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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition)
Autoren: Thorsten Nesch
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Kollege?«
    »Ja.«
    »Er hat die letzte Kugel genommen. Rein! Los! Dean, gib Gas!«
    Dean saß am Steuerknüppel mit Pilotenbrille und kaute Kaugummi, als müsste er ein Seil durchbeißen, um sein Leben zu retten.
    »Roger«, sagte er.
    Tara hockte mit Cliff im Arm hinter dem Mann. Unter den beiden breitete sich eine große Pfütze aus.
    Der Motor brauste auf, die Maschine schüttelte sich, und der Ranger zog die Türe zu. Selbst wenn sie sich nun anschrien, konnten sie sich kaum verstehen.
    »Vielleicht ist er untergegangen, tot?«, fragte Jon den Ranger.
    Der blieb gebückt stehen, »Glaube ich nicht. Der ist getaucht, wie ...«
    Das Flugboot hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, da kippte es zur rechten Seite. Alle flogen gegen die Fenster bis auf den Piloten, der angeschnallt war. Die Flügelspitze klatschte ins Wasser, und der Grolar brüllte sie an, mit beiden Vorderbeinen über dem Schwimmer rechts neben ihnen hängend und so durch sein Gewicht die Kufe unter Wasser drückend.
    Alle schrien durcheinander, der Ranger hob das Gewehr an und zielte durch die Scheibe auf den Bären.
    »Augen zu«, befahl er laut, und beim Schuss unmittelbar danach platzte Jon bald das Trommelfell. Alles klang wie Watte danach, schon das Rieseln der Scherben auf den Boden, das Schluchzen seiner Lieben, seine eigenen Rufe, lautlos, gedämpft, als hätte jemand bei einem schlechten Actionfilm den Ton weggedreht.
    Das Flugboot klatschte wieder in die Horizontale, und sie wurden gegen die andere Seite geworfen. Die Flügelspitzen wippten gleichmäßig nach. Nur noch Glaskrümel steckten in der Gummidichtung im Fensterrahmen. Der Grolar war verschwunden.
    Der Pilot fluchte.
    »Was ist?«, der Ranger tippte ihm auf den Rücken, und der Mann drehte sich um.
    »Die Verstrebung vom Schwimmer hat etwas abgekriegt.«
    »Hast du eben die Zentrale angefunkt?«
    »Ja.«
    Ein unnatürliches Ruckeln erschütterte das Flugzeug. Sie sahen einander an, und die beiden Männer suchten mit ihren Blicken das Wasser ab.
    Tara wimmerte unverständliche Worte, Cliff heulte erstickt.
    »Was ist das Problem?«, fragte der Ranger.
    Der Motor wurde leiser, und der Pilot sagte, »Wenn ich so Gas gebe, kann es sein, dass es uns den Schwimmer beim Startversuch wegreißt.«
    Wieder ein Rucken.
    Der Pilot griff unter seinen Sitz und holte einen Revolver hervor.
    »Riskier es!«, befahl der Ranger.
    »Er wird abreißen, und wir werden uns überschlagen«, er rollte die Trommel durch.
    »Funk nochmal. Die sollen sich beeilen! Und halte auf das Camp zu, lass uns wenigstens an Land, einfach los, in Bewegung!«
    »Oh Gott«, sagte Tara.
    Jon wusste, was sie dachte: Vom Land kamen sie gerade her, das wäre nicht besser, aber hier schienen sie dem Bären genauso ausgeliefert.
    Der Pilot gab Gas, und das Flugzeug drehte seine bullige Schnauze Richtung Camp. Dabei zielte er aus seinem kleinen Seitenfenster, der Ranger mit dem Gewehr aus dem zerstörten Fenster auf der anderen Seite.
    »Scheißvieh, komm her!«, rief der Pilot.
    Tara hielt Cliff die Augen zu, indem sie einen Arm um ihn schlang.
    »Ist ein Grolar, halb Grizz, halb Eisbär«, rief Jon.
    Der Ranger antwortete ihm, »In unserer Gegend?«
    »Ja!«
    »Sicher?«
    »Mein Kollege ist Inuit. Der erkannte ihn. Am Bellen. Grizzlys bellen nicht.«
    Sie krochen in Schrittgeschwindigkeit auf das Ufer zu über einen See, der gerade jeden Unwissenden zum Angeln einladen würde.
    »Sie zieht nach rechts weg«, sagte der Pilot, als würde er mit sich selbst sprechen, aber laut genug, dass es alle verstanden, »Der Schwimmer muss was abgekriegt haben. Bei einem Startversuch würden wir keine fünfzig Meter weit kommen.«
    Dann bäumte sich das Heck des Flugbootes auf, und der Horizont kippte nach oben weg. Zunächst sah Jon vor sich durch den Propeller nur Wasser, bis der dreckige Rücken des Grolars ins Bild kam, der sich auf die linke Schwimmerspitze gewuchtet hatte. Die Propellerflügel peitschten in seinen Nacken, Blut spritzte an die Scheiben, und das Flugboot fiel wieder zurück. Ein dumpfes Bersten und sie lehnten auf dem linken Flügel im Wasser, wo der Schwimmer abgebrochen war. In einiger Entfernung trafen die abgerissenen Propellerblätter auf dem Wasser auf.
    Der Motor erstarb, er
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