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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay
Autoren: Das zweite Spiel
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Barkeeper!«
    »Das gleiche noch mal?«
    »Nein, für den Augenblick reicht’s; haben Sie eine Zeitung?«
    »Eine Zeitung?«
    »Eine Tageszeitung, von heute, gestern, das ist egal.«
    »Das Journal oder die Constitution?«
    »Das ist egal. Haben Sie die Sportseiten?«
    »Ein bißchen bekritzelt. Weil die Braves nächstes Jahr in die Stadt kommen, hab ich ihre Ergebnisse verfolgt.«
    »Kann ich mal einen Blick darauf werfen?«
    »Klar.« Der Barkeeper griff unter die Stelle, wo er die Trinkgelder aufbewahrte, und brachte einen fest zusammengefalteten Sportteil zum Vorschein.
    Jeff überblätterte die Baseballseiten und fand eine Übersicht der bevorstehenden Rennen in Louisville. Er überflog die Liste der Nennungen: Es waren die Favoriten dabei, die der Sprecher genannt hatte, Candy Spots, Never Bend, No Robbery; außerdem Royal Tower, Lemon Twist… nein, nein… Gray Pet, Devil It Is… nie davon gehört… Wild Card, Rajah Noor… oh je… Bonjour, On My Honour… Chateaugay!
    Chateaugay, gesetzt elf zu eins!

    Er verkaufte den Chevy für sechshundert Dollar an einen Gebrauchtwagenhändler in der Briarcliff Road. Seine Bücher, die Stereoanlage und die Plattensammlung erbrachten in einem Ramschladen in der Stadt weitere zweihundertsechzig Dollar. In seinem Schreibtisch im Wohnheim entdeckte er ein Scheckheft und ein Sparbuch von einer Bank in der Nähe des Campus, und von beiden Konten hob er sofort alles bis auf zwanzig Dollar ab; das brachte ihm weitere achthundertdreißig Dollar ein.
    Der Anruf bei seinen Eltern fiel ihm am schwersten. Es war offensichtlich, in welche Sorgen sie seine plötzliche Bitte um eine ›Notanleihe‹ stürzen würde, und sein Vater war deutlich verärgert über Jeffs Weigerung, weitere Erklärungen abzugeben: trotzdem rückte er ein paar hundert Dollar heraus, und Jeffs Mutter schickte weitere vierhundert aus ihren eigenen Ersparnissen. Jetzt verfügte er über eine Geldsumme, die er verwetten konnte, und eine große dazu. Doch wie? Er dachte kurz daran, nach Louisville zu fahren und das Geld direkt auf der Rennbahn zu setzen; durch einen Anruf bei einer Reiseagentur erfuhr er jedoch, daß das Derby, wie er befürchtet hatte, bereits seit Wochen im voraus ausverkauft war.
    Außerdem war da das Problem seines Alters. Er sah vielleicht alt genug aus, um in einer Bar einen Drink zu bestellen, aber eine Wette dieser Größenordnung abzuschließen, würde bestimmt zu einer genauen Überprüfung führen. Er brauchte jemanden, den er vorschieben konnte.
    »Ein Buchmacher? Warum in aller Welt interessierst du dich denn für Buchmacher, mein Junge?«
    In Jeffs Augen war Frank Maddock, ein Zweiundzwanzigjähriger, selbst ein ›Junge‹, doch unter den gegebenen Umständen war der Jurastudent im letzten Semester ein älterer, erfahrener Mann von Welt, der es offensichtlich genoß, diese Rolle voll und ganz auszuspielen.
    »Ich möchte eine Wette abschließen«, sagte Jeff.
    Maddock lächelte nachsichtig, entzündete einen Zigarillo und winkte nach einem Krug Bier.
    »Worum dreht sich’s?« »Das Kentucky Derby.«
    »Warum leierst du nicht eine Wettrunde in deinem Wohnheim an? Würden bestimmt ‘ne Menge Leute drauf einsteigen. Paß aber auf, daß es unter euch bleibt.«
    Der Ältere behandelte ihn mit freundlicher Herablassung. Jeff belächelte insgeheim das geübte, wenn auch ungerechtfertigte weltmännische Gehabe des jungen Mannes.
    »Die Wette, die ich abschließen möchte, ist ziemlich hoch.« »Yeah? Und das wäre?«
    Das Manuel’s war an einem Dienstagnachmittag halb leer, und niemand befand sich in Hörweite. »Zweitausenddreihundert Dollar«, sagte Jeff.
    Maddock runzelte die Stirn. »Du redest da von einer verdammt großen Menge Geld. Candy Spots ist eine ziemlich sichere Sache, ich weiß, aber…«
    »Nicht Candy Spots. Eins der anderen Pferde.«
    Der ältere Junge lachte, während der Ober einen neuen Krug Bier auf den abgenutzten Eichentisch stellte. »Träum weiter, mein Sohn. No Robbery ist dieses Risiko nicht wert, und Never Bend auch nicht. Nicht in diesem Rennen.«
    »Es ist mein Geld, Frank. Ich dachte daran, den Gewinn siebzig zu dreißig aufzuteilen. Wenn ich richtig liege, könntest du abkassieren, ohne auch nur ein Zehncentstück zu riskieren.«
    Maddock goß jedem von ihnen ein neues Glas ein, wobei er die Gläser neigte, um den Schaum niedrig zu halten. »Ich könnte eine Menge Schwierigkeiten wegen dieser Sache bekommen, weißt du. Ich möchte nichts tun, was das
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