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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger
Autoren: Nina Behrmann
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hier richtig bei der Mittleragentur Triskelion?«
    Er nickte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das hoffe ich. Obwohl… es ist alles so abstrus!«
    »Eigentlich haben wir geschlossen«, erwiderte Kay. Triskelion konnte zwar jeden Klienten brauchen, der kam, aber das hier sah eher nach einem sehr unangenehmen und langwierigem Fall aus. Dem Anschein nach hatte er es mit einer rein menschlichen Frau zu tun. Im Bereich der sterblichen Angelegenheiten also schon die Zweite an diesem Tag.
    »Es ist dringend!«, sagte die Dame vor der Tür heftig.
    Mit einem innerlichen Seufzen ließ Kay sie herein und bat sie an den gleichen Platz, den er Feline angeboten hatte.
    Sie setzte sich und balancierte ihre monströse Tasche auf den Knien. Sie verschwand fast hinter der wuchtigen Henkeltasche und Kay wurde den Eindruck nicht los, dass sie sich dahinter versteckte. Allgemein war ihr Auftreten eher verschüchtert. Feline hatte am Vormittag den Eindruck gemacht, dass sie durchaus mit verschiedenen Problemen und Schwierigkeiten des Lebens fertig werden konnte. Diese Frau hier würde in solchen Fällen eher ohnmächtig zu Boden sinken. Ihre Mimik unterstützte seinen Verdacht. Ein Ausdruck zwischen peinlicher Verlegenheit und Entschlossenheit, die beim ersten Aufkommen von Widerstand seitens ihres Gesprächspartners, aber schnell wieder verschwinden würde.
    »Sie sagen also, es ist dringend, Frau…«
    »Agnes Marberg«, erwiderte sie. »Ja, es ist dringend. Ich bin ratlos, weil mein Problem sehr heikel ist. Ich befürchte, Sie werden es unglaubwürdig finden.«
    »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, Probleme zukünftiger Klienten »unglaubwürdig« zu finden«, erklärte Kay ernst und versuchte abzuschätzen, ob sie die Wahrheit sprach oder nicht. Die Frage war, wie hatte sie die Mittleragentur gefunden? Normalerweise kam man nur hierher, wenn man auf irgendeine Art und Weise mit Wesen der Fey oder Grenzgänger zu tun hatte. Diese Frau machte aber keinen sonderlich übersinnlichen Eindruck. Im Gegenteil – das Auffälligste, was sie an Schmuck trug, war ein hübsches Holzkreuz. Der schwarze Rollkragenpullover diente der Kette als Hintergrund. Der erste Blick auf Agnes Marberg führte zwangsläufig sofort auf ihr Glaubensbekenntnis.
    »Ich möchte nicht indiskret sein, aber bevor wir ins Gespräch kommen, würde ich gern erfahren, wer Ihnen diese Adresse genannt hat.«
    »Schwester Marie aus dem Orden der frommen Töchter, gleich in der Nähe des Stadtzentrums.«
    Kay rieb sich über die Stirn. Ausgerechnet. »Gut, darf ich Sie dann bitten zu schildern, wie wir Ihnen helfen sollen?«
    Agnes sackte ein wenig in sich zusammen. »Ich hoffe ernsthaft, Sie werden nicht lachen.«
    »Ich versichere Ihnen noch einmal, dass ich das nicht tun werde. Ich kann Ihnen aber auch anbieten, mit meinem Partner darüber zu sprechen«, bot er ihr ruhig an.
    Agnes Blick huschte zur halboffenen Tür des Nebenraums, durch die Feng gerade den Kopf steckte. Seine breite Gestalt füllte den Spalt vollständig aus.
    Kay lächelte. »Er spricht prinzipiell die Wahrheit – ich weiß allerdings nicht, ob er nicht lachen wird. Chinesen besitzen bekanntlich viel Humor.«
    Agnes starrte den Hünen an, der wortlos die Arme verschränkte. Die runden braunen Augen wurden noch etwas runder; sie drehte sich hastig wieder zum Schreibtisch um und schüttelte den Kopf. Kay gestattete es sich, sein Lächeln etwas breiter werden zu lassen.
    »Gut.« Er nickte Feng zu, der wieder im Nebenraum verschwand. »Erzählen Sie bitte.«
    Agnes Marberg atmete tief durch. »Ich habe ein Vampirproblem.« Sie ließ den Satz ein wenig in der Luft hängen und sah Kay erwartungsvoll an. Der blickte sie aber nur ungerührt weiter an und wartete darauf, dass sie fortfuhr, was sie nach einem weiteren Augenblick des Schweigens auch tat.
    »Seit ungefähr einer Woche. Anfangs dachte ich, es wäre ein Stalker, aber seit einiger Zeit glaube ich das nicht mehr.« Sie atmete tief durch. »Zuerst bemerkte ich jemanden, der mir hinterher schlich. Ich habe ihn nie wirklich gesehen, aber da war etwas, wenn ich den Kopf drehte. Etwas, dass ich nur aus den Augenwinkeln sah. Mich machte das nervös. Als ich bei der Polizei Anzeige erstellen wollte, wurde mir gesagt, ich solle mich beruhigen, ich wäre einfach überspannt. Also ging ich wieder nach Hause. Aber dann wurde es schlimmer.«
    Agnes schloss für einen Moment die Augen und Kay bemerkte die schwarzen Schatten darunter.
    »Das Gefühl verfolgt zu
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