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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition)
Autoren: Thorsten Nesch
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war, dass sie sinken konnten. Dann würden sie bis auf den Grund sinken. Aber Container schwammen doch oft eine ganze Weile, bei Havarien wurden sie doch kilometerweit bis an die Küste getrieben.
    Sie müssten raus ins Wasser. Oder wäre der Druck des Wassers so groß, dass sie die Tür erst aufstemmen könnten, wenn der Container unter Wasser war? Sank er überhaupt mit all den Plastiktüten hier drin? Raus konnten sie jetzt auch nicht. Unmöglich.
    Marten musste ihm seine Sorgen ansehen, denn er fragte, »Was ist?«
    Jon wusste keine Antwort, die irgendwie beruhigend klingen könnte, ohne zu einer Lüge zu verkommen, also entschied er sich, erst einmal die Fakten zu berichten, »Er schiebt uns auf den See zu.«
    Tara legte ihren Kopf gerade, »Dann müssen wir hier raus!«
    »Wir können hier nicht raus.«
    »Erschießt ihn!«
    »Er wäre zu schnell bei uns.«
    »Willst du ...«, sie rieb mit den Handflächen über die Ohren von Cliff, damit er sie nicht hörte, »ersaufen?«
    »Nein, will ich nicht, genauso wenig, wie ich will, dass du oder Cliff ... aber es ist, wie es ist. Ich weiß nicht ... bevor es soweit ist, müssen wir raus, und dann müssen wir schießen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Oder? Marten?«
    Seine Hand strich über das Gewehr, »Im Wasser ist der Bär langsamer.«
    Sie ließen dies als gute Nachricht im Raum stehen. Und plötzlich rutschten sie wie auf einem Schlitten den Hang herunter, keine Zentimeter mehr, sondern Meter um Meter, in einem durch, und es blieb ihnen keine Zeit nachzudenken. Tara schrie, Cliff war vor Angst außer sich, bis sie jäh gestoppt wurden, als wären sie gegen eine Mauer geprallt. Sie flogen gegen die Stahltüren, und sämtliche Säcke rutschten in sie hinein, und das Wasser strömte und spritzte in den Container, tränkte ihre Kleidung, und Cliffs Schreie überschlugen sich in kindlicher Todesangst.
     
     
Wie wahnsinnig schmissen sie die Plastikbeutel von sich, und sobald Jon konnte, presste er sein Auge an den Schlitz. Der Container stand etwa einen Meter tief im Wasser.
    »Wir ertrinken nicht, beruhigt euch! Wir haben Bodenkontakt. Bodenkontakt!«
    Rasch hatte das Wasser um ihre Beine den Pegel des Sees erreicht.
    »Höher steigt es nicht.«
    Die Plastiksäcke schwammen um ihre Hüften. Hinter ihnen rammte der Grolar seinen Körper donnernd gegen den Stahl. Tara hielt Cliff auf dem Arm und redete beruhigend auf ihn ein, ohne dass Jon verstand, was sie ihm erzählte. Das machte sie gut. Zumindest hatte er aufgehört zu schreien.
    Marten drängte zum Spalt, »Wir bewegen uns nicht mehr. Sitzen wir fest?«
    In der Dunkelheit des Containers glaubte Jon, Beulen im Stahl an der Rückwand zu erkennen. Das dumpfe Geräusch seines Körpers, wenn der Bär gegen den Container krachte, und das helle Klacken seiner Krallen an Metall vermischten sich mit seinem Platschen im Wasser.
    Marten jubelte, »Hier unten ist ein großer Steinbrocken, direkt vor uns, wir haben Glück gehabt. Weiter geht*fs nicht.«
    Auch Jon schaute durch den Spalt, Wellen liefen ringförmig weg vom Container quer über die glatte Oberfläche des Sees. Die ersten Sonnenstrahlen glitzerten auf der Oberfläche.
    Irgendjemand würde heute Vormittag kommen. Hoffentlich erkannten sie die Gefahr frühzeitig, damit sie dem Grolar nicht in die Arme laufen würden, wenn sie nicht ohnehin davon wussten.
    Der hatte das Schieben aufgegeben, es war still hinter ihnen geworden, und die Wellen vor ihnen ebbten ab.
    Was überlegte er sich jetzt?, dachte Jon und wunderte sich gleichzeitig über diese Vermutung. Als hätten sie es mit einer Art berechnenden Bestie zu tun und nicht mit einem von seinen Instinkten geleiteten Tier. Konnte der Grolar wirklich nur von seinen Instinkten getrieben sein? Würde sich so ein gesundes Tier verhalten? War er krank?
    Wieder rammte er den Container, diesmal kam das markerschütternde Geräusch nicht von der dicken Rückwand, sondern vom Dach. Der Bär musste sich aufgerichtet und seine Tatzen darauf gelegt haben. Seine Krallen kratzten über den Stahl.
    Danach rammte er gegen die Rückwand, gefolgt von einem Schlieren an der Wand, das sich anhörte, als wollte er seine Klauen schärfen.
    Marten riss die Augen auf, »Der will auf das Dach!«, und er fummelte am Gewehr und am Gürtel herum, mit dem sie die Tür verschlossen
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