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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)
Autoren: Bernd Frenz
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endgültig wie in weiter Ferne verwehte. Dafür hörte Bero plötzlich die Elbin so laut und deutlich, als ob sie ihm direkt ins Ohr schrie. Vermutlich deshalb, weil sie das auch wirklich tat.
    »Lass ihn leben!«, wiederholte Elra immer wieder. »Oder es wird dir am Ende wie Vendor ergehen!«
    Bero ließ den Arm sinken und sah erstaunt zu der Elbin auf. »Natürlich krümme ich dem Mann kein Haar«, sagte er nur. »Der ist viel zu betrunken, um jemandem gefährlich zu werden. Nicht mal dein Geschrei vermag ihn aufzuwecken.«
    Diese Worte brachten die Elbin zum Schweigen. Bero hätte Triumph empfinden müssen, doch stattdessen stieg nur eine große Schwäche in ihm auf. Seine Beine zitterten, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Elra musste ihm den Rücken stützen, sonst wäre er umgefallen.
    Gleich darauf kniete Meron an seiner Seite, einen alten Mehlsack in den Händen. »Streif den Handschuh ab«, forderte er, »dann geht es dir bald wieder besser.«
    Bero tat wie ihm geheißen, doch auch nachdem das magisch verseuchte Gold im Leinen verschwunden war, wuchs das Schwindelgefühl in seinem Kopf rasend schnell an. Das Letzte, was er noch sah, bevor ihn die Ohnmacht übermannte, war Meron, der den Sack am ausgestreckten Arm vor sich hertrug. Er ließ ihn in dem Weidenkorb verschwinden, damit die Elben den Handschuh transportieren konnten, ohne ihn anfassen zu müssen. Danach umfing ihn tiefschwarze Dunkelheit, die sich erst wieder lichtete, als er Wasser gegen die Bordwand des Elbenschiffes klatschen hörte.
    Trotz Elras rührender Pflege fühlte sich der Halbling noch lange schwach. Anfangs musste er eine Koje neben Nemru hüten, doch der Elbe erholte sich von seinen Verletzungen wesentlich schneller als Bero von dem kräftezehrenden Kontakt mit dem verzauberten Handschuh.
    »Ich bin wohl der erbärmlichste Kämpfer, den euer Volk je gesehen hat«, jammerte er nach einigen Tagen, als er immer noch zu schwach zum Aufstehen war.
    »Du bist der größte Held von uns allen«, widersprach ihm Elra, und strich dabei lächelnd über seine mit Schweiß bedeckte Stirn. »Ohne dich hätten wir Vendors elenden Zauberhandschuh niemals in unsere Gewalt bringen können.«
    »Ach, das sagst du doch nur, um mich zu trösten«, wehrte er ab. »Was habe ich schon groß getan, während ihr mit flinker Klinge gefochten habt?«
    »Du hast der Gier nach Macht widerstanden, die in jedem Menschen schlummert, aber auch in uns Elben«, erklärte sie. »Dass ihr Halblinge frei von solchem Streben seid, das ist eine ganze besondere Gabe, auch wenn euch das selbst vielleicht gar nicht bewusst ist. Hätten wir nicht zufällig von dir gehört und hättest du dich uns nicht angeschlossen, unsere Jagd nach Vendor wäre wohl böse ausgegangen. Deshalb sollst du dabei sein, wenn wir uns des bösen Zaubers für immer entledigen.«
    Tatsächlich warteten die Elben, bis Bero wieder einigermaßen auf den Beinen war, bevor sie den Handschuh in den Tiefen des großen Meeres versenkten. Seltsamerweise stimmte ihn das bei weitem nicht so zufrieden wie seine Reisegefährten. Denn ihre Reise neigte sich nun dem Ende entgegen, und mit jedem Tag, den der Wind sie über die Wellen trieb, nahte der Abschied von Elra.
    Wie versprochen begleiteten ihn seine Gefährten bis nach Grubtal, doch der Anblick der saftigen Wiesen vermochte Bero nicht aufzumuntern. Bis sie an eine im Erdreich verborgene Hütte gelangten, vor der eine Frau seiner Größe stand. Sie hatte beide Hände in einem Holzzuber versenkt, in dem sie ihre Wäsche wusch. Langes feuerrotes Haar umgab ihre mit Sommersprossen übersäten Wangen, und auch sonst war sie genau so, wie er sich eine perfekte Frau immer vorgestellt hatte. Ein wenig drall und von offenbar fröhlichem Gemüt.
    »Hey, wer bist du denn?«, fragte sie bei seinem Anblick geradeheraus. »Und wieso führst du drei Langbeine an, die sich sonst nie in unsere Gegend verirren?«
    »Mein Name ist Bero Turuk«, antwortete er verlegen. »Ich bin in einem fremden Land aufgewachsen, in dem alle immer viel größer waren als ich.«
    »Ein Turuk von den Steinbruch-Turuks?«, fragte die Rothaarige erstaunt.
    »Ja, das ist wohl meine Sippe«, gab er zu.
    »Na, wenn das kein Zufall ist«, rief sie dagegen aus. »Meine Schwester ist mit einem von den deinen verheiratet! Na, der Kerl wird Augen machen, wenn ich dich zu ihm bringe!«
    Und ehe sich Bero dagegen wehren konnte, langte sie schon mit tropfnassen Armen nach seiner Hand und zog ihn hinter
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