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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg
Autoren: Martha Grimes
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kleinere Preise gewonnen hatte.
    Zurück zu seinen zwei anderen Autoren: Breedlove und Isaly. Beide hatte Paul auf einer Cocktailparty bei Mackenzie-Haack anlässlich der Buchvorstellung eines Erstlingswerks –»Debütroman« (ein Ausdruck, bei dem Paul ein Brechreiz überkam) – eines zwanzigjährigen Autors namens Mory oder Murray Sowieso kennen gelernt. Eigentlich ging Paul überhaupt nicht zu Buchpräsentationen, auf diese Party musste er aber, nachdem er seinen kleinen Plan ausgebrütet hatte. Barbara Breedlove war eine gute Schriftstellerin, wenn auch nicht so gut, wie sie glaubte. Außerdem war sie zu eingebildet, zu sehr in diese Autorennetzwerke involviert, hing dauernd auf Sommerseminaren herum, tauchte in Bread Loaf oder auf anderen Autorenseminaren auf, war zu sehr Szenegängerin und rümpfte zudem die Nase über Kriminalgeschichten. Bei dem Gespräch mit ihr war er sich vorgekommen, als säße er auf dem unteren Ende einer Wippschaukel und sie thronte hoch oben in der Luft.
    Er brauchte einen ganz speziellen Autor, der sich nichts aus dem ganzen Verlagszirkus machte. Jemanden, der daran keinen Gedanken verschwendete. Ned Isaly war mit seinem letzten Buch für den Pen/Faulkner Award nominiert gewesen und verfügte daher über ein gewisses Prestige. Über Macht. Jedoch nicht über annähernd die Macht eines Paul Giverney. Paul wusste, dass Isaly ein viel besserer Schriftsteller war als er selbst, doch hatte die literarische Qualität mit dem Plan, den er schmiedete, wenig zu tun.
    Was Paul brauchte, war schwer zu finden: ein Schriftsteller im Reinformat.
    »Wie lang sind Sie schon bei Mackenzie-Haack?«
    Dieses Gespräch hatte bei Mackenzie-Haack auf der Cocktailparty für Mory oder Murray stattgefunden. Er und Ned Isaly standen zusammen wie zwei auf einem Seerosenblatt gestrandete Frösche (die Metapher stammte von Ned), während das gesellschaftliche Leben um sie herum wogte.
    Ned quittierte die Frage mit einem leichten Stirnrunzeln, so als müsse er die Antwort von ganz weit herholen. »Seit zwei Büchern, also seit etwa sieben oder acht Jahren.« Er hatte eine braune Ledermappe bei sich, die er sich abwechselnd von einem Arm unter den anderen klemmte, während er nach einem Platz für sein leeres Glas suchte.
    »Alle drei bis vier Jahre ein Buch?«
    »Das kommt ungefähr hin. Ich bin ziemlich langsam.«
    »Langsam? Flaubert war langsam – wenn dieses Wort überhaupt etwas aussagt.«
    »Im Vergleich –«
    »Den Vergleich stellen Sie lieber nicht an«, meinte Paul. Ned lächelte. Paul fuhr fort: »Also, was halten Sie von Mackenzie-Haack?«
    »Ach, die sind ganz in Ordnung.«
    »Haben Sie den Eindruck, dass die Ihre Bücher gut verlegen?«
    Wieder runzelte Ned die Stirn und suchte angestrengt nach einer Antwort. »Ehrlich gesagt, auf solche Sachen achte ich eigentlich nicht besonders.«
    »Kümmert sich Ihr Agent darum?«
    Ned schüttelte den Kopf. »Ich habe überhaupt keinen. Ich halte nicht so viel von Agenten.«
    »Sie sprechen mir aus der Seele. Aber Sie müssen doch jemanden haben, der sich dazwischenschaltet, der aufschreit, wenn die Ihr Buch verkehrt herum drucken oder ein Ausklappbuch draus machen wollen. So was meine ich damit.«
    Ned lachte. »Na ja, schließlich gibt es ja noch meinen Lektor.«
    Paul tat erstaunt. »Wollen Sie damit sagen, Sie hätten einen Lektor, der sich tatsächlich um Ihre Belange kümmert?«
    »Ja, Tom Kidd.«
    Bei Paul regte sich plötzlich eine Eifersucht, wie er sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr verspürt hatte, als ein Freund von ihm bei einem Verlag untergekommen war, während Pauls eigenes Erstlingswerk immer noch im Schlick unaufgefordert eingesandter Manuskripte steckte. Mann, dachte er, das soll bloß heute mal einer versuchen. »Der sagenumwobene Tom Kidd.« Einer der wenigen – sehr wenigen –, der tatsächlich lektorierte und das Manuskript erst dann einem Redakteur überließ, wenn er gemeinsam mit dem Autor beschlossen hatte, dass es in Ordnung war. »Der Schrecken aller Redakteure. Ich habe gehört, der geht das Manuskript sogar Zeile für Zeile durch.«
    »Stimmt.«
    Ein Kellner kam mit neuen Champagnerflöten vorbei, und sie tauschten ihre leeren Gläser gegen frische aus.
    »Halten Sie Mackenzie-Haack für besser als, sagen wir, ach, ich weiß nicht – Delacroix?« Das war ein kleiner, für höchst anspruchsvolle Literatur bekannter Verlag, der allerdings gerade von einem holländischen Konzern übernommen wurde.
    »Keine Ahnung«, versetzte
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