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Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Titel: Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
Autoren: SOKO Gmeiner
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seine Hilfe an.
    Warum nur, fragte sie sich, bekam gerade sie eine solche Botschaft, und was hatte diese überhaupt zu bedeuten?
    Eckhard wusste darauf nichts zu sagen und machte von dem Zettel mit der in geschwungener Handschrift verfassten Botschaft ein Foto, bevor er wieder den Nachhauseweg antrat. An der Tür drehte er sich noch einmal um und seine braunen Augen leuchteten plötzlich vor Aufregung: »Vielleicht ist ja Ludwig Hilberg gemeint. Er ist als der letzte Rabensteiner in die Marburger Kriminalgeschichte eingegangen, weil er tatsächlich der Letzte war, der oben an der alten Richtstätte mit dem Schwert hingerichtet wurde. Er hat zuvor angeblich eine Frau geschwängert und schließlich ermordet. Die Tatwaffe – ein scharfkantiges Jagdmesser – habe man bei der Leiche gefunden. Gib mir ein Wochenende Zeit und ich recherchiere den Fall noch mal genauer.« Daraufhin hatte Katajun ihm einen stürmischen Kuss auf die Wange gegeben – sozusagen aus Dankbarkeit.

    Jetzt regnete es draußen wie aus Kübeln. Wagner würde schön nass werden, sollte er noch unterwegs sein. Katajun blätterte ohne große Lust weitere Akten zum Hilberg-Prozess durch und fand schließlich einen vergilbten Zettel mit einer geschwungenen blassen Handschrift, der sie interessierte. Es handelte sich offenbar um ein auf Wurstpapier gekritzelter Originalbrief des Angeklagten aus dem Jahre 1862 an seine Zellengenossin Maria Bald, die wegen Diebstahls einsaß: ›Eine herzliche Bitte habe ich an Ihne: eine Laubsäge. Maria, seie Sie gut, und helfe Sie mir. Ein Seil habe ich.« Sie hatte ihm offenbar während der Haft Hoffnung auf ein gemeinsames Leben draußen in Freiheit gemacht, obwohl sie mit einem anderen verlobt gewesen war. Hilberg war darauf reingefallen.
    Aber anstatt die gemeinsame Flucht vorzubereiten, hatte Maria Bald nach ihrer Entlassung im Mord-Prozess ausgesagt. Hilberg habe seine Schuld ihr gegenüber gestanden. Bis ins Detail habe er den Mord am sogenannten Hinkel beschrieben, so grausam, dass ihr sogar schlecht geworden sei. Balds Aussage führte also letztlich zur Verurteilung des jungen Schuhmachers. Die selbst einst kriminelle Zeugin wurde daraufhin als Heldin gefeiert, worüber ein Zeitungsartikel aus der Oberhessischen Presse von damals Auskunft gab.
    â€ºBald, Maria‹. Katajun las den Namen noch mal, sprach ihn mehrfach laut vor sich hin und bekam plötzlich ein klammes Gefühl in der Magengegend: War das nicht der Mädchenname ihrer Urgroßmutter mütterlicherseits? Diese, so hatte Katajun von ihrer Großmutter erfahren, galt als das schwarze Schaf der Familie, man schrieb ihr immer wieder Diebstahl und Verschwendungssucht zu. Erst als spätere Ehefrau eines Forstläufers führte sie ein unauffälliges, rechtschaffenes Leben. Jetzt erinnerte sich Katajun wieder an den Stammbaum ihrer Familie, den sie in der Schulzeit zu zeichnen begonnen hatte: Maria Bald, verheiratete Reinhardt, drei Kinder, verstorben an Scharlach im Jahre 1890. Die junge Kommissarin setzte sich gerade auf – so konnte sie sich besser konzentrieren und dem wiederkehrenden Rückenschmerz vorbeugen. Wenn es aber tatsächlich eine Verbindung von Ludwig Hilberg zu ihrer Vorfahrin Maria Bald gab, dann hatte sie – Katajun Pfeffer – indirekt auch mit dieser alten Geschichte zu tun. Dann konnte es kein Zufall sein, dass man gerade ihr diese seltsame Botschaft über die tote Maus zugespielt hatte. Nur wer konnte heute noch ein Interesse an der Aufklärung dieses lange zurückliegenden Falles haben?
    Das Klingeln des Diensttelefons riss Katajun aus ihren Gedanken – eine Handynummer wurde angezeigt. Missmutig nahm sie den Hörer ab. Das konnte ja nur Eckhard Nau mit einem dienstlichen Anschlag auf sie sein.
    Â»Frau Pfeffer?« Eine dünne, gebrechliche Frauenstimme drang an ihr Ohr. »Mir ist soeben ein schwarzer Kater, na, sagen wir mal, zugelaufen, der auf die Beschreibung Ihres Tieres passen könnte.«
    Katajuns Herz machte einen Sprung vor Freude. »Geht es Wagner gut? Wo ist er?«
    Â»Er ist in meiner Wohnung, in der Ockershäuser Allee,« gab die alte Frau bereitwillig Auskunft. »Er hat offenbar großen Hunger, aber sonst ist er guter Dinge.«
    Â»Mir fällt ein Stein vom Herzen«, sagte Katajun und presste den Hörer ans linke Ohr, um besser mitschreiben zu können. »Wo haben
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