nett von ihr. Wann bist du eingezogen?“ „Vor zwei Tagen.“ Er streicht mir mit den Fingerspitzen über die Wange und legt sie dann in meinen Nacken. Wir küssen uns. Und küssen uns weiter, bis er einen Schritt zurücktritt. „Lust, das Schlafzimmer einzuweihen?“
    Will ich ihn wirklich wiederhaben?
    Seine Hände ziehen Linien auf meinem Rücken.
    „Kann ich erst duschen?“
    „Ich hole dir ein Handtuch.“
    Er sucht nach einem weichen grauen Handtuch aus seinem Wäscheschrank und legt es mir über die Schultern. Früher habe ich es geliebt, wenn er das gemacht hat. Wir haben zusammen geduscht, und dann hat er mich noch einige Minuten unter dem warmen Strahl allein gelassen. Gleich würde ich aus der Dusche kommen, und er würde mir das Handtuch um meinen Körper wickeln, mich dabei sanft auf die Lippen küssend.
    An jeder Seite des Badezimmerspiegels hängt eine Reihe mit Halogenlampen. Ganz schön schick für eine Junggesellenwohnung. Die Sonne scheint durch die Ritzen der Plastikjalousien und wirft gitterstabartige Schatten auf die hellblauen Fußbodenkacheln. Was hat er wohl in dem Spiegelschrank? Ich öffne langsam, jedes Geräusch vermeidend, die Tür und sehe eine kleine weiße Schachtel. Ist das eine Packung Kondome? Hebt er seine Kondome im Badezimmer auf? Hatte er schon Sex unter der Dusche? Würde ich mit ihm das Schlafzimmer, nicht aber die Wohnung einweihen, weil er mit irgend so einem Mädel schon Sex hinter dem dunkelblauen Duschvorhang hatte, der so gut zum Vorleger passt?
    Ruhig Blut. Gib dem Mann eine
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