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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)
Autoren: Leigh Bardugo
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das Mädchen gejagt.
    Der Priester schwor, dass sie in dem Netz von Tunneln und Höhlen, das sich wie eine geheime Landkarte unterhalb von Rawka erstreckte, in Sicherheit sei. Manche behaupteten, die Gänge seien von den Gläubigen angelegt worden und es habe Hunderte von Jahren gedauert, um sie mit Äxten und Spitzhacken durch die Erde zu treiben. Andere munkelten, sie seien das Werk eines Ungeheuers, eines gewaltigen Wurms, der Erde, Wurzeln und Geröll schlucke und die unterirdischen Wege bahne, die zu uralten heiligen Stätten führten, an denen halb vergessene Gebete gemurmelt wurden. Die junge Frau wusste nur eines: Sie wäre nirgendwo lange in Sicherheit.
    Sie betrachtete die Gesichter ihrer Anhänger – alte Männer, junge Frauen, Kinder, Soldaten, Bauern, Sträflinge, aber sie sah nur Tote, weitere Leichen, die der Dunkle vor ihre Füße legte.
    Der Asket vergoss heiße Tränen, schrie seine Dankbarkeit für das Überleben der Sonnenheiligen hinaus, die wieder einmal verschont worden war. Aber das Mädchen las eine andere Wahrheit aus dem fanatischen Blick seiner schwarzen Augen heraus: Eine tote Märtyrerin bedeutete weit weniger Ärger als eine lebendige Heilige.
    Die Gebete der Gläubigen ertönten ringsumher, hallten von den himmelhohen Wänden der Weißen Kathedrale wieder, verstärkten und vervielfachten sich. Der Asket sagte, es sei eine heilige Stätte, ihre Zuflucht, ihre Trutzburg, ihre Heimat.
    Der Junge schüttelte den Kopf, denn er erkannte einen Kerker auf den ersten Blick.
    Doch er irrte sich. Das bemerkte das Mädchen an der Art, wie der Asket sie betrachtete, wenn sie mühsam auf die Beine kam. Sie hörte es aus jedem Schlag ihres zerbrechlichen Herzens heraus. Diese Grotte war kein Kerker. Sondern eine Gruft.
    Aber das Mädchen war viele Jahre fast unsichtbar gewesen. Sie hatte schon einmal wie ein Geist gelebt, verborgen vor der Welt, versteckt vor sich selbst. Besser als alle anderen wusste sie, wie groß die Macht dessen war, was lange begraben gewesen war.
    Nachts hörte sie, wie der Junge, der sie gemeinsam mit den goldäugigen Zwillingen bewachte, vor ihrer Kammer hin und her lief. Sie lag in ihrem Bett und zählte ihre Atemzüge. Es drängte sie zur Oberfläche. Sie suchte das Licht. Sie dachte an das geborstene Skiff, an Nowokribirsk, an die von roten Namen bedeckte Kirchenmauer. Sie erinnerte sich an die zusammengesunkenen Toten unter der goldenen Kuppel; an Maries aufgeschlitzten Körper; an Fedjor, der ihr einst das Leben gerettet hatte. Sie hörte die Lobpreisungen und Gesänge der Pilger. Sie dachte an die Volkra und an Genja, die im Dunkeln kauerte.
    Das Mädchen griff an Halsreif und Schuppenarmband. Viele Männer hatten sie zur Zarin machen wollen, aber jetzt wurde ihr bewusst, dass ihre Bestimmung in etwas Höherem lag.
    Der Dunkle hatte gesagt, sie sei zum Herrschen bestimmt. Er hatte nicht nur den Thron, sondern auch einen Teil von ihr für sich beansprucht. Er konnte ihn gern haben. Denn am Ende würde sie abrechnen. Das war sie den Lebenden schuldig, und das schuldete sie den Toten.
    Sie würde sich erheben.

Das Problem mit Danksagungen besteht darin, dass sie leicht zu langen Namenslisten werden, die man nur noch überfliegt. Aber es bedarf nun einmal vieler Menschen, damit ein Buch zu Stande kommt, und sie bedürfen der Anerkennung. Ich bitte also um Nachsicht. (Sollte es langweilig werden, empfehle ich, die Sätze laut zu singen, vielleicht begleitet von einem kleinen Trommelwirbel. Fertig? Also, los geht’s.)
    Als frischgebackene Autorin begreift man rasch, dass man seiner Agentin einiges abverlangt: Sie soll Diplomatin, Therapeutin und Anwältin zugleich sein, und manchmal muss sie auch austeilen können. Zum Glück kann die bemerkenswerte Joanna Volpe dies alles. Mein Dank geht an das ganze Team bei New Leaf Literary and Media, Pouya Shahbazian, Kathleen Ortiz und Danielle Barthel eingeschlossen.
    Meine Lektorin, Nora Wheeler, ist eindeutig eine Meisterin der Kleinen Künste. Sie drängt hier, hakt dort nach, stellt die Fragen, die man eigentlich nicht hören will, und am Ende merkt man, dass sich die Geschichte in etwas viel Besseres verwandelt hat. Das hat etwas Magisches.
    Ich möchte allen bei Macmillan/Holt Children’s danken. Ich liebe diesen ehrenwerten, gewieften, großartigen Verlag und bin stolz darauf, dazuzugehören. Mein besonderer Dank gilt Jean Feiwel und Laura Godwin, die sich unermüdlich für diese Reihe eingesetzt haben, dem ungestümen
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