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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht
Autoren: S Collins
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sich damals hindurchgezwängt hatte, um Gregor, seinen Vater und Boots zurück nach Hause zu bringen. Irgendwo ganz weit unten war der gewaltige Ozean des Unterlandes. Der Wasserweg.
    Ohne zu überlegen schwang Gregor ein Bein über den Rand der Öffnung und ließ sich hinab. Da hing er dann und klammerte sich mit den Händen am Rand fest. Vielleicht können die Ratten mich hier drin nicht sehen, dachte er, und gleich darauf wurde ihm klar, wie dumm er war. Die Ratten brauchten nicht zu sehen . Sie ließen sich von ihrem phänomenalen Geruchssinn leiten. Was also ein ganz passables Versteck hätte sein können, wenn man von Menschen verfolgt wurde, war als Versteck vor den Ratten vollkommen untauglich.
    Und da waren sie auch schon. Erst hörte er das quietschende Geräusch ihrer Krallen, als sie auf dem Stein abbremsten, dann ihr Keuchen, dann ihre Verwirrung.
    »Was macht er da?«, knurrte eine Ratte.
    »Keine Ahnung«, sagte eine zweite.
    Eine Zeit lang hörte Gregor nichts als das Klopfen seines eigenen Herzens. Dann stieß die zweite Stimme hervor: »O nein, du glaubst doch nicht, dass er sich versteckt, oder?«
    Und dann fingen sie an zu lachen. Es war ein gemeines, schabendes Lachen.
    »Komm raus, komm raus, wo du auch bist!«, sagte dieerste Stimme, und die Ratten prusteten wieder los. Gregor konnte sie nicht sehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass sie sich am Boden kugelten.
    Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder kletterte er wieder hoch und trat im Stockfinstern den Ratten gegenüber oder er ließ sich in das schwarze Loch fallen und hoffte auf den unwahrscheinlichen Zufall, dass irgendein Kundschafter der Unterländer ihn fand, bevor er ertrank oder jemand ihn zum Abendbrot verspeiste.
    Er versuchte sich seine Überlebenschancen auszurechnen. So oder so waren sie äußerst gering. So oder so war die Wahrscheinlichkeit, dass er Boots fand und sie wieder nach Hause bringen konnte …
    »Lass los, Überländer«, schnurrte eine Stimme. Im ersten Moment dachte er, es wäre eine Ratte, aber das konnte nicht sein, denn die lachten immer noch, und außerdem hörte es sich ganz anders an. Es hörte sich an wie …
    »Lass los, Überländer«, sagte die Stimme wieder, und diesmal hörten die Ratten es auch. Er spürte, wie sie auf die Füße sprangen.
    »Töte ihn!«, fauchte die erste Ratte, und als ihr heißer Rattenatem seine Finger streifte, zögerte Gregor nicht länger und ließ sich fallen.
    Er hörte das Kratzen von Krallen auf dem steinernen Rand, an dem er sich eben noch festgehalten hatte, und dazu einen Schwall merkwürdiger Rattenflüche.
    Dann war da nur noch das grässliche Gefühl, unaufhaltsam in die Tiefe zu fallen. Schon zweimal hatte er das erlebt, einmal, als er im Wäschekeller hinter Boots hergeklettert war, und einmal, als er, um seinen Vater, seine Schwester und seine Freunde zu retten, in einen riesigen Abgrund gesprungen war. Daran, dachte er, werde ich mich nie gewöhnen.
    Wo war Ares? Das war doch Ares’ Stimme gewesen, oder? Ganz kurz dachte Gregor, er hätte sich die Stimme der Fledermaus nur eingebildet, doch dann fiel ihm ein, dass auch die Ratten darauf reagiert hatten.
    »Ares!«, rief er. Die Dunkelheit dämpfte seine Stimme wie ein Handtuch. »Ares!«
    »Hups!«, rief Gregor, eher überrascht als alles andere, denn plötzlich war die Fledermaus unter ihm, und anstatt in die Tiefe zu fallen, flog er jetzt auf ihrem Rücken.
    »Mann, bin ich froh, dass du aufgetaucht bist!«, sagte Gregor, während er sich in Ares’ dickem Nackenfell festkrallte.
    »Auch ich bin froh, dass du hier bist, Überländer«, sagte Ares. »Es tut mir leid, dass du so tief fallen musstest. Ich weiß, wie unangenehm das für dich ist, aber ich musste erst deinen Lichtstab auffangen.«
    »Meinen Lichtstab?«, sagte Gregor.
    »Hinter dir«, sagte Ares.
    Gregor drehte sich um und sah ein schwaches Leuchten hinter sich. Er nahm seine Minitaschenlampe, die Ares’ Rückenfell beschienen hatte. »Danke!« Das Licht beruhigte ihn ein wenig.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was passiert ist! Die Kakerlaken sind rauf in den Park gekommen und haben Boots mitgenommen! Sie haben sie mir direkt vor der Nase geklaut!« Auf einmal war Gregor stocksauer auf die Kakerlaken. »Was haben die sich bloß dabei gedacht? Dachten die, ich merke das nicht?«
    Ares bog nach rechts ab und flog jetzt über die Klippen am Rand des Wasserwegs. »Nein, Überländer, sie …«
    »Dachten die etwa, das wär mir egal? Als ob
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