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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel
Autoren: Sarah Mlynowski
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habe ich vermutlich wirklich in der Bar vergessen. Vielleicht hat eine der üppigen Barfrauen es gefunden und für mich aufbewahrt.
    Ring. Ring. Ring. Sie sollten besser aufhaben. Warum sollten sie nicht aufhaben? Weil es der Neujahrstag um 14:00 Uhr ist. Deswegen. Es ist Feiertag. Es ist Mittag. Sie sind vermutlich unterwegs und haben mit meiner VISA-Karte Spaß.
    „Orgasm.“ Doch offen! Super!
    „Hallo! Ich glaube, ich habe gestern mein Portemonnaie liegen lassen.“
    „Ich habe keine Portemonnaies gefunden.“
    „Sind Sie sicher?“
    „Ja, keine Portemonnaies. Tut mir Leid.“
    „Könnten Sie nicht wenigstens mal nachsehen, bitte.“ Meine Stimme nimmt langsam einen hysterischen Tonfall an. Ich glaube, dieser Mensch hat keine Ahnung, was für ein nachlässiges Element er in dieser Untersuchung ist.
    „Warten Sie eine Sekunde.“
    Ich höre ihn im Hintergrund herumkramen. Fünf Minuten später kommt er zurück. Ich dachte schon, er hätte mich vergessen.
    „Kein Portemonnaie, sorry. Haben Sie wirklich schon überall nachgesehen?“
    Warum fragen die Leute das immer, wenn man was verloren hat? Was erwarten sie denn für eine Antwort? O ja, Mensch, dank deines hellsichtigen Tipps fällt mir ein, dass ich noch gar nicht hinter dem Sofa nachgesehen habe? „Ja, ich bin sicher.“
    „Können Sie sich erinnern, wo Sie es gelassen haben?“
    „Ja, an Ihrem Tresen.“
    „Tut mir Leid. Dann muss es jemand mitgenommen haben.“
    Scheiße, danke.
    Verflucht sei das Rosinenauge.
    Ich rufe Sam bei Marc an.
    Marc geht ran. „Hallo?“
    „Hi, Marc, wie geht’s dir?“
    „Gut, und dir?“
    „Gut. Kann ich bitte Sam sprechen?“ Ich habe keine Zeit für Marcs nicht stattfindende Konversation. Ich persönlich denke ja, Sam hätte bei Ben bleiben sollen. Er hat wenigstens eine Persönlichkeit, auch wenn er trinkt.
    „Sicher. Einen Moment.“
    Ich höre sie kichern. „Hallo!“ quietscht sie. „Wie geht’s dir?“
    „Wie es mir geht? Was denkst du wohl, wie es mir geht? Sag mir bitte sofort, was eigentlich los ist.“
    „Ich hätte dich auch angerufen. Guten Morgen. Glückliches Neues Jahr!“
    Warum müssen heute alle so schreien? „Schsch. Dir auch ein glückliches Neues Jahr.“
    „Ich bin nicht mehr böse auf dich, wenn es das ist, warum du anrufst. Alles ist gut. Wir sind wieder zusammen.“ Sie kichert erneut.
    „Das höre ich. Es scheint, du ziehst aus.“ Warum geht es ihr so gut, wenn es mir so schlecht geht? Sollten Freunde nicht mitleiden?
    „Du hast also mit deiner Schwester gesprochen, hm? Tut mir Leid, dass du es nicht von mir persönlich erfahren hast. Ich wollte dich nicht wecken, als ich gegangen bin. Du warst gestern nicht gerade in Topform. Musstest du dich übergeben?“
    Warum reden wir immer noch über mich? „Warum hast du meiner Schwester gesagt, dass sie hier einziehen kann?“
    „Was
soll ich deiner Schwester erzählt haben?“
    „Sie ist hier.“
    „Wie ist sie denn hergekommen? Mir hat sie gesagt, sie hat kein Geld.“
    Das ist eine hervorragende Frage. Ich drehe mich vom Hörer weg. „Iris! Wie bist du hergekommen?“ brülle ich.
    „Wie wohl, Superhirn?“ brüllt sie durch die geschlossene Tür zurück. „Ich bin geflogen.“
    „Wie hast du das Ticket bezahlt?“
    „Mom hat mir für den Notfall ihre Kreditkarte dagelassen! Also habe ich mir übers Internet ein Ticket gekauft.“
    Habe ich das richtig verstanden? Das Flugticket nach Boston zählt als Notfall, also mutet sie es Janie zu. Aber das Taxi vom Flughafen zu mir ist keiner, also muss ich dafür zahlen. Ein schöner Vorgeschmack auf mein zukünftiges Leben.
    „Sie hat das Ticket übers Netz mit Janies Kreditkarte bezahlt“, erzähle ich Sam. „Aber wir kommen vom Thema ab.“
    „Ich habe deiner Schwester nicht erlaubt herzukommen. Ich habe ihr erzählt, dass Bär-Balu und ich uns versöhnt haben und darüber reden zusammenziehen.“
    Sie sind gerade seit gestern wieder zusammen! Er muss sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt haben. „Ihr redet? Redet nur? Heißt das, ihr zieht noch nicht direkt zusammen?“
    „Na ja … noch nicht.“
    Aha! Da gibt es Hoffnung. Wenn ein Mann „noch nicht“ sagt, heißt das nie. „Also nie?“
    „Nein, nicht nie.“ Höre ich da Ungeduld in Sams Stimme? „Sobald wir jemanden finden, der meine Miete übernimmt, bin ich weg. Ich will dich nicht in die Bredouille bringen.“
    „Wenn du mich nicht in die Bredouille bringen willst, zieh nicht aus. Findest du nicht, dass
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