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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Autoren: Lorna Freeman
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bemerkt hatten, wie der Hauptmann näher kam, und offenbar hatte niemand sich bemüßigt gefühlt, sie zu warnen. Ich erstarrte, während der Blick des Hauptmanns von meinem Gesicht glitt.
    »Reiter Ryson.«
    »Sir!«
    »Sie melden sich sofort beim Stallmeister zum Ausmisten!«
    Ich hütete mich zu grinsen, als Ryson eiligst die Baracke verließ. Mist schaufeln und Zaumzeug säubern, während er den komischen Geschichten vom Stallburschen Hedley lauschen musste, könnte seine Lust herumzuschleichen ein wenig zügeln.
    Der Blick des Hauptmanns richtete sich wieder auf mich, und er runzelte die Stirn, als er meinen Bademantel sah. »Reiter Hase.«
    »Sir!«
    »Ich nehme an, es gibt einen Grund, weshalb Sie das da tragen?«
    »Ich wollte ins Bad, Sir!«
    »Verstehe. Ich hoffe doch, das hat noch einen Moment Zeit, hm?« Er drehte sich zu Slevoic um. »Sie haben sicher einen triftigen Grund, Leutnant, sich in meinen Baracken herumzudrücken?«
    »Wir wollten nur unsere Freunde besuchen, Sir«, erwiderte Slevoic.
    »Ach?« Suiden hob die Brauen. »Und Sie erwarten, hier welche zu finden?« Slevoic öffnete den Mund, aber der Hauptmann unterbrach ihn. »Wegtreten, Leutnant. Sofort!«
    Suiden schwieg zehn Sekunden, nachdem Leutnant Slevoic und seine Kumpane verschwunden waren. Anschließend sagte er nur, dass wir warten würden, bis Leutnant Groskin aus den Stallungen zurückkam, was kurz darauf passierte. Hauptmann Suiden überzeugte sich, dass wir vollzählig waren, und befahl Groskin dann, die Tür zu schließen.
    »Hören Sie zu, Männer. Sie bleiben auf Befehl des Kommandeurs in der Baracke. Sie werden sie weder verlassen noch Besucher empfangen. Das Abendessen wird hierher gebracht.« Der Blick des Hauptmanns streifte meinen Bademantel. »Außerdem genügend Wasser, für alle, die sich waschen wollen. Leutnant Groskin bleibt hier, um dafür zu sorgen, dass diese Befehle befolgt werden. Das ist alles.«
    »Hauptmann?«, meldete Groskin sich zu Wort.
    »Ich rede mit Ihnen, wenn ich zurückkomme, Leutnant.« Hauptmann Suiden drehte sich zu mir herum. »Hase, bei Fuß!«
    »Bitte um Erlaubnis, meine Uniform anziehen zu dürfen, Sir«, erwiderte ich.
    Hauptmann Suiden ließ sich tatsächlich zu einem Grinsen hinreißen. »Erlaubnis verweigert. Kommandeur Ebner wird über den Bademantel hinwegkommen, aber er wollte uns schon vor ein paar Minuten sehen.« Damit drehte er sich um und schritt zur Tür. Ich folgte ihm.
    Als wir im Quartier des Kommandeurs ankamen, wurden wir sofort in sein Büro geführt. Wir standen stramm. Das Kerzenlicht ließ das lebhafte Blau, Rot und Violett meines Bademantels leuchten, und ich fragte mich, was der Kommandeur über mich gehört hatte, weil sein Schnauzbart sich keinen Millimeter rührte.
    »Rühren. Setzen, Männer«, sagte Kommandeur Ebner, nachdem sein Bursche die Tür geschlossen hatte. Wir warteten, bis er saß; dann nahmen wir auf den Stühlen Platz, die vor seinem Schreibtisch standen. Ich überzeugte mich, dass mein Bademantel nirgendwo aufklaffte, denn schließlich wollte ich vor meinen Vorgesetzten nicht wie ein Exhibitionist wirken.
    Der Kommandeur fischte ein Blatt Papier von einem ordentlich aufgeschichteten Stapel. »Reiter Hase, kein Patronymikon. Vater Lord Rafe ibn Chause, dritter Bruder des derzeitigen Lord Chause; Mutter Lady Hilga eso Flavan, Tochter des derzeitigen Lord Flavan …«
    »Sie haben die Namen Zweibaum und Lerche angenommen, Sir«, warf ich ein.
    »… die vor dreißig Jahren ihre Titel abgelegt haben und ins Grenzland gezogen sind, um Bauern …«, Kommandeur Ebner las ein bisschen weiter, »und Weber zu werden.« Er seufzte und legte das Blatt Papier zur Seite. »Warum haben Sie die Grenzlande verlassen, Reiter Hase?«
    Wie rebelliert man gegen Rebellen? Meine Eltern hatten sämtliche Privilegien abgelegt, die ihnen ihr Rang und ihre gesellschaftliche Stellung gewährten, und hatten ihre Familie in den Grenzlanden großgezogen, frei von Heucheleien und bedrückender Konformität, um die Erde, die Früchte des Ackers und das Wild zu genießen, das frei und wild lebte, unverdorben von dem Einfluss menschlicher Herrschaft. Sic!
    Also, wie sollte man das toppen? Ich bin weggelaufen, in die Stadt, und habe mich als Reiter bei der Königlichen Armee von König Jusson Goldauge gemeldet.
    »Ich wollte die Welt sehen, Sir«, antwortete ich.
    Kommandeur Ebner blickte wieder auf das Papier. »Zweiunddreißig Linien zum Thron von der Chause-Seite und vierzig von der
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