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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
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mich nicht schuldig. Ich meine, wegen des Wettens«, brach es aus Alex heraus.
    »Warum sollten Sie?« fragte Kingsley. »Sie haben es getan, um Ihre Mutter zu unterstützen. Finanziell. Und um Ihrer Mutter Genevieve vom Leibe zu halten.«
    Alex redete weiter. »Ich weiß ja, daß ich betrogen habe. Aber fast immer nur Buchmacher. Die meisten sind eh Halunken. Und die Karten. Ich habe mehr zur Aufwertung des Dollars beigetragen als die Zentralbank.«
    Kingsley lachte laut. »Ist es ein Geheimnis?«
    »Was?«
    »Der Trick. Sie haben nicht gewonnen oder selten, aber Sie verließen den Tisch immer mit mehr, als Sie mitgebracht hatten.«
    Alex zupfte sich schweigend am Ohrläppchen. Dann griff er in seine hintere Hosentasche und zog eine Brieftasche hervor. Er entnahm einen Zwanzigdollarschein und legte ihn auf den Tisch.
    »Und?« Kingsley rührte ihn nicht an, betrachtete ihn nur.
    Alex drehte ihn um. Es war ein Dollar. »Zusammengeklebt. Rückseite an Rückseite. Deshalb konnte ich keine Pfundnoten benutzen. Die Scheine sind unterschiedlich groß.«
    Jury war fasziniert. »Das verstehe ich nicht. Da komme ich nicht mit.«
    »Sie wechseln. Setzen die Zwanzig, ziehen sie mit anderen Scheinen als Einer heraus.« Er sah von einen zum anderen, dann an die Zimmerdecke. »Okay, ich bin nicht stolz darauf-«
    »Darauf gehe ich jede Wette ein«, sagte Kingsley trocken. »Das heißt, nein, mit Ihnen wette ich lieber nicht.«
    Alex sah todernst aus. »Es geht ums Pokern, stimmt’s? Diese Geschichte mit der Herzdame.«
    »Scheint so. Und was schließen Sie daraus?«
    Alex ließ sich zurückfallen. »Weiß ich nicht.«
    Ganz unverbindlich sagte Kingsley: »Na ja, Sie haben Ihre Mutter an der Hand gehalten.«
    »Herzdame.« Alex schwieg. »Und ... noch eine im Spiel.«
    Kingsley nickte. »Poker.«
    »Ein Paar.«
    »Sie und Ihre Mutter - also Sie kenne ich nicht, aber mit ihr war ich befreundet, und sie redete eigentlich immer nur über Sie.« Kingsley lächelte breit. »Ich sage Ihnen, Alex, Sie und Jane waren ein großartiges Paar.« Wieder ließ sich Alex zurückfallen, aber diesmal erleichtert, wie es schien. Er legte die Hand auf die Augen und gab keinen Ton von sich. Jury sah Tränen seine Wangen hinunterrinnen.
    Kingsley holte eine Schachtel Papiertaschentücher aus einer Schublade. »Fangen Sie.«
    Reflexartig streckte Alex die Hände aus. »Danke. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Ich habe nichts getan. Was hat denn Dr. Viner zu dem Traum gesagt? Ich will wissen, wer von uns schlauer ist.« Er lächelte.
    Alex erzählte es ihm. »Was sie gesagt hat, ergab nicht viel Sinn.«
    »Freie Assoziation muß irgendwo hinführen. Es hätte vermutlich beim Pokern geendet.«
    »Ich habe etwas Merkwürdiges gedacht, als sie wegging.«
    »Was denn?«
    »Meine Assoziation. Ein Packen Karten. Ein Packen Lügen.« Er stand auf. »Ich gehe wieder zu Großvater.«
    Jury nickte.
    »Das war sehr gut, sehr klug. Aber das falsche Paar.«
    »Ist mir klar. Wissen Sie, ich habe mich gefragt, warum Lady Cray immer wieder darauf zurückkam. Die >exotische< Frau, die ihr Pralinen geschenkt hat. Das Band, das sie langsam aus dem Haar einer Frau vor sich zog ...« Kingsley nahm die Briefe wieder in die Hand. Er schüttelte den Kopf. »Es war doch ein ziemlich großes Risiko. Ich hätte die Briefe finden können.«
    »Sie waren gut versteckt, außer für das Adlerauge von Lady Cray. Und wenn Sie sie gefunden hätten, was hätten Sie getan? Helen Viner damit konfrontiert? Die Briefe verbrannt? Vielleicht sah es dadurch so aus, als hätten Sie eine Affäre mit Jane, aber ...« Jury zuckte mit den Schultern. »Graham Holdsworth hat Selbstmord begangen.« Er schwieg. »Alex hat gesagt, er habe sie nicht gelesen.«
    »Das ist möglich. Er wirkt, als hätte er die Intimsphäre seiner Mutter respektiert. Es ist aber auch möglich, daß er der Versuchung nicht widerstehen konnte, als er jünger war.«
    »Aber warum konnte der Junge sich bei seinem Gedächtnis - da bleibt alles hängen wie an einem Fliegenfänger, denken wir nur an die Pillen - nicht daran erinnern, was fehlte, obwohl er die Briefe immer wieder gesehen hatte?«
    »Weil er es nicht wollte.« Kingsley blies einen Rauchring und steckte seinen Finger durch.
    »Sie glauben doch nicht, daß er es weiß ?«
    »Halb. Der Schatten einer Erinnerung, ein Schleier, den er nicht wegwischen kann. Keine Sorge, er wird verschwinden, sich auflösen. Was aber nicht verschwinden würde, ist die Erkenntnis, daß sich
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