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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay
Autoren: Das zweite Spiel
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liebe.«
    »Ich dachte es mir einfach.« Sie riß die Serviette mit einer übertriebenen Gebärde genau in der Mitte durch und sah mit neugieriger Fröhlichkeit und einem Ausdruck plötzlicher Erleichterung zu ihm auf.
    »Im Guggenheim gibt es eine Jack Youngerman-Ausstellung«, sagte sie. »Ich sehe sie mir nächste Woche vielleicht an.«

    Der moschuswarme Geruch ihres Liebesakts haftete an ihm, durchdrang das Schlafzimmer. Dieses süß-bittere Parfüm brachte intensive Erinnerungen von Nächten mit sich, die sie unter dicken Decken in der Hütte in Montgomery Creek zugebracht hatten, von heißen, hellen Tagen auf dem Vordeck einer Yacht vor den Florida Keys, an Sonntagmorgen, in Laken gewickelt in ihrer Suite im Pierre… und schließlich an die Nachmittage, die wie Jahre zählenden gestohlenen Nachmittage hier in diesem Apartment.
    Jeff blickte auf ihr Gesicht an seiner Brust; ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen geöffnet wie die eines schlafenden Kindes. Ihm fielen die Zeilen aus der Bhagavadgita ein, die sie einmal mit solch leidenschaftlicher Intensität an jenem lange zurückliegenden Abend in ihrer Zuflucht im Topanga Canyon gesprochen hatte:
    Schon viele der Geburten sind für mich dahin. Mir sind sie alle wohlbekannt, Doch nicht so, Tapfrer, deinem Sinn.
    Pamela bewegte sich in seinen Armen, gab einen wortlosen Laut des Behagens von sich, während sie sich streckte, ihren Körper wie ein liebevolles Kätzchen an seinem entlanggleiten ließ.
    »Wie spät ist es?« fragte sie gähnend. »Zwanzig nach sechs.«
    »Verdammt«, sagte sie, sich im Bett aufsetzend. »Ich muß mich aufmachen.«
    »Wirst du am Dienstag wieder herkommen?«
    »Mein Kurs wurde abgesagt, aber… Ich habe zu Hause nichts davon erwähnt. Wir können den ganzen Tag zusammen verbringen.«
    Jeff lächelte, versuchte erfreut auszusehen. Nächsten Dienstag. Den ganzen Tag zusammen, schwache, bittersüße Echos dessen, was einmal gewesen war; aber davon konnte sie natürlich nichts wissen.
    »Vielleicht kann ich das Bild bis dahin beenden«, sagte sie, schlüpfte aus dem Bett und sammelte ihre verstreuten Kleider auf.
    »Wann bekomme ich es zu sehen?«
    »Nicht bevor es fertig ist; du hast es versprochen.«
    Er nickte und empfand ein leichtes Schuldgefühl, weil er am Tag zuvor einen Blick auf die zugedeckte Leinwand geworfen hatte. Ihr Talent hatte sich im letzten Jahr weiterentwickelt, seit sie wieder regelmäßig zu malen begonnen hatte und Fachkurse in fortgeschrittener Komposition an der Universität von New York besuchte; doch sie würde nie wieder das Niveau des Könnens, den verwegenen Schwung phantasievoller Brillanz erreichen, die sie in anderen, unerinnerten Leben besessen hatte.
    Das Bild, das sie fast vollendet hatte, war eine Aktstudie von ihnen beiden, wie sie mit ineinandergelegten Händen lachend durch einen sonnengesprenkelten Tunnel weißer, rebenbedeckter Spaliere liefen. Jeff war gerührt von seiner Schlichtheit, von der Naivität der freimütigen Freude, die es darstellte; es war das Bild eines Künstlers, der soeben zu lieben begonnen hatte, der noch keine Gelegenheit gehabt hatte, die Grenzen dieser Liebe, oder des Lebens selbst, zu erproben.
    Die Zeit, die sie seit jenem ersten ungeplanten Treffen im Museum miteinander verbrachten, war notwendigerweise beschränkt: Ein oder zweimal die Woche, ein Nachmittag hier in seinem Apartment, selten einmal eine ganze Nacht, wenn sie ihrem Mann gesagt hatte, daß sie wegen eines Konzerts oder einer Theateraufführung in der Stadt bleiben wollte… und einmal, ein einziges Mal, waren sie auf ein langes Wochenende nach Cape Cod gefahren. Sie hatte ihrer Familie erzählt, sie wäre in Boston und besuchte eine Frau, die sie vom College her kannte. Die Möglichkeit einer Scheidung war einmal kurz angesprochen worden; aber Jeff wußte, daß sie zu einem solch drastischen Bruch noch nicht bereit war. Es gab mehr Einschränkungen dessen, was sie miteinander teilen konnten, als sie jemals wissen würde, eine scharfe Demarkationslinie zwischen ihrer Kenntnis voneinander. Pamela schien sie manchmal vage zu spüren: in einem abwesenden Ausdruck auf Jeffs Gesicht, in einer plötzlich abbrechenden Unterhaltung.
    Er liebte sie, liebte sie aufrichtig als die, die sie heute war, nicht nur als Spiegelbild all jener anderen Pamelas aus anderen Existenzen… und dennoch gab die stete Mahnung in ihren unwissenden Augen an all das, was einmal gewesen war, allem einen steten Beigeschmack von
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