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Gretchen

Titel: Gretchen
Autoren: Chelsea Cain
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Kreuzung vor ihr war rot, und Susan hielt am Ende einer langen Fahrzeugschlange. Es begann zu regnen, und sie stellte die Scheibenwischer an, die erneuert gehörten und ihre Sicht nur verschlechterten.
    »Ich möchte über einen Artikel mit Ihnen reden«, sagte der Mann.
    Susans Griff um das Lenkrad verstärkte sich wieder. Ein verärgerter Leser. Na großartig. Wieso hatten die Leute das Bedürfnis, es sie jedes Mal wissen zu lassen, wenn sie sich geärgert hatten? »Wenn Sie ein Problem mit etwas haben, das ich geschrieben habe, schicken Sie am besten einen Brief an die Redaktion«, sagte sie.
    »Sie haben an meine Website geschrieben«, sagte der Mann. »Sie meinten, Sie seien daran interessiert, etwas über unsere Gruppe zu schreiben.«
    Susan hatte in den letzten Wochen an Hunderte von Gretchen-Lowell-Fanseiten geschrieben und um Interviews und Informationen gebeten. »Wer sind Sie?«, fragte sie. »Welche Seite?«
    »In North Fargo 397 liegt eine Leiche«, sagte der Mann.
    Das war nicht komisch. »Mit wem spreche ich?«, fragte Susan.
    »Mit jemandem, der Schönheit zu schätzen weiß.«
    In der Stimme des Mannes lag etwas tödlich Ernstes; es jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
    »Ist das echt?«, fragte sie.
    Hinter ihr wurde gehupt. Sie blickte auf und sah, dass die Ampel umgeschaltet hatte.
    Sie drehte sich um. Ein Mann in einem schwarzen SUV zeigte ihr den ausgestreckten Mittelfinger. Sie gab Gas. »Hallo?«, sagte sie ins Telefon. Sie schaute auf das Display. Der Mann hatte aufgelegt.
    Susans Puls raste. Sie hielt am Straßenrand und ließ den Typ in dem SUV passieren, ohne ihn auch nur böse anzuschauen. »Was zum Teufel ist da los?«, sagte sie leise. Sie markierte die Nummer des eingehenden Anrufs und rief sie zurück.
    Niemand meldete sich. Kein Anrufbeantworter. Es war eine örtliche Festnetznummer. Aber sie sagte ihr nichts.
    Wenn es eine Leiche gab, warum teilte man es ihr mit? Warum nicht der Polizei? Sollte sie die Polizei rufen? Das wäre idiotisch. Sie wegen eines verrückten Anrufers zu belästigen. Henry würde es nur wieder für einen Witz halten.
    Aber wenn es tatsächlich stimmte und der Kerl wirklich von einem dieser Beauty-Killer-Fanclubs war, dann hätte sie ihr Buch unter Dach und Fach. Sie könnte sich die Agenten aussuchen. Sogar Archie würde vielleicht einem Interview zustimmen. Und sie hätte ein großartiges Eröffnungskapitel …
    Wie war die Adresse gleich noch gewesen? Verdammt. Drei noch was? Drei neun sieben? Susan hielt nach einem Kugelschreiber Ausschau und fand mehrere auf dem Boden vor dem Beifahrersitz. Sie zog ein Schokoladenpapier aus einem Türfach, in das sie es gestopft hatte, und wendete es.
    Fargo. Sie schrieb es auf die weiße Innenseite der Verpackung. Es war North Fargo. North Fargo 397. Sie war sich so gut wie sicher.
    Die Gorge würde warten müssen.

_ 10 _
    Es gab acht Therapiesitzungen am Tag in der psychiatrischen Abteilung des Providence Hospital. Archie ging zu vier. Zwei Gruppen über geistige Gesundheit. Zwei zum Thema Arzneimittelmissbrauch. Archie wusste nicht, warum sie sich die Mühe machten, die Sitzungen zu unterteilen. Es nahmen immer die gleichen Leute teil. Die meisten gingen in alle Sitzungen. Auf diese Weise waren sie zwischen den einzelnen Folgen von Animal Planet beschäftigt.
    »Möchten Sie bleiben?«, fragte ihn Sarah Rosenberg.
    »Nein«, sagte Archie. Er hatte geholfen, die Tische zur Seite zu schieben und die Stühle dann in einem Kreis aufzustellen. »Jetzt sind die Schizophrenen und Bipolaren dran. Die Depressiven treffen sich erst um zwei.«
    »Ihr Humor kehrt zurück«, sagte Rosenberg.
    »Ist das ein gutes Zeichen?«, fragte Archie.
    Er folgte ihr über den Flur zu den Zimmern für Einzelberatung. Er traf sich jeden Tag für fünfundzwanzig Minuten mit Rosenberg. Warum nicht einfach eine halbe Stunde, wusste er nicht. Vermutlich hatte es versicherungstechnische Gründe.
    »Wie geht es Debbie?«, fragte sie.
    Archie setzte sich in einen der beiden braunen Kunstledersessel, die einander in dem Raum gegenüberstanden. Ein leichter Regen schlug ans Fenster. »Sie ist wahrscheinlich ein wenig angespannt«, sagte er.
    Rosenberg nahm in dem anderen Sessel Platz und stellte ihren Kaffeebecher auf der Armlehne ab. »Was ist passiert?«
    Archie wusste nicht, wie viel Henry an die Öffentlichkeit gegeben hatte. »Ich denke nur, dass es anstrengend sein muss, da draußen zu leben und zu wissen, dass Gretchen jederzeit auftauchen
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