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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
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»Als wir drei im Palazzo Gritti waren, haben sie mir erzählt-«
    Melrose griff nach ihrer Hand und streichelte sie (auch ziemlich unsanft, fand Jury). »Vivian, Vivian«, sagte er. »Darüber wollen wir doch jetzt nicht reden.«
    Sie befreite sich aus Truebloods und Melroses Umklammerung, stand auf, machte zwei rasche Schritte und schlang langsam die Arme um Jurys Hals. »Es tut mir leid«, sagte sie mit erstickter Stimme, den Kopf gegen seine Brust gedrückt.
    Er konnte die kleinen stoßweisen Seufzer spüren. »Schon gut, Vivian«, sagte Jury in ihr Haar, die Arme um ihre Taille gelegt. »Es ist wunderbar, daß Sie gekommen sind.«
    »Und vergessen Sie mich nicht, alter Junge!« sagte Trueblood. »Ich bin gefahren! Wir sind direkt von Long Pidd hochgekommen, nachdem Vivian wie der Blitz von Heathrow angesaust war.«
    Jury nahm sein Gesicht aus Vivians Haar und deutete zum Fenster. »Ist das Ihr Jaguar da draußen?«
    Trueblood sagte: »Nein, er gehört Viv. Hochzeitsgeschenk.«
    Melrose sagte: »Den braucht sie ja auch in Venedig.«
    »Der ist nicht für Venedig. Den soll sie fahren, wenn sie nach Hause kommt.« Trueblood sammelte die Gläser ein, um sie wieder füllen zu lassen. Zu Hause war Long Piddleton und würde es immer bleiben.
    »Interessante Autonummer.«
    Trueblood sagte nichts.
    Vivian putzte sich die Nase. »Autonummer?«
    »Hätte mich auch gewundert, wenn Sie sie bemerkt hätten, meine Liebe.« Er hielt sie auf Armeslänge entfernt. »Und übrigens, danke schön.«
    »Wofür?«
    »Dafür, daß Sie Pete Apted, Q.C., angeheuert haben.«
    Sie war verblüfft. »Wen?«
    Vivian war es also nicht gewesen? Wer dann?
    Zu Melrose und Wiggins, der mit seinem Grog vom Tresen kam, sagte er: »Wir müssen nach Castle Howe zurück.« Wie der Blitz war Melrose auf den Beinen. Zu Trueblood sagte er: »Sie bleiben hier. Wir nehmen FANG.«
    »Helen Viner«, sagte Melrose. »Warum bin ich da nicht drauf gekommen?«
    »Aus demselben Grund, aus dem auch Adam Holdsworth nicht drauf gekommen ist. Aus demselben Grund, aus dem Alex sie beinahe für eine Ersatzmutter gehalten hat«, sagte Jury, als der Jaguar das Dörfchen Boone verließ.
    »Was wird sie wohl tun, Sir?«
    »Ich kann Ihnen genau sagen, was ich vermute, Wiggins: Ich glaube, sie wird versuchen, sich herauszureden. Sie ist überzeugt, einen so großen Einfluß auf Adam Holdsworth zu haben und für Castle Howe so unentbehrlich zu sein. Sie leitet es, nicht Colin-Jackson -, warum sollte sie jetzt aufgeben?«
    »Es gibt keine harten Beweise«, sagte Wiggins.
    »Nein, keine«, sagte Jury.
    »Sie hat zwei Menschen eigenhändig ermordet und ist verantwortlich für den Tod von zwei weiteren. Vielleicht hat sie das Leben von zwei Kindern ruiniert.« Er hielt inne. »Ich glaube nicht, daß das Motiv nur Geld war.«
    Wiggins drehte sich halb um und sah ihn an; Jury sagte nichts.
    Melrose dachte an sein Gespräch mit Helen Viner. »Sie liebt die Macht - sie braucht sie wie Essen und Trinken. Sie lebt davon.« Er schaute nach oben in die grauen, dahinfliegenden Wolken. »Wissen Sie, an wen sie mich erinnert? An Coleridges Geraldine.«
    »Geraldine?« fragte Jury.
    »In >Christabel<. Die Dämonin, die brutale Vampirin. Helen Viner spielt mit sexuellen Bedürfnissen und Ängsten. Glauben Sie wirklich, sie hat schon genug Blut geleckt?« Er schwieg. »Ich habe gehört, daß Shelley vor Angst schreiend aus dem Zimmer rannte, als Byron einmal aus >Christabel< las.« Durch die Windschutzscheibe sah Melrose den Stein, der die Zufahrt zu Castle Howe markierte. »Keine harten Beweise? Man sollte sie erschießen.«
    »Meine Rede«, sagte Jury.
    Lady Cray saß immer noch auf der Bank, von der aus man auf den weiten Rasen und den Park hinuntersehen konnte, und beobachtete so einiges.
    Sie beobachtete, wie sich die vielen Osterglocken unten neben dem Steinhäuschen in der steifen Brise hin und her wiegten, aber schwerlich »tanzten« (daß Wordsworth immer so übertreiben mußte). Sie drückte sich den Kragen ihrer leichten Jacke fester um den Hals.
    Sie beobachtete, wie Adam Holdsworth sich bei seinem höchst dämlichen Spiel vergnügte, das der Sergeant ihm beigebracht hatte: Er sauste unter großem Gejuchze in seinem Rollstuhl den Grashang hinunter und winkte ihr zu, wenn er gedreht hatte; dann kämpfte er sich wieder hoch, und dann das Ganze noch mal ... Fast wäre er dabei in das Häuschen der Ärztin gekracht. Sie schüttelte den Kopf.
    Mit wachsendem Interesse beobachtete sie das
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