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Grober Unfug mit Blondinen

Grober Unfug mit Blondinen

Titel: Grober Unfug mit Blondinen
Autoren: Carter Brown
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sie klar und deutlich sehen.
    Sie
stand in der Mitte des Zimmers, und alles, was man mir über sie gesagt hatte,
war schnöde Untertreibung gewesen. Sie war einfach atemberaubend schön. Das
weizenblonde Haar fiel ihr bis auf die Schultern und umrahmte ihr Gesicht wie
eine Kappe aus gesponnenem Gold. Die großen Augen waren leuchtend blau und
blickten mich mit einem Ausdruck unschuldsvoller Kindlichkeit an, so daß ich
mich sogleich zu ihrem Beschützer berufen fühlte. Die Nase war klein, eine
Stupsnase, die das vollendete Ebenmaß ihrer Züge störte und aus dem Mädchen,
das sonst wie eine unnahbare Göttin gewirkt hätte, eine ungeheuer
begehrenswerte Frau machte. Ihr Mund war klein und weich, die Oberlippe etwas
größer als die untere. Sie trug einen Pullover und eine lange Hose. Beides saß
knapp genug, um die Straffheit ihrer Brüste, die Schmalheit ihrer Taille, die
Rundung ihrer Hüften zur Geltung zu bringen.
    »Wo
ist Ralph ?« fragte ich.
    »Er
mußte auf einen Sprung weg, aber er wird gleich zurückkommen«, erwiderte sie
nervös. »Sicher ist er bald wieder da. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn Sie
einen Moment warten müssen ?«
    »Aber
nein«, erwiderte ich.
    Sie
zuckte plötzlich fröstelnd zusammen und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Kommen
Sie doch herein, Mr. Holman«, sagte sie und schluckte krampfhaft. »Ich beiße
wirklich nicht .«
    »Sie
sind nervös«, bemerkte ich teilnahmsvoll. »Sie brauchen nicht mehr nervös zu
sein. Es wird schon alles ins reine kommen .«
    »Es
macht mich einfach nervös, wenn Sie da in der Tür stehen und mich inspizieren,
als wäre ich der erste Preis, den Sie eben auf dem Rummelplatz gewonnen haben .« Ihr Lächeln wurde unsicher. »Würden Sie bitte
hereinkommen, bevor ich völlig die Nerven verliere ?«
    »Aber
gern«, sagte ich reuig. »Ich bin nur noch nie einer so schönen Frau wie Ihnen
begegnet. Da braucht man schon einen Augenblick, um sich an so viel Schönheit
zu gewöhnen .«
    »Das
haben Sie nett gesagt«, versetzte sie leise.
    Ich
trat also ins Zimmer. Die Tischlampe flackerte, erlosch, flammte wieder auf.
Und in dieser Sekunde der Finsternis erlaubte sich Gloria Klune einen kleinen
Scherz mit mir. Jetzt stand sie auf dem Kopf, allerdings immer noch lächelnd.
    »Das
haben Sie nett gesagt«, bemerkte sie. »Nett.. . nett... nett...« Und dann löste
sie sich plötzlich in Luft auf, und ihre Stimme verhallte in weiten Fernen.
     
    Die
Kopfschmerzen waren entschieden entmutigend. Ich wollte meine Augen nicht
öffnen, weil ich wußte, daß die Helligkeit ihnen weh tun würde und weil die Möglichkeit bestand, daß ich, wenn gar kein Licht brannte,
tot war. Der Gedanke jagte mir eine Heidenangst ein. Ich blieb also einfach
liegen und hing unerfreulichen Gedanken nach, während pochender Schmerz meinen
Kopf zu sprengen drohte. Man hatte mir eine Falle gestellt, und ich war willig
hineingetappt. Gloria war nur deshalb so versessen darauf gewesen, mich ins
Zimmer zu locken, weil hinter der offenen Tür jemand darauf gewartet hatte, mir
eins über den Schädel geben zu können. Wo war dein sechster Sinn, Holman?
fragte ich mich voller Bitterkeit, und erhielt die selbstverständliche Antwort:
Gelähmt, genau wie alle anderen Sinne; erstarrt angesichts der verführerischen
Blondine.
    Schließlich
sah ich ein, daß es wenig Sinn hatte, wenn ich den Rest meines Lebens mit
geschlossenen Augen zubrachte. Ich riskierte es also, sie vorsichtig zu öffnen.
Die Beleuchtung war nicht allzu grell; sie kam von der kleinen Tischlampe. Ich
befand mich also immer noch an derselben Stelle, wo ich gewesen war, als Gloria
Klune plötzlich Kopf gestanden hatte.
    »So
hart war der Schlag nicht«, sagte eine Stimme. »Stehen Sie auf, Holman. Ich
habe nicht die ganze Nacht Zeit .«
    Ich
setzte mich auf und betastete vorsichtig meinen Hinterkopf. Blut konnte ich
nicht entdecken, dafür aber eine weiche, angeschwollene Stelle, von der aus ein
zuckender Schmerz meinen Kopf durchfuhr, als ich mit dem Zeigefinger leicht
dagegen drückte. Dann rappelte ich mich auf. Er saß in einem Sessel vor mir,
einen Revolver in der Hand. Die alten Augen beobachteten mich wachsam, doch die
Hand mit der Waffe war völlig entspannt.
    »Ach,
Sie sind es, Chuck«, sagte ich.
    »Gehört
das Kabriolett, das vor dem Haus steht, Ihnen ?« erkundigte er sich.
    »Machen
Sie mir ein Angebot«, sagte ich. »Ich wollte es sowieso verkaufen .«
    »Sie
scheinen immerhin soweit auf dem Damm zu sein, daß Sie
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