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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg
Autoren: Martha Grimes
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berüchtigt dafür, dass sie Mist bauten, wie zum Beispiel falsche Tickets zu buchen, wenn ein Autor auf Lesereise war, oder die Reihenfolge der Städte durcheinander zu bringen. »Ich hätte heute gerne Anne Law dabeigehabt – sie ist die Leiterin der Promotion-Abteilung, wissen Sie –«
    »Oh, verschonen Sie mich!«
    Clive hob fragend die Augenbrauen. »Wie bitte?«
    »Ich kenne Anne Law. Die könnte nicht mal eine Kiste Macallan an Bobby Mackenzie verklickern.«
    Darauf blieb Clive die Antwort schuldig. Auch er hielt Anne Law für inkompetent. Wieso starrte ihn Giverney eigentlich dauernd so an?
    »Sie wollen sicher die Bedingung wissen.«
    »Ja natürlich, wir –«
    »Sie publizieren doch Ned Isaly, stimmt’s?«
    Clive war verblüfft. Was zum Teufel hatte Ned Isaly damit zu schaffen? Er stellte die Frage laut, oder begann jedenfalls damit: »Was hat denn Ned Isaly…?«
    Giverney schnitt ihm das Wort ab. »Alles. Dachten Sie etwa, ich wäre auf Mackenzie-Haack gekommen, weil es das beste ›Zuhause‹ für meine Bücher ist? Wohl kaum. Wir kämen vermutlich gut miteinander aus, Sie sind nämlich genauso arrogant wie ich.« Sein Lächeln besagte, dass nur ein Idiot Mackenzie-Haack für den besten Verlag halten konnte. Dann meinte er: »Es ist, weil Sie Ned Isaly publizieren. Ist Tom Kidd nicht sein Lektor?«
    Clive war nun völlig verwirrt. Wieso um alles in der Welt sollte Giverney – einer der kommerziellsten Autoren überhaupt –, wieso sollte der sich ausgerechnet nach Isaly ausrichten wollen, einem der besten Autoren, dem am wenigsten kommerziellen, ganz zu schweigen von Tom Kidd, dessen Autoren so literarisch waren, wie sie überhaupt nur sein konnten. »Ich verstehe einfach nicht –«
    »Worauf ich hinaus will? Können Sie auch gar nicht. Meine Bedingung besteht darin, dass Sie Ned Isaly den Laufpass geben.« Giverney beugte sich vor und tat so, als wollte er ihm etwas Vertrauliches mitteilen. »Dann unterschreibe ich einen Vertrag für drei Bücher statt zwei. Na, na, jetzt machen Sie doch nicht so ein sprachloses Gesicht.«
    Clive hatte den Mund ein paarmal auf- und zugemacht. Er versuchte es mit abruptem Lachen und Kopfschütteln, um Zeit zu schinden. Machte Giverney Witze? Oder war er verrückt? Doch er saß auf der anderen Schreibtischseite und sah eigentlich ganz zurechnungsfähig aus. »Paul, tut mir Leid, aber ich verstehe das alles nicht ganz –«
    »Brauchen Sie auch nicht. Geben Sie ihm einfach den Laufpass, lassen Sie ihn fallen, was weiß ich. Stört es Sie, wenn ich rauche?« Er hatte seine Zigaretten schon hervorgezogen, eine Packung Marlboro Lights, die er Clive anbot.
    Fast hätte Clive eine genommen. Dabei rauchte er nicht einmal. »Ist das Ihr Ernst?«
    Giverney fand die Frage offenbar keiner Antwort würdig. Er zündete seine Zigarette an und saß eine Weile rauchend da.
    »Angenommen, nur einmal angenommen , wir würden es tatsächlich tun, sehe ich eigentlich keine Möglichkeit, wie. Der Mann steht für sein nächstes Buch unter Vertrag. Den können wir doch nicht einfach zerreißen.«
    »Wieso verstecken Sie sich hinter den Paragraphen eines Vertrags? Weil es Ihnen so passt; jetzt jedenfalls. Sobald ich aber aus der Tür bin, wird es Ihnen nicht mehr passen. Es gibt doch Mittel und Wege. Wir sind hier schließlich nicht bei Chrysler oder bei Microsoft. Im Buchgeschäft finden sich doch immer Mittel und Wege.«
    »Zum Beispiel?«
    »Mann, jetzt stellen Sie sich doch nicht so dumm. Sie und Bobby können sich doch was ausdenken. Sie finden einfach irgendwas im Vertrag. Die sind doch alle so geschrieben, dass sie dem Verlag nützen und nicht dem Autor. Und wie ich höre, hat Ned Isaly nicht einmal einen Agenten.«
    »Stimmt, hat er nicht. Er braucht keinen, behauptet er.«
    Giverney lachte. » Brauchen tut eigentlich keiner einen. Das ist, wie wenn man von Gangstern protegiert wird, wie wenn man Schutzgeld bezahlt.« Giverney beugte sich vor. »Jetzt hören Sie mir mal zu: Wenn Mackenzie-Haack einen Autor fallen lassen wollte, dann fändet ihr doch auch eine Möglichkeit.«
    »Darf ich fragen, wieso Sie wollen, dass wir uns von Ned trennen?«
    »Nein.«
    Wie bereits mehrmals im Lauf dieser Begegnung fuhr Clive sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Paul, ich glaube einfach nicht, dass ich das durchkriege.«
    Paul Giverney hielt beide Hände hoch, Handflächen nach außen. »Okay, dann gehe ich mit den Büchern eben zu einem anderen Verlag.« Er erhob
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