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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Autoren: Lorna Freeman
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nicht weiter zu stören, denn es senkte nur den Kopf und zupfte an einem Grasbüschel. Als Laurel seinen Honigkeks gegessen hatte, wandte er sich zur Seite, ergriff einen Wasserschlauch und trank einen tiefen Zug, bevor er ihn mir reichte. Ich nahm ihn – das Wasser war kühl und lief meine trockene Kehle hinunter. Ich seufzte, als ich fertig war, und wischte mir den Mund ab. Als ich ihm den Schlauch zurückgab, holte ich Luft, um etwas zu sagen, aber in dem Moment hörte ich das Klappern von Hufen auf steinigem Boden und fester Erde. Ich drehte mich um und sah, wie mein Trupp den Pfad heraufkam.
    »Da ist er, Sir«, sagte Leutnant Groskin.
    Die Grenzlande waren zwar nicht direkt eine Bastion der Toleranz, aber die meisten hatten gelernt, die in Ruhe zu lassen, die einen selbst in Ruhe ließen – und wenn jemand vorhatte, Essen und Trinken zu teilen, dann wusste man, dass man soeben die Chance bekommen hatte, einen der vielfältigen Mahl-Pakte zu schließen. Sie konnten eine Stunde lang halten, aber auch bis zum Ende der jeweiligen Geschlechter. Sic! Also störte es mich nicht, dass ich, ein Mensch, mit jemandem aß und trank, der sich anschließend die Tatzen zierlich mit seiner Katzenzunge säuberte – aber es störte die Truppe. Als sie uns umzingelte, waren jede Menge Geräusche von geöffneten Schnallen, singendem Metall und Waffengeklapper zu hören.
    Hauptmann Suiden beugte sich in seinem Sattel vor. »Was geht hier vor, Hase?«
    Ich stand auf und schüttelte meine Hosenbeine herunter. Diese verdammte Uniform schien irgendwie nie richtig zu sitzen.
    »Wir haben uns verirrt«, antwortete ich. Ich hörte das Klappen von Helmvisieren, die heruntergelassen wurden, und beeilte mich mit meiner Erklärung. »Und ich dachte mir, dass diese Person hier uns vielleicht helfen könnte, einen Weg hier heraus zu finden, Sir.«
    Der Hauptmann starrte mich an. »Woher wollen Sie wissen, dass sie uns nicht direkt in ihren Kochtopf führt?«
    »Ganz recht«, knurrte Groskin.
    Ich wollte etwas erwidern, aber bevor ich auch nur ein Wort herausbekam, stand Laurel Faena auf. Seine Perlen und Federn klapperten und flatterten, als er sich elegant vor dem Hauptmann verbeugte und mit seinem Schwanz die Balance hielt. In einer Tatze hielt er einen großen geschnitzten Stab, der ebenfalls mit Federn, Perlen und verknoteten Tüchern geschmückt war. Dann verbeugte er sich auch vor mir, etwas kürzer, und berührte mit einer Tatze seinen Mund und seine Brust. Die Geste kannte ich: Mahl-Pakt. Ich tat das Gleiche und spürte die Blicke der anderen auf mir lasten. Als ich mich wieder aufrichtete, sah ich, wie Laurel auf die Phalanx der Soldaten zu und dann durch die Gasse ging, die sie mit ihren Pferden bildeten, bis er auf unseren Leutnant stieß.
    Leutnant Groskin war zur Bergpatrouille versetzt worden, weil er irgendwann in seiner militärischen Karriere den falschen Leuten auf die Zehen getreten war; also war er sich selbst nur treu, als er sich auf den Sattelknauf lehnte, die Hand auf dem Schwertgriff und ein dreckiges Grinsen im Gesicht.
    »Und wohin willst du gehen …?« Der Leutnant brach überrascht ab, als sein Pferd Feind (ein sehr passender Name, übrigens) bockte, zur Seite sprang, leise wieherte und dann einen langen Hals machte, um mit seinen weichen Lippen sanft Laurels Ohr zu liebkosen, als der Berglöwe vorbeiging.
    »Na famos«, flüsterte Reiter Jeffen neben mir.
    Ich zuckte nicht mit der Wimper, als wir uns allesamt umdrehten und dem Faena folgten, als würde er uns an der Leine führen. Er blieb am Rand des steilen Pfades stehen, den zunächst ich und anschließend meine Kameraden heraufgeritten waren, und streckte den Arm aus. Ein kollektives Stöhnen entrang sich meiner Truppe, und mir verging der Wunsch zu lachen, und zwar gründlich.
    Wir waren mehrere Tage lang diesen pockenverseuchten Pfad hinauf- und hinuntergetrabt und hatten jedes Mal nur Berge und noch mehr Berge gesehen. Jetzt plötzlich mündete der Pfad in eine Straße, die den Berghang hinab zu einem Flickwerk aus Höfen, Wäldern und Besitzen führte, welche Freston umgaben, das in einem schüsselartigen Tal lag. In der Stadt selbst konnten wir die grünen Gärten sehen, die Plätze und die von Bäumen gesäumten Alleen, die sich gegen die roten Dachziegel der Häuser, die blauen Dächer der Geschäfte und die goldenen der Regierungsgebäude abhoben. Wir konnten die Karawanen sehen, die über die Königsstraße zum Königstor zogen, das zu dem
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