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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen
Autoren: Rafael Abalos
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Mythologie. Grimpows Herz schlug höher und das Licht des Steins in seiner Hand, das Licht des Steins der Weisen, das Licht des lapis philosophorum, das Licht des Schlüssels zu allen Geheimnissen begann erneut magisch zu leuchten.
    Sie blieben vor dem äußeren Rand des Labyrinths stehen, das eigentlich aus lauter aneinandergereihten Halbkreisen bestand und wie gezähnt wirkte.
    »Ja, das ist zweifellos ein Labyrinth, obwohl es nicht so aussieht, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe mit verschlungenen unterirdischen Gängen gerechnet, in denen man sich verläuft«, gab Weynelle zu und ließ den Blick über den Boden der Kathedrale schweifen.
    »Auch ich habe etwas anderes erwartet, muss ich gestehen. Ich dachte, wir müssten den Eingang zu irgendeinem unterirdischen Gang finden, dabei liegt das Labyrinth flach auf dem Boden und hat weder Mauern noch sichtbare Gänge«, sagte Grimpow.
    »Scheinbar handelt es sich aber um einen offenen Gang, der in die Mitte führt, wenn man der Strecke durch all die darum angeordneten Kreise und Biegungen folgt«, bemerkte Salietti.
    »Die Blume!«, rief Grimpow und war vor Freude ganz außer sich. »Die Blume befindet sich mitten im Labyrinth«, vervollständigte er seinen Satz. Gleichzeitig griff er nach dem Stück Pergament mit seinen Aufzeichnungen, um das Gesehene hinzuzufügen. Alle drei sahen sie nun staunend in der Mitte jenes einzigartigen verschlungenen Weges die Blütenblätter einer mit einem Kreis umrahmten Blume auftauchen.

    »Kommt, dann wollen wir mal den Eingang dieses Labyrinths suchen«, schlug Weynelle vor. Sogleich ging sie um den gezahnten Rand des Kreises herum bis zu der Stelle, wo er sich öffnete und der Weg auf dem Kathedralenboden seinen Anfang nahm.
    Sie waren alle drei zutiefst berührt, denn sie wussten, dass nur noch wenige Schritte sie vom Geheimnis der Weisen trennten, und spürten schon mit allen Sinnen die magische Gegenwart eines überwältigenden Wunders, obwohl dies ihren Augen noch verborgen war. Der Weg zu der Blume lag endlich vor ihnen. Sie brauchten ihn nur noch zu begehen, um die Saat auszubringen, die nichts anderes sein konnte als der Stein in Grimpows Hand, der die Form eines fremdartigen Samenkorns hatte.
    »Lasst uns hineingehen und dem Labyrinth bis zur Mitte folgen. Dort werden wir hoffentlich erfahren, was als Nächstes zu tun ist«, sagte Grimpow.
    Weynelle und Salietti blickten ihren Freund an, und ihre Augen spiegelten die ganze Zuneigung und Achtung, die sie für ihn empfanden. Nie hätten sie sich träumen lassen, einen so aufgeweckten und weisen Jungen wie Grimpow kennenzulernen, und beide waren sie stolz, ihn ihren besten Freund nennen zu dürfen.
    »Nein, du musst allein ins Labyrinth«, sagte Weynelle dann und berührte zärtlich seine Hand. »Die Wege sind so schmal, dass nur ein Einzelner sie beschreiten kann. Jeder muss alleine zur Mitte der Blume gelangen, wie ein Pilger, der auf seiner langen Wanderschaft die Reise nach innen antritt, um in sich ein geniales Wesen zu entdecken, das keinem anderen Wunder des Universums gleicht.«
    »Weynelle hat recht, du hast den Stein der Weisen gefunden. Er hat dich erwählt, weißt du noch? Nur du kannst das Geheimnis enthüllen.«
    »Aber wir sind doch alle zusammen hergekommen. Der geheimnisvolle Stein gehört euch genauso wie mir«, widersprach Grimpow. Plötzlich überkam ihn die Angst vor der Verantwortung.
    »Wir sind nur deine Begleiter, aber du musst die Mission beenden, die unsere Väter begonnen haben. Das sind wir ihnen und ihrem Traum schuldig. Weder Salietti noch ich können den Einfluss des Steins so stark wahrnehmen wie du. In unseren Händen ist er nichts als ein schlichter Stein von ungewöhnlichem Aussehen. Allein in deinen Händen wird er zu etwas Wunderbarem.«
    »Na komm, Grimpow, nun geh schon! Wir werden hier auf dich warten und dich keine Sekunde aus den Augen lassen«, beruhigte Salietti ihn.
    Der Junge holte tief Luft und zögerte einen Augenblick, ehe er ganz langsam die Linien abzuschreiten begann. Nach den ersten zaghaften Schritten beschrieb der Weg auf dem Boden der Kathedrale von Chartres eine Linkskehre und führte auf die entgegengesetzte Seite des Labyrinths. Grimpow wurde allmählich ruhiger und nahm die eigentümliche Kraft des immer heller strahlenden Steins in seiner Hand wahr, der seinen Geist und seine Seele auf nie gekannte Weise zu erleuchten schien.
    Während er langsam und stetig voranschritt, sich mal nach links und mal nach
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