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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen
Autoren: Rafael Abalos
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rechts wandte, mal von Westen nach Osten ging und dann wieder nach Süden oder Norden, tauchte in seiner Erinnerung erst der Text aus der Botschaft auf, die Gandalf Labox ihm und Salietti in der Kirche von Cornille hinterlassen hatte, und dann der Text von Aidor Bilbicums Handschrift, den sie dort am Anfang iher Suche nach dem Geheimnis der Weisen gefunden hatten. Er sagte sie beide im Geiste auf wie das Gedicht eines Troubadours.
Gehe ins Tal der Sonne, und dir tut sich der Sarkophag ohne Leichnam auf, in dem die Geschichte ruht Mache dich auf in die Stadt des Briefes und frage nach dem, der nicht mehr ist, so vernimmst du die Stimme der Schatten.Folge dem Weg des Zeichens und suche die versiegelte Kammer, wo Zeit Lehen und Tod ist. Nur, wenn du Unsterblichkeit erlangst, wirst du den Unsichtbaren Weg sehen. Dieser führt dich zur Insel Ipsar, bewohnt von Fabelwesen und Ungeheuern. Tritt dem Teufel entgegen und finde zu seinen Füßen die letzten Worte. Durchschreite die Säulen des Übergangs und begib dich ins Labyrinth. Bring dort die Saat aus, dann siehst du die Blume erblühen.
    Dann sah er sein Leben an sich vorüberziehen, seit er als kleines Kind sein Heimatdorf verlassen hatte. Er erinnerte sich an das liebevolle Gesicht seiner Mutter, an seinen Freund Durlib, an den toten Edelmann, an die Mönche der Abtei Brinkum und an alles, was er bei ihnen gelernt hatte. Er schätzte sich glücklich, Salietti kennengelernt und mit ihm die Suche nach dem Geheimnis der Weisen angetreten und mit Weynelle in der versiegelten Kammer Unsterblichkeit erlangt zu haben. Als er in der Mitte des Labyrinths angelangt war, betrachtete er die Blütenblätter der Blume zu seinen Füßen. Sein Stein leuchtete jetzt so hell, dass er aus reinem Feuer zu bestehen schien, dennoch lag er wie eine warme Liebkosung in seiner Hand.
    Grimpow wusste nicht, wo er die magische Saat ausbringen sollte. Doch anstatt darüber nachzudenken, blickte er zu Weynelle und Salietti hinüber, die ihn aufmerksam beobachteten. Sie standen ganz in seiner Nähe, und trotzdem schien es, als läge ein Abgrund zwischen ihnen oder als wäre die Wirklichkeit in jenem Labyrinth eine andere. Erneut holte er das Pergament mit seinen Aufzeichnungen hervor und malte die Blume ab.

    Als die Zeichnung fertig war, bemerkte er, dass die Bodenfliese im Herzen der Blume eine kleine Einbuchtung enthielt, kaum größer als sein Stein. Er ging langsam in die Hocke und legte den Stein ohne zu zögern hinein. Da geschah das Wunder und das rötliche Licht des Steins verwandelte sich in ein so starkes blaues Leuchten, dass er regelrecht geblendet war. Plötzlich breitete sich das helle Licht wie ein weiß glühender Funke, mit der Geschwindigkeit einer Sternschnuppe, über die ganze Blume aus und erfasste dann alle Linien in den Bodenplatten. Es ließ jede Biegung des Labyrinths aufleuchten, bis dieses in einem wundersamen blauen Feuer lichterloh zu brennen schien. Gleichzeitig begannen alle Glasfenster in den Wänden rund um das Labyrinth zu strahlen, als wäre mitten in der Nacht die Sonne aufgegangen, während unter der dunklen Kuppel der Kathedrale lauter winzige Sterne und Planeten auftauchten und ihre Bahnen zogen, wie in einem frisch erschaffenen Universum.
    Grimpow sah über der Blume des Labyrinths eine herrliche, von zarten Nebelschleiern umhüllte Himmelskugel schweben, in der endlose Zahlenreihen und mathematische Formeln, Bilder vergangener und zukünftiger Zeiten sowie sagenhafte Zeichen und unergründliche Symbole erschienen. Kaum tauchte in seinem Geist eine Frage auf, schon entdeckte er in der Himmelskugel die Antwort, auch wenn er sie nicht zu deuten wusste.
    Dann begriff er, dass er sämtliche Rätsel der Natur und des Kosmos vor Augen hatte, dass alles verstanden und erklärt werden konnte, wenn man nur den passenden Schlüssel besaß, um seine geheimnisvolle Essenz zu enthüllen. Die kosmische Essenz seines Steins würde der Menschheit dazu dienen, vollkommene Weisheit zu erlangen, die Weisheit, die jene wunderbare Kugel im endlosen dunklen Raum schon seit undenklichen Zeiten, als es nur das Nichts gab, enthalten hatte.
    Grimpow setzte sich auf den kalten Steinboden der Kathedrale und versank für Stunden in die Betrachtung jenes vollkommenen kleinen Universums. Mit großer Klarheit erkannte er die gleichen Bilder, die er in der Abtei Brinkum in seinen wirren Träumen gesehen hatte. Er sah, wie berstende Himmelskörper zu Millionen neuer Sterne am Firmament
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