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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
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das?«
    »Briefe, die Sie an Jane Holdsworth geschrieben haben. Vor fünf Jahren, und Sie haben darauf geachtet, sich auf keinen Fall selbst zu belasten. Sie haben sie nicht einmal unterschrieben.«
    Sie runzelte noch stärker die Stirn, löste das Band und nahm ein Blatt aus dem Umschlag. »Wie kommen Sie darauf, daß ich sie geschrieben habe?«
    »Weil Graham Holdsworth Ihr Patient war. Und die Geschichte von der Ärztin, die ihren armen Patienten schützen muß, war wohl eher eine ausgemachte Posse. Wir wollen es mal so ausdrücken, Dr. Viner: Wir haben alle unsere latenten sexuellen Bedürfnisse; keiner von uns ist vollkommen heterosexuell, und vielleicht neigte Graham Holdsworth noch ein bißchen weniger in diese Richtung. Für mich persönlich hat der Begriff >latente Homosexualität< keinerlei Bedeutung. Für Leute, die eigentlich nicht homosexuell sind, ist es jedoch oft ein hochexplosiver Begriff. Ich glaube, Sie haben Graham dahingehend manipuliert, daß er glaubte, seine >latenten< Gefühle seien die eigentlichen und er habe nur zu große Angst oder sei zu prüde, sich zu ihnen zu bekennen. Aber er war nicht schwul. Ich habe mit niemandem gesprochen, der je einen Grund zu dieser Annahme hatte. Im Gegenteil, alle waren von der Vorstellung völlig überrascht. Aber Ihr Ziel bei all dem war, sowohl Graham als auch Jane Holdsworth unter ihre Kontrolle zu bringen, wobei derjenige, den Sie eigentlich kontrollieren wollten, Alex war. Um Alex zu beherrschen, mußten Sie Jane beherrschen.« Mit zitternden Fingern zündete sich Jury eine Zigarette an. »Und der Weg, Jane zu beherrschen, war, mit ihr eine Liebesaffäre zu haben. Wissen Sie, wer Sie durchschaut hat, Helen? Lady Cray. Mit ihrer geschickten, wenn auch etwas umständlichen Taktik, indem sie nämlich vor Kingsley über ihre eigenen >latenten Bedürfnisse< grübelte, versuchte sie, etwas über Sie herauszufinden. >Sie ist nicht ganz heterosexuell, da stimmt was nicht<, hat Lady Cray gesagt.«
    Helen Viner erhob sich vom Stuhl, ging zu dem Flügelfenster und sah hinaus.
    »Jane... « Jury räusperte sich. »Jane war vielleicht bisexuell, oder vielleicht hat sie herumexperimentiert. Aber sie war nicht lesbisch; das weiß ich nun ganz genau. Es ist egal, wie lange ihre Beziehung mit Ihnen gedauert hat; am Ende konnte sie nicht mehr damit leben, daß sie, egal, in welcher Form, am Selbstmord ihres Mannes mitschuldig war; wahrscheinlich konnte sie mit der Sache an sich nicht leben. Und schon gar nicht mit der Ahnung, daß das alles auch noch mit dem Mord an Annie Thale zu tun hatte.«
    Während Jury das sagte, hatte sie die Hand auf den Fenstergriff gelegt und das Fenster aufgestoßen - vermutlich, um frische Luft hereinzulassen: Nun erstarrte sie zu Stein. »Annie Thale?« Sie stand mit dem Rücken zu ihm, die Hand noch am Fenster, gegen das wie am Abend zuvor die Zweige klopften. Sie wiederholte den Namen und schüttelte den Kopf. Dann drehte sie sich um. »Das ist wahnsinnig.«
    »Nicht >das<, wenn schon, dann Sie. Annie Thale war der einzige Mensch, dem sich Graham anvertraut hat; vielleicht war sie sogar in ihn verliebt. Sie wußte jedenfalls, daß er durch und durch heterosexuell war, und sie wußte, daß Sie ihn vom Gegenteil überzeugen wollten. Annie Thale war wie ihre Schwester; eine gute, stabile, fast harte Frau. Nicht der Typ, der sich selbst umbringt. Ich habe mit der Schwester gesprochen. Sie haben Tommy Thale außer acht gelassen.«
    Helen Viner zog mit einer zornigen kleinen Bewegung an dem Fenster und hakte es zu. »Superintendent«, sie ging zu ihrem Stuhl zurück und lehnte sich dagegen, »ich glaube, Janes Tod hat Ihre Fähigkeit, klar zu denken, beeinträchtigt.« Ihr Ton war penetrant mitleidig.
    »Wenn meine Fähigkeit, klar zu denken, eingeschränkt wäre, würde Ihre bloße Präsenz mich davon überzeugen, daß Sie das unmöglich alles getan haben könnten. Sie geben sich so - wie sagte Lady Cray? - integer. Was wollen Sie eigentlich? Die Herrschaft über Castle Howe? Oder Herrschaft schlechthin? Sie sind eine Manipulateurin, und es war besonders geschickt, Mr. Plant gegenüber zu äußern, Alex brauche vielleicht eine Therapie, aber nicht bei Ihnen. So wollten Sie jeden Verdacht entkräften, daß Sie ihn unter Ihren Einfluß bringen wollten. Aber diesen Einfluß haben Sie längst, und das wissen Sie auch. Und nur das zählt. Um Adam und Adams Geld in Ihre Gewalt zu bekommen, müssen Sie nur Alex in Ihre Gewalt bekommen. Aber Alex ist
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