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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)
Autoren: Bernd Frenz
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Süden, und von beidem gibt es genug, um die Lücken zu füllen. Nur aus einem Grund tritt Leuchmadan uns nicht jetzt schon mit Macht entgegen: Er sammelt sein neues Heer zur Entscheidungsschlacht vor Daugazburg. Auf dem Weg dorthin zehrt das giftige Land an unseren Kräften, während er mit jedem Tag stärker wird.
    Seine größte Waffe hat Leuchmadan noch nicht einmal zu Felde geführt: seine Magie! Die ist mächtig in diesem Land. Er hält sie zurück, um all seine Kraft in einem einzigen Schlag zu bündeln.
    Und selbst wenn wir vor Daugazburg siegen, so bedenkt das Ergebnis meiner Forschungen: Leuchmadans Existenz ruht in einem magischen Herzen, und wir können ihn nicht töten. Die Dunklen Lande sind riesig. Leuchmadan würde einfach anderswo wieder auferstehen, ein Heer sammeln und den Krieg fortführen, bis wir am Ende zermürbt sind.
    Nein, wenn wir siegen wollen, müssen wir Leuchmadans Herz an uns bringen. Damit halten wir sein Leben in unseren Händen, und zugleich auch seine Magie, die daran gebunden ist.«
    »In der Tat«, sagte Prinz Perbias. »Aber an welcher Stelle kommen Eure Wichte dabei ins Spiel? Ich gebe zu, Zauberer, Ihr habt ein paar von Leuchmadans Geheimnissen enträtselt, Ihr mögt auch wissen, wo sich sein Herz verbirgt – aber in dieser Sache muss ich Euer Urteilsvermögen in Frage stellen. Was können ein paar Kleinlinge bewirken, was ein Trupp handfester Elfenspäher nicht besser zuwege brächte?«
    »Nun«, antwortete ich dem arroganten Langohr. »Ich weiß zumindest, dass dieser Wicht etwas tun kann, wozu jener Elf dort nicht in der Lage ist – nämlich sein Schnupftuch zu gebrauchen!«
    Mit diesen Worten holte ich das Seidentuch aus dem Ärmel, das ich Perbias in einem günstigen Moment entwendet hatte, und schnäuzte mich kräftig darein. Das war kein geringes Opfer, denn das Tuch stank erbärmlich nach irgendeinem süßen elfischen Blütenparfüm. Aber manchmal muss auch ein kleiner Mann seinen Standpunkt deutlich machen.
    Prinz Perbias starrte wie vom Donner gerührt auf den Tisch, wo er das Tuch kurz zuvor abgelegt hatte. »Das ist kein Schnupftuch«, stellte er endlich mit belegter Stimme fest.
    »Jetzt schon, würde ich sagen!«, brüllte Lambanos der Zwerg. Er grölte vor Lachen und schlug sich auf die Schenkel, und es fehlte nicht viel, dann wäre er vor Lachen durch das Zelt gekugelt. Was, nebenbei gesagt, wieder ein Beweis dafür ist, dass nichts einen Zwerg schneller über erlittene Unbill hinwegtröstet, als wenn man seinem Nachbarn dasselbe zufügt.
    Gulbert bewahrte eine ungerührte Miene. »Gut, Prinz Perbias. Eure Frage ist hiermit beantwortet, nehme ich an: Wenn es darum geht, einem Feind seinen größten Schatz und buchstäblich sein Herz unter der Nase wegzustehlen, so bringt ein Halbling dies besser zuwege als eine Schar aufrechter Elfen.
    Aber für alle Fälle, und für die Herausforderungen, denen das kleine Volk nicht gewachsen ist, zählen auch zwei Vertreter Eures Volkes zu unserem ausgewählten Stoßtrupp: Laetas und Maneas, zwei Elfen, die sich als Späher wie als Krieger gleichermaßen hervorgetan haben.«
    Der Zauberer wies auf die beiden letzten planmäßigen Mitglieder unserer Gemeinschaft, das Paar von Spaßverderbern, das ich auf dem Weg hierher schon ausgiebig hatte kennenlernen dürfen: auf Laetas mit seinem langen schwarzen Seidenhaar und auf den schweigsamen Maneas, dessen Mandelaugen stets missbilligend unter dem blonden Scheitel hervorlugten.
    »Ein Menschenzauberer, zwei Elfenspäher und drei halbe Diebe«, meldete der Zwerg sich zu Wort. »Mir scheint, Ihr habt etwas vergessen für diese bedeutsamste Unternehmung unserer vereinten Streitmacht: einen Zwergenkrieger!«
    Gulbert schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Meister Epikatros. Bei dieser Unternehmung kommt es auf Schnelligkeit an und auf Verstohlenheit. Kämpfe wollen wir vermeiden. Es sind darum keine Talente gefragt, die einen Zwerg auszeichnen.«
    »Aber Eure stummelbeinigen Halblinge«, rief der Zwerg empört, »die sind flott genug?«
    »Zumindest sind sie verstohlen«, sagte Gulbert. »Und zur Not, wenn es einmal schneller gehen muss, als das kleine Volk laufen kann, dann können wir sie auf die Schulter nehmen und rennen. Aber wer, Meister Epikatros, trägt einen Zwerg?«
    »Niemand«, antwortete Prinz Perbias an des Zwergen statt. »Jedenfalls nicht, solange nur Elfen, Menschen und Wichte dafür bereitstehen. Wir müssten schon Trolle an unserer Seite haben, um eine solche
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