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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree
Autoren: Mirinda Jarett
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sie Freunde seien. Aber statt ihn gehörig zurechtzuweisen, behandelte sie ihn genauso wie ihre rauhen, sie immer neckenden Brüder, die sie so schmerzlich vermißte, und erwiderte in scherzhaftem Ton: »Lord John Herendon! In dieser Stadt würde ein Junge recht wenig Verständnis bei seinen Freunden finden, wenn er mit einem solchen Namen belastet wäre.«
    »Oh, John oder Jack, das ist mir einerlei.« Er faltete die Hände hinter dem Rücken und stand da mit gespreizten Beinen, wie er es vom Schiff her gewohnt war. An seinem gebräunten Gesicht, das sich vom den schneeweißen Kragen abhob, hätte sie gleich sehen können, daß er ein Seemann war.
    »Ich meinte ...«
    »Sie meinten meinen Titel, Madam, nicht meinen Namen«, erklärte er gelassen, während seine Augen fröhlich blitzten. »Mein Vater war der fünfte Marquis of Strathaven, und mein Bruder, Creighton, ist der sechste, aber da ich nur der jüngere Sohn bin, bin ich Lord John Herendon. Kapitän Lord John Herendon.«
    Sie erstarrte. Alles Vergnügen, das sie in seiner Gesellschaft empfunden hatte, war im Nu vergangen. »Sie sind Engländer.«
    »Und Sie sind Amerikanerin«, sagte er ruhig, und sein Lächeln verschwand. Er kniff die Augen zusammen, und sein Blick suchte ihr Gesicht. »Was ist?«
    Sie sah zu Boden. Wie konnte sie erklären, was die Engländer ihr genommen, wie sie ihre Familie zerstört hatten?
    »Ihr Bruder hat mich darauf vorbereitet, daß Sie so unbeständig wie das Wetter sind«, sagte Jack weich und kam einen Schritt näher zu ihr, »Aber er hat mir nicht gesagt, daß Sie so schön sind.«
    Schnell sah sie auf, und diesmal hörte sie das Kompliment nicht, das in seinen Worten lag. »Welcher Bruder?«
    »Der einzige, den zu treffen ich das Vergnügen hatte.« Er langte tief in die Tasche seines Mantels. »Kapitän Obadiah Sparhawk. Hier, dies habe ich von ihm für Sie.«
    Mit einem Aufschrei entriß Désirée ihm den Brief. Das Papier war zerknittert und hatte Wasserflecken, die Tinte, mit der die Adresse geschrieben war, verwischt, aber das Siegel, das den Falken vom Ring ihres Bruders zeigte, war noch ungebrochen. Ungeduldig entfaltete Désirée das Blatt. Schon während sie den kurzen Brief überflog, ließ ihre Aufregung nach und machte tiefer Besorgnis Platz. Dann ging sie ihn noch einmal durch, diesmal langsam, in der Hoffnung, aus den wenigen, flüchtig hingekritzelten Sätzen doch noch mehr herauslesen zu können.
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie verwirrt. »Ich bezweifle nicht, daß er krank ist, wie er schreibt. Aber daß er mich bittet, zu ihm nach England zu kommen - das sieht Obadiah überhaupt nicht ähnlich. Er will immer alles allein machen, ohne irgendwelche Hilfe von irgend jemandem. Und hier steht kein Wort über sein Schiff, seine Besatzung oder seine Ladung.«
    Der Engländer runzelte die Stirn. »Er hat nichts geschrieben über seine Situation und die Gründe, warum er möchte, daß Sie zu ihm kommen?«
    Während sie den Brief festhielt, schüttelte Désirée den Kopf. Sie war zu sehr in Sorge, um sich zu fragen, warum Obadiah dem Mann vor ihr vertraut haben sollte.
    »Er muß befürchtet haben, daß der Brief von den Wachen gelesen wird und er seine Leute in Gefahr bringt.« Jack seufzte, so sichtlich im unklaren darüber, was er als nächstes sagen sollte, daß Désirées Befürchtungen sich augenblicklich verstärkten. »Miss Sparhawk. Madam. Ich sage es Ihnen ganz offen. Ihr Bruder ist zur Zeit in großen Schwierigkeiten. Er wurde an Bord eines französischen Schmugglerschiffes im Ärmelkanal gefangengenommen und wird jetzt als Spion in Portsmouth festgehalten.«
    Désirée schnappte nach Luft, die Augen weit aufgerissen vor Entrüstung. »Das ist die abwegigste Lügengeschichte, die ich je in meinem Leben gehört habe! Ein Spion! Mein Bruder ist amerikanischer Schiffseigner, der sich ehrlichem Handel widmet. Wie können Sie nur auf die Idee kommen, daß er in irgendwelche Intrigen mit den Franzosen . ..«
    »Bei seinen Sachen«, unterbrach Jack sie mit unerwartet sanfter Stimme, »war eine Anzahl belastender Briefe von einem Franzosen namens Monteil.«
    »Natürlich hat Obadiah Briefe von ihm.« Ihre Empörung wuchs mit ihrer Angst. Was immer der Engländer sagte, sie konnte den sonderbaren Ton in Obadiahs Brief nicht leugnen und auch nicht die in ihr aufkommende Überzeugung, daß ihr fröhlicher jüngerer Brüder sich tatsächlich in eine sehr mißliche Lage gebracht hatte. »Gideon de Monteil ist seit
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