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Greife nie in ein fallendes Messer

Greife nie in ein fallendes Messer

Titel: Greife nie in ein fallendes Messer
Autoren: Friedhelm Busch
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Geschäfte und durch die Vergabe von Milliardenkrediten, die zur Bezahlung der Kaufpreise aufgenommen werden mussten. Bankmanager scheffelten millionenschwere Bonifikationen auf die explodierenden Umsätze und Gewinne ihrer Institute, die Aktionäre der aufgekauften Gesellschaften profitierten von den gestiegenen Kursen, die sich an den zum Teil aberwitzigen Kaufangeboten orientierten.
    Auf den ersten Blick gab es in diesem rauschhaften Spiel nur Gewinner. Worüber also sollte man sich aufregen? Allerdings wurde es immer schwieriger, gute Objekte zu finden, die das gebotene Geld wirklich wert waren, doch mit den Dollarzeichen in den Augen waren die Firmenaufkäufer bei ihrer Renditejagd blind für solche Überlegungen. Ramsch wurde mit Ramschgeld bezahlt. Hauptsache, die Umsätze stimmten. Kreditrisiken gab es kaum, folglich auch keine wirkliche Risikokontrolle. Warum auch? Wurden doch die verbrieften Forderungen umgehend in Form von handelbaren Anleihen an andere Investoren weitergereicht und von diesen, teilweise neu verpackt, auf die Reise rund um die Welt geschickt. Die Finanzmärkte hatten ihr eigenes Perpetuum mobile entdeckt.
    Der ungetrübte Blick auf diese Übernahmeschlachten aber musste jeden langfristig orientierten Anleger um den Schlaf bringen. |286| Grundsätzlich ist gegen Firmenübernahmen nichts einzuwenden, sorgen doch häufig die neuen Eigentümer für Korrekturen einer verfehlten Geschäftspolitik oder für frisches Geld, mit dem das Überleben eines angeschlagenen Unternehmens erst ermöglicht wird. Auf dem Höhepunkt des Übernahmebooms standen jedoch nicht nur marode Firmen auf den Einkaufslisten der Beteiligungsgesellschaften. Vielmehr waren es häufig genug Unternehmen, denen es glänzend ging, deren Kassen prall gefüllt und deren Schulden nicht übermäßig hoch waren. Konnte solch ein Goldfisch an Land gezogen werden, wurden nicht selten die Kassenbestände umgehend auf den Käufer übertragen und dem Opfer zusätzliche Kredite auf die Schultern gepackt – schon um den Übernahmepreis bezahlen zu können oder für weitere Unternehmenskäufe. Die neuen Herren genehmigten sich dann umgehend hohe Sonderausschüttungen, ohne Rücksicht auf das Geschäftsergebnis und notwendige Investitionen im Unternehmen. Der britische Finanzinvestor Permira schickte im Frühjahr 2008 mit einer solchen Geierstrategie die Aktien der Hugo Boss AG in den Keller und den Vorstand in die Verzweiflung.
    Häufig stand ein ehemals erfolgreiches Unternehmen nach der Übernahme mit leeren Taschen und erdrückenden Schulden da. Ein Albtraum für die Beschäftigten, denn rigide Sparmaßnahmen und Entlassungen waren in den Folgemonaten so gut wie sicher. Das Schimpfwort »Heuschrecke« für derartige skrupellose Finanzinvestoren ist durchaus angebracht.
    Wer in dieser Boomphase der Übernahmen nicht verschlungen werden wollte, tat deshalb gut daran, seine volle Kasse durch Aktienrückkäufe selbst zu leeren und die Anteilseigner durch üppige Dividendenausschüttungen bei Laune zu halten. Oder man begab sich selbst auf die Jagd nach Übernahmeopfern und verpulverte dafür seine Liquidität. Damit wurden zwar die Begehrlichkeiten der Firmenjäger schon im Vorfeld gedrosselt, aber Milliardenbeträge, die im Grunde für sinnvolle Investitionen hätten verwendet werden sollen, wurden so fehlgeleitet. Aus volkswirtschaftlicher Sicht war das eine Katastrophe. Mit einer ungewissen Zeitverzögerung müssen solche Fehlentwicklungen zu tektonischen Beben an den Aktienbörsen und in der Gesellschaft führen! Macht diese Praxis der Firmenübernahmen |287| in den kommenden Jahren Schule, dürfen sich die Spieler auf den Finanzmärkten nicht wundern, wenn die Politik mit starken Pestiziden gegen diese Plagegeister vorgeht und dabei dann leider Gerechte wie Ungerechte gleichermaßen trifft.
    Angesichts der sprudelnden Liquidität aus den Ölförderstaaten und Asien zeigten sich die Finanzmärkte anfangs nicht sonderlich besorgt über die Bremspolitik der Notenbanken in den USA und Europa. Denn Geld war ja nach wie vor in Hülle und Fülle vorhanden. Und sollte es einmal an irgendeiner Stelle eng werden, stünde mit Sicherheit die amerikanische Notenbank wieder als Nothelfer bereit. Alan Greenspans Zinssenkungen 1987 und 2001 waren schließlich Beweis genug. Der Richtungswechsel zu steigenden Leitzinsen seit 2004 wurde nur als eine sanfte Mahnung verstanden, die man nicht sonderlich beachten musste.
     
    Grundsätzlich wirkt sich der
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