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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
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Testament einschließt. Und er ist überzeugt davon, daß Sie hier das Ruder in der Hand halten. Ich habe es schon gesagt: Sie wollen Alex in Ihre Gewalt bekommen; Sie dachten, Sie würden die Rolle seiner Mutter übernehmen können. Aber das werden Sie nicht.«
    »Werde ich nicht? Und wie, bitte schön, wollen Sie mich davon abhalten?«
    »Ich könnte Sie ruinieren. Hier ist Ihre Chance: Entweder mache ich Gebrauch von meinen >Spekulationen<, den Briefen, dem Bild und den Fotos, oder Sie kündigen hier. Und wagen sich nie wieder in Alex Holdsworths Nähe.«
    Sie seufzte. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Das sind doch alles Hirngespinste.« Die Bilder und den Spiegel bedachte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Der Anwalt, den ich im Kopf habe, wird sich diese >Hirngespinste< bestimmt gerne vornehmen, und dann sitzen Sie im Handumdrehen in Old Bailey.«
    »Wenn Sie so sicher sind, warum geben Sie mir dann diese Chance?«
    Jury sah sie an, und das Schweigen zog sich in die Länge. »Wegen Alex. Er würde es nicht ertragen, wenn er erführe, daß seine Mutter Selbstmord begangen hat. Es wäre besser, wenn nichts von dem hier herauskäme.« Jury stand auf.
    An der Tür drehte er sich um und sagte: »Nach meinem Dafürhalten müßte man Sie erschießen, Dr. Viner«
    Als er zum Hauptgebäude zurückging, fühlten sich seine Beine wie Gummi an. Auf einer weißen Bank, ungefähr dreißig Meter entfernt, saß Lady Cray und winkte ihn zu sich.
    »Hallo«, sagte er und fühlte sich beim Anblick der alten Dame wie ausgehöhlt. Lady Cray saß kerzengerade da und umklammerte ihre Ledertasche. Über dem großen Saphir an ihrem Ringfinger war der weiße Knöchel zu sehen.
    »Nicht daß Sie denken, ich hätte Ihnen nachspioniert. Aber sie ist eine schreckliche Frau, stimmt’s?«
    Da mußte Jury einfach lächeln. »Was haben Sie denn da drin, Lady Cray? Bänder? Ein Gewehr?«
    Sie seufzte und entspannte sich ein wenig. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, das mit den Bändern ist vorbei. Gott sei Dank. Und ich führe auch keine Waffe mit, wie es so schön heißt.«
    Er lachte.
    Sie öffnete die Tasche, verschloß sie aber gleich wieder. »Ich besitze zwar einen Revolver und den Waffenschein dafür. Aber Mrs. Colin-Jackson fand, er sei im Safe von Castle Howe besser aufgehoben.«
    Jury sah sie einen Moment lang an. Dann sagte er: »Wissen Sie, woran Sie mich erinnern?«
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich es nie erfahre.«
    »Das griechische Theater. Deus ex machina .«
    »Aha«, sie holte Luft, die Finger fest auf ihre Tasche gepreßt. »Das betrachte ich als Kompliment.«
    »Ist es auch. Wollten Sie etwas von mir?«
    »Von attraktiven Männern will ich immer etwas, aber eigentlich habe ich Sie hergewunken, weil Mr. Plant Sie sprechen will. Er hat aus dem Pub angerufen. Nicht mich, sondern Mrs. Colin-Jackson. Es klang ziemlich dringend.«
    »Woher wußten Sie, wo ich war?«
    Sie antwortete nicht.
    Jury sah hinter sich, folgte ihrem Blick. »Warum ist ihr Sprechzimmer hier draußen, weit weg von allem anderen und inmitten von Blumen?«
    »Ich glaube, im Paradies war die Situation ähnlich.«
    Das Mädchen im Baum glitt an den Ästen herunter, die aussahen wie ausgebreitete Flügel, und fiel den letzten Meter in ein Blumenbeet.
    Er beobachtete, wie sie sich aus genau den Stielen und Blütenblättern erhob, in denen er sie vor langer Zeit gefunden hatte. Sie lief durch das hohe Gras, und er ging hinterher, wobei die grüne Fläche sich kaum über ihm teilte.
    Ein Rascheln. Reflexartig legte er sich flach auf den Boden, der Schwanz zuckte, die Zunge schnalzte. Er wollte gerade springen, aber da sah er, wie sie vor ihm weiterging, und er opferte die Neugierde auf den Geruch in der Nähe dem stärkeren Bedürfnis, ihr zu folgen.
    Die ständige Überwacherei war ermüdend - immer an sie zu denken und sie unentwegt im Blick zu behalten. Aber er war für sie verantwortlich gewesen, seit er sie gefunden hatte. Sie war wie ein Sturm gewesen, der über den riesigen See blies. Donnerschläge der Wut, Blitze der Todesangst! Er war für sie verantwortlich und ließ sie besser nicht aus den Augen.
    Ein weißes Wiesel raste plötzlich vorbei. Er hätte beinahe von seinem direkten Weg abgelassen und wäre ihm nachgejagt. Nein.
    Geflatter. Flügelschatten sausten über ihn hinweg, ließen sich auf einer Hecke in der Nähe nieder, und er blieb erneut stehen. Nein.
    Weil er so oft angehalten hatte und wieder losgegangen war, sah sie in der
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