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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition)
Autoren: Thorsten Nesch
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Oberarm, »Die haben bestimmt Waffen dabei ...«
    »Geh! Geht! Geht!«, er war wütend, aber nicht auf ihn, nicht auf den Bären, auf etwas anderes, wonach er ihn nicht fragen konnte.
    Das Flugboot tuckerte aus, und Tara und er winkten es herbei, während sie tiefer in das kalte Wasser wateten. Bevor sie schwimmen mussten, krachte hinter ihnen ein Schuss. Sie fuhren herum und sahen, wie Marten sein Gewehr nachlud, während der Schädel des Grolars immer wieder über den Rand herausragte.
    Tara schmiss ihre Jacke weg und zog sich unter Wasser die Schuhe aus, und er tat das Gleiche, nachdem er ihr Cliff gereicht hatte. Nur schwer ließen sich die nassen Schnürsenkel seiner Arbeitsschuhe lösen, beim Ausziehen fiel er um, tauchte unter, schluckte Wasser.
    Als er auftauchte, reichte Tara das Wasser bereits bis zum Hals. Den Rest müssten sie schwimmen. Die Tür des Flugbootes öffnete sich.
    Marten schoss abermals, und Jon wollte gar nicht wissen, ob er ihn getroffen hatte oder was beim Container passierte. Er hatte nur Augen für seine Familie. Er folgte Tara und ließ sich Cliff von ihr geben, denn er war der bessere Schwimmer. Selbst einhändig, seinen Sohn im Arm, schwamm er so schnell wie seine Frau neben ihm, stur auf das Geschnatter des Propellers im Leerlauf zu.
     
     
Cliff lag steif in seinem Arm, stumm, wie eine Puppe. Was würde er von all dem behalten?
    Während sie auf das Flugzeug zuschwammen, wollte er ihm beruhigende Worte zuflüstern, aber ihm fiel nichts ein.
    Schüsse knallten hinter ihnen, echoten zurück von den Bergen, und Jon zählte mit: vier, fünf, sechs, sieben, Pause, acht. Magazin leer, dachte er sich und schwamm. Wenn jetzt etwas hinter ihnen zu hören war, dann wurden die Geräusche vom Propeller übertönt.
    Ein Ranger erschien in seiner hellbraunen Uniform unter der Tragfläche, ein Bein hatte er auf die Stützstrebe des Flügels gesetzt, der anderer Fuß ruhte auf der Leiter, die von der Kabine auf den rechten Schwimmer führte.
    Durch die dunkle Sonnenbrille schaute er über sie hinweg und legte das großkalibrige Gewehr an. Ray musste gestern noch telefoniert und jemanden erreicht haben.
    Dank dir, Ray.
    »Schnell!«, rief der Ranger ihnen zu und legte den Kopf schief, zielte.
    Sie schwammen schon, so schnell sie konnten. War der Grolar so dicht hinter ihnen? Und Marten?
    Jon sagte außer Atem zu Tara, »Wenn der Bär zu nahe kommt, dann nimmst du Cliff, ich bleibe zurück.«
    »Mami!«
    Noch fünf Meter.
    »Gut«, formten ihre Lippen.
    Das Krachen des Jagdgewehrs betäubte seine Ohren. Erst als sein Gehör zurückkehrte, wagte er einen raschen Blick über die Schulter. Dabei vergaß er beinahe das Schwimmen, denn sie hatten nur einige Längen Vorsprung vor dem blutbesudelten Schädel des Bären.
    »Schneller Tara!«
    Ein nächster Schuss. Er bildete sich ein, den Luftzug des Projektils zu spüren, aber das konnte nicht sein.
    Er spuckte Wasser aus, »Wenn wir da sind, kletterst du hoch, ich reiche ihn dir!«
    »Ja, Gott, Jon.«
    Wieder schoss der Ranger.
    Die Drehzahl des Propellers erhöhte sich, der Motor wurde wieder lauter. Der Pilot bereitete sich für den Start vor. Es würde knapp werden, und Jon hatte das Gefühl, er würde auf der Stelle schwimmen und gar nicht mehr vorankommen.
    »Los!«, brüllte der Ranger, als sie am Schwimmer ankamen und Tara sich hochzog, während Jon Cliff mit einer Hand auf den Schwimmer stemmte. Sein Sohn klammerte sich an seinen Arm, wollte nicht loslassen.
    »Raus aus dem Wasser!«, rief der Ranger und riss Cliff in die Höhe, schwang ihn durch die Türe ins Innere der Beaver. Der Mann sah trotz allem so aus, als hätte er alles im Griff, diese Situation und sein ganzes Leben.
    Tara kletterte japsend die schmale Leiter hoch.
    Jon stützte sich mit beiden Armen am Schwimmer hoch und spürte den Griff des Rangers in seinem Shirt, wie er ihm half. Innerlich erwartete er den Einschlag der Klauen in seinem Rücken oder den Biss.
    »Raus da!«
    »Wo ist er?«
    »Abgetaucht.«
    »Getroffen?«, endlich war er aus dem Wasser.
    »Ja, Kopf. Rein da jetzt.«
    Der Ranger schubste ihn die Leiter hoch, schwer wog das kalte Wasser in seiner Kleidung. Seine Muskeln zogen sich zusammen, wollten verkrampfen.
    »Was ist mit Marten?«
    »Wem? Ihr
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