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Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Titel: Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
Autoren: SOKO Gmeiner
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Abschiedsbrief war in Tauners Augen eine Fälschung. Völlig untypisch für ein letztes Statement – nur ein gedrucktes Blatt Papier, vollkommen unpersönlich und ohne irgendeine Speicherspur in irgendeinem von Mönchrads Computern. Es kam nicht einmal aus einem seiner Drucker, hatten sie herausgefunden. Dafür wies es zwei Fehler auf, die laut Kuhlmanns Sekretärin typisch für ihn waren. Das ›das‹ mit Doppel-s in rauen Mengen und fehl am Platze, außerdem das Wörtchen ›wie‹, welches sich unter seinem flinken Zweifingerschlag oft und gern in ein sinnfreies ›wei‹ verwandelt hatte. Dieses Indiz hatte Tauner veranlasst, Frau Mönchrad und Herrn Kuhlmann vernehmen zu lassen.
    Dass nun ausgerechnet dieser andere Parteifreund, Herr Hahn, ein deutschlandweit bekannter Koizüchter, auf der Pirsch den verlassenen Kahn fand, von dem aus der Tote in den See gestürzt war, entbehrte nicht einer gewissen Tragik. Mönch­rads losgelassener Hund hatte erst wenige Wochen zuvor ein teures Massaker an Hahns unbeaufsichtigten japanischen Karpfen angerichtet. Hahn hatte zum Grillfest geladen und vergessen, die Abdeckung des Zuchtbeckens zu verschließen, welche die schwimmenden Raritäten vor Raubvögeln und anderem Getier schützen sollte. Tauner wusste das aus den Zeitungen, die diesen Unfall mangels interessanterer Themen zwei Tage lang bearbeitet hatten. Das Massaker, dem vier der teuersten Kois zum Opfer gefallen waren, hatte Mönchrads Versicherung veranlasst, ihre Anwälte zusammenzutrommeln, und hatte außerdem ein tiefes emotionales Loch in die fischliebende Seele Herrn Hahns gerissen. All das hätte nichts bedeuten müssen, wenn Hahns Allradjeep nicht sämtliche möglichen Spuren am Steg und auf dem Weg dahin zerfahren hätte.
    Vielleicht versuchte hier der eine dem anderen eins auszuwischen, dachte Tauner. Denn Parteifreunde waren nicht immer nur Freunde, sondern hatten wahrscheinlich auch gemeinsamen Dreck am Stecken und in den 20 oder 30 Jahren, die sie sich schon kannten, mochte einiges zusammengekommen sein. Tauner war sich Letzterem besonders sicher, denn anders konnte es nicht sein, sonst sah er nämlich keinen Grund, warum ein Mensch Politiker werden sollte, wenn nicht um Macht auszuüben und sich dabei zu bereichern. Mönchrad hatte außerdem recht kurzfristig angekündigt, für den Landtag zu kandidieren, und dadurch aufgrund seiner Beliebtheit die Kandidaturen Kuhlmanns und Hahns untergraben.
    Es könnte also so einfach sein, sinnierte Tauner, wäre da nicht der Bauunternehmer Fügler, der fest damit gerechnet hatte, den Zuschlag für den Bau der Schnellstraße zu erhalten. Dazu hatte er offenbar Einiges geleistet, hatte einen Busparkplatz spendiert, neue Tore für den Fußballplatz und die neuen Gehwege für die Turnhalle. Nun war der Auftrag aber an die TKW Tiefbau AG gelangt und hatte die Fügler und Bramsch Baugenossenschaft in eine so prekäre finanzielle Situation gerissen, dass die Insolvenz drohte. Eine Katastrophe in der über hundertjährigen Geschichte der Firma, die zwei Kriege und den Zusammenbruch der DDR überlebt hatte.
    â€ºWenn dieser Mönchdings mir jemals in die Finger geraten sollte, mach ich ihn kalt‹, hatte der alte Fügler am Abend nach der Auftragsvergebung lauthals verkündet, während er sich in seiner Stammkneipe betrunken und mit der Zeitung gewedelt hatte, die vom Koi-Massaker berichtet und die beiden betreten dreinblickenden Lokalpolitiker abgelichtet hatte. Niemand traute dem schwergewichtigen 60-Jährigen einen Mord zu, eher dass er jemanden auf der Straße verprügelte. Aber verdächtig war er allemal.
    Â»Stimmt!«, sagte Tauner und verblüffte seinen Kollegen, der nach solch einer langen Denkpause schon gar nicht mehr mit einer Fortsetzung des Dialogs gerechnet hatte.
    Â»Also ist die Sache erledigt?«, fragte Uhlmann hoffnungsvoll und freute sich wohl auf Brötchen und Kaffee.
    Tauner freute sich auch. Er mochte es, wenn sich jemand für schlau hielt, und er beweisen konnte, dass er schlauer war. »Noch nicht, ruf die Staatsanwältin an, wir müssen jemanden verhaften.«

Lösung
    Mönchrad hat sich mit links in den Kopf geschossen, ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand alles richtig machen wollte und dann doch nur halb informiert gewesen war. Mönchrads Frau und seine Parteigenossen Hahn und
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