Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
viel gescheiter, als Sie denken.«
    Sie lachte angestrengt. »Glauben Sie mir, ich unterschätze seine Intelligenz keineswegs.«
    »Vielleicht doch. Im Grunde weiß er, daß Ihre ganze Person eine einzige Lüge ist. Ein Packen Lügen. Maurice Kingsley weiß das auch, obwohl er viel zu anständig ist, es zu sagen.«
    »Das ist ja amüsant. Er ist ein Dilettant.«
    »O nein. Nein, das ist er nicht. Er ist als Arzt weitaus kompetenter als Sie. Dr. Kingsley mag Alkoholiker sein, aber dafür ist bei Ihnen alles nur Fassade.«
    Sie starrte ihn an, dann die Briefe. »Und deshalb habe ich die hier in Maurices Sprechzimmer >geschmuggelt    »Selbstverständlich. Es würde die Dinge doch sehr vereinfachen, wenn die Polizei dächte, Kingsley sei Janes Geliebter gewesen, oder? Ein eifersüchtiger Geliebter. Und Sie richteten es so ein, daß Lady Cray zu ihm ging - weil Sie dachten, daß ihre Obsession für rote Bänder schon dazu führen würde, daß sie die Briefe findet.«
    Helen Viner drehte einen kleinen, dolchähnlichen Brieföffner in der Hand. »Das wäre doch ein viel zu hohes Risiko gewesen. Was, wenn Maurice sie zuerst gesehen hätte?«
    »Tja, was hätte er damit gemacht? Sie zur Polizei gebracht und gesagt: >Sehen Sie mal, die habe ich zwischen meinen Büchern gefunden, aber ich habe sie nicht geschrieben    Sie lächelte, als hätte Jury einen guten Witz erzählt. »Nein, das hätte er wohl nicht getan.« Sie legte den Brieföffner hin und zog eine Zigarette aus einer runden John-Players-Dose. Als sie sah, daß Jury ihr kein Feuer geben würde, holte sie Streichhölzer aus einer Schublade. Dann legte sie die Fingerspitzen gegeneinander, lehnte sich, die Zigarette zwischen den Fingern, zurück und blies nachdenklich Rauch in Richtung Zimmerdecke. »Also. Eigentlich waren wir doch bei Ginny Holdsworth.«
    »Ganz recht. Vor sechs Jahren erfuhren Sie, daß sie einen Spaziergang nach Scafell vorhatte. Sie wußten, sie wollte über den Broad Stand gehen. Sie gingen vor Virginia dort hinauf. Aber als Sie dann sahen, daß auch Francis Fellowes die Szene betrat - nachdem Sie sie hinuntergestoßen hatten -, muß das selbst Sie nervös gemacht haben, Dr. Viner. Der einzige Weg hinunter führte an Francis vorbei.«
    Sie sagte nichts. Jury wartete. Ihre Neugierde würde sie zwingen zu sprechen.
    »Die Polizei hat Francis verhört, weil sonst niemand dort oben gewesen sein konnte, außer vielleicht ein erfahrener Kletterer. Und das bin ich nicht.«
    »Sie waren dort; Francis hat Sie in sein Bild gemalt.«
    Sie lachte. »Oh, mein Gott ! Er konnte doch nicht sehen - «
    Das war ein klitzekleiner Ausrutscher. »Er konnte Sie nicht sehen, meinen Sie! Wie kommen Sie darauf? Weil er Ihnen den Rücken zukehrte? Weil Sie sich in dem Felsspalt versteckten, der Agonie des fetten Mannes?«
    »Nein. Er konnte mich nicht sehen, weil ich nicht da war.«
    Jury warf das Lederetui auf den Schreibtisch.
    »Was ist das?« Sie nahm es an sich und machte es auf.
    »Ein Claude-Lorrain-Glas.«
    »Und -?« Ihr Lächeln war verzerrt. Sie schnippte die Asche von der Zigarette.
    »Und er malte die Szene hinter sich.« Jury nickte in Richtung des kleinen Spiegels. »Deshalb haben die Landschaftsmaler das Claude-Lorrain-Glas benutzt. Fellowes hat den Spalt in der Felswand gemalt.«
    Sie legte es auf den Schreibtisch zwischen sich und Jury und sah ihn an, die Mundwinkel immer noch zu einem Lächeln verzerrt. »Superintendent, selbst wenn es ein solches Bild gibt, glaube ich nicht, daß man darauf ein Gesicht erkennen könnte. Nicht einmal mit Ihren ganzen Laborapparaturen. Und soweit ich sehe, haben Sie keine Beweise, die mich vom Gegenteil überzeugen könnten.«
    Hatte er auch nicht. »Ich werde Ihnen eine Chance geben.«
    »Na, vielen Dank. Aber ob ich die ergreifen werde?«
    »Ich denke schon. Sie glauben, ich spekuliere hier nur herum. Aber ich will Ihnen eins sagen: Von all den Leuten, die ein persönliches Interesse an Adam Holdsworths Geld haben, sind Sie die einzige mit einem Motiv für diese Morde - und für die Manipulation von Graham und Jane. Denn ansonsten haben nur noch Alex und Millie Thale Aussicht darauf, eine größere Summe zu bekommen. Adam würde sie sonst keinem hinterlassen. Da er Castle Howe jetzt schon unterstützt, kann man ziemlich sicher darauf wetten, daß er es auch in sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher