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Gretchen

Titel: Gretchen
Autoren: Chelsea Cain
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Ton und blickte nicht auf.
    Henry beugte sich vor und wies mit einem Nicken in Richtung Frank. »Kann ich vor ihm reden?«, fragte er.
    »Frank und ich haben keine Geheimnisse«, sagte Archie. »Oder, Frank?«
    »Ton fühlt sich an wie Babys«, sagte Frank.
    Henry räusperte sich. »Also gut«, sagte er. Er kratzte sich am Ohr und sah Archie an. »Der Gerichtsmediziner sagt, wir haben drei Augenpaare.«
    »Paare«, sagte Archie. »Das ist gut.« Er lächelte Henry an. »Andernfalls müssten wir nach Piraten suchen.«
    »Alle drei sind anscheinend ein paar Jahre alt. Der Doktor nimmt an, sie wurden in Formaldehyd aufbewahrt, bis sie in den Tank geschüttet wurden.«
    Archie fuhr fort, die Hand kreisförmig über die Tonkugel auf dem Tisch zu bewegen. »Irgendwelche Übereinstimmungen?«, fragte er. Sein Gesicht verriet keine Regung, und seine Augen blieben auf den Ton und seine Hand gerichtet.
    »Mit nichts in der regionalen Datenbank. Wir suchen jetzt in einem weiteren Umkreis. Du glaubst, wir werden ein paar passende Leichen dazu aufstöbern?«
    »Gretchen hat nie jemandem die Augen entfernt.«
    »Gretchen hat nie irgendwas getan«, sagte Henry, »bis sie es tat.«
    Archie rieb sich die Augen. Sie hatten ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, als er in der Nacht zuvor zurückgekommen war, und er fühlte sich immer noch benommen davon. »Verstärkt Debbies Bewachungsmannschaft«, sagte er und seufzte. Er glaubte nicht, dass Gretchen sich noch einmal an Debbie und die Kinder heranmachen würde. Sie hatte ihn mit diesem Trick bereits einmal terrorisiert, und sie wiederholte sich nicht gern. Aber der Schutz würde seiner Familie vielleicht etwas Seelenruhe verschaffen.
    »Schon passiert«, sagte Henry. »Die Polizei von Vancouver hat einen Wagen vor ihrem Haus. Die Kinder werden in die Schule begleitet. Alles, worüber wir geredet haben.« Henry strich seinen Schnauzbart mit Daumen und Zeigefinger auseinander. »Du solltest dir überlegen, die Stadt zu verlassen.«
    »Boca Raton ist hübsch«, sagte Frank.
    »Gretchen wird mich überall finden«, sagte Archie. Er sagte es ohne Gefühlsregung. Es war schlicht eine Tatsache.
    Henry verschränkte seine mächtigen Arme auf dem Tisch und beugte sich vor. »Aber die Presse vielleicht nicht«, sagte er. »Du weißt nicht, was da draußen los ist. Der Stadtrat denkt über eine Ausgangssperre nach. Es gibt ein Unternehmen, das gottverdammte Gretchen-Lowell-Touren durchführt.« Sein Hals rötete sich, während er sprach. »Sie haben diese Busse, auf die ihr Gesicht aufgemalt ist. Warum, glaubst du, ist Debbie nach Vancouver gezogen? Wegen der Vermögenssteuer?«
    Im Fernsehen versuchte ein Tierarzt, eine Katze zu retten, die von einem Auto überfahren worden war. Archie hatte die Folge schon achtmal gesehen. Die Katze starb am Ende.
    Das Töten würde erst aufhören, wenn Gretchen es wollte.
    »Ich möchte helfen«, sagte Archie. »Ich berate euch von hier aus.«
    Frank saß auf der andern Seite über den Tisch gebeugt und drehte seinen Ton zu einer halbmeterlangen Rolle von der Stärke eines Daumens.
    »Verlass die Stadt. Ich suche dir eine andere Klapsmühle, wenn du es willst. In New Hampshire. Irgendwo weit weg.«
    New Hampshire klang gut. Weit weg klang gut. Aber niemand kannte die Akten im Fall Beauty Killer so gut wie Archie. Henry brauchte Archie. Und Archie wusste es. »Ruf mich an, wenn sich etwas tut«, sagte Archie. »Ich bin da.«
    »Das letzte Mal, als ich anrief, sagte eine Frau, sie würde dich holen, und dann ging sie fort und kam nie wieder.«
    Es gab nur ein Telefon, das die Patienten benutzen durften. Nur eingehende Anrufe. Wenn es läutete, stürzten sich alle darauf.
    »Sie sollten keine Verrückten ans Telefon gehen lassen«, sagte Henry.
    Frank blickte von seiner Tonrolle auf und lächelte.
    »Es gibt hier nur Verrückte«, sagte Archie.
    Henry lehnte sich im Stuhl zurück, verschränkte die Arme und legte das Kinn auf die Brust. »Dann willst du dich also für den Rest deines Lebens einfach hier drin verstecken?«, fragte er.
    Archie wusste nicht, was er antworten sollte.
    Henry beobachtete ihn, seine Kiefer mahlten, die Muskeln zuckten unter der Haut. Archie sah ihn förmlich verschiedene Argumente ausprobieren. »Niemand weiß Bescheid«, sagte Henry schließlich. »Wenn du einen psychologischen Test bestehst, kannst du wieder arbeiten. Du bist immer noch ein Held da draußen. Ein gottverdammter Philip Marlowe.«
    Frank blickte beunruhigt hinter seiner
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