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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht
Autoren: S Collins
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Zimmer begeben. Ares, du begleitest uns bitte«, sagte Vikus und ging in den Palast.
    Gregor folgte ihm und Ares flatterte hinterher.
    Vikus sprach erst wieder, als sie vor einer massiven Holztür standen. Er nahm einen Schlüssel aus seinem Umhang und schloss auf. »Du findest sie zu deiner Rechten«, sagte er und ließ Gregor vorgehen.
    Gregor nahm eine Fackel aus einem Halter neben der Tür und betrat den Raum. Alle Wände waren über und über mit Wörtern bedeckt, die der Gründer Regalias, Bartholomäus von Sandwich, im siebzehnten Jahrhundert dort eingemeißelt hatte. Die Wörter bildeten Prophezeiungen, Visionen von Sandwich, nach denen die Unterländer lebten und starben. Als Gregor diesen Raum zumersten Mal betreten hatte, war die Wand gegenüber der Tür von einer kleinen Öllampe erleuchtet gewesen. Dort hatte Sandwich die graue Prophezeiung eingemeißelt. Jetzt lag diese Stelle im Schatten. Die Lampe stand an der Wand rechts von ihm. Darüber war etwas, das aussah wie ein Gedicht. Das musste es sein. Die Prophezeiung des Fluchs.
    Gregor hielt die Fackel hoch, um besser sehen zu können, und begann zu lesen:
    Wenn Unten fällt, wenn Oben springt
    wenn Leben Tod ist, Tod Leben bringt
    steigt etwas aus dem Finstern auf
    und das Sterben nimmt seinen Lauf.
    In der Tiefe haust die Ratte
    die Schneegleiche, Nimmersatte
    die Teuflische mit weissem Gesicht
    Raubt der Krieger dir das Licht?
    Was könnte unseren Krieger schwächen?
    Wie werden die zornigen Nager sich rächen?
    Ein Junges, das noch nicht mal zählt
    haben sie dafür auserwählt.
    Stirbt das Kleine, stirbt sein Heil
    verliert er seinen wichtigsten Teil.
    Der Frieden der Stunde wird zur Schlacht.
    Die Nager haben den Schlüssel zur Macht.
    Ebenso wenig, wie Gregor damals die graue Prophezeiung verstanden hatte, verstand er jetzt diese Verse. Aber er blieb an drei Wörtern hängen, die ihn innerlich frösteln ließen: Stirbt das Kleine … Stirbt das Kleine … Stirbt das Kleine … Boots …
    »Okay, ich will das Ding durchgehen, hier und jetzt«, sagte Gregor.
    Vikus nickte. »Ja, es ist sicher ratsam, die Prophezeiung sofort zu entschlüsseln. Sie ist nicht so kryptisch wie die erste, doch das eine oder andere solltest du wissen. Wollen wir von vorn beginnen?« Er ging zu der Prophezeiung und fuhr mit den Fingern über die ersten beiden Zeilen. »Dein Blick ist frisch, während ich das hier schon tausendfach gelesen habe. Lass hören, Gregor, was sagen dir diese Worte?«
    Diesmal schaute Gregor sich die Zeilen genauer an …
    Wenn Unten fällt, wenn Oben springt
    wenn Leben Tod ist, Tod Leben bringt
    … und stellte fest, dass er wusste, was sie bedeuteten. »Das handelt von mir und Henry. Ich bin Oben, ich bin gesprungen. Henry ist Unten, er ist gefallen. Ich lebe, und er ist gestorben.«
    »Ja, und auch König Gorger und seine Ratten starben, was dem Unterland Leben brachte«, sagte Vikus.
    »Mann, wieso haben Sie mir das nicht vorher gesagt?Dann hätte ich vielleicht gewusst, was auf mich zukommt!«, sagte Gregor.
    »Nein, Gregor, erst im Nachhinein ist es deutlich. ›Unten‹ musste sich nicht unbedingt auf Henry beziehen, es konnte auch jeder andere im Unterland gemeint sein oder das Unterland selbst. ›Oben‹ hätte auch dein Vater sein können. Dein Sprung hätte kein Sprung im wörtlichen Sinn sein müssen, es hätte ein geistiger oder seelischer Sprung sein können. Henrys Fall hätte eine Anspielung auf einen physischen Tod sein können oder auch ein Verlust von Macht oder Ehre. Tatsächlich war die Deutung, dass ein menschlicher Unterländer in den Tod stürzen könnte, nicht sonderlich verbreitet. Henry hätte nie vermutet, dass er auf eine solche Weise ums Leben kommen würde«, sagte Vikus.
    »Warum nicht?«, fragte Gregor.
    Vikus schaute schnell zu Ares und zögerte.
    »Weil er gedacht hätte, ich würde ihn auffangen«, sagte Ares geradeheraus.
    »Ja«, sagte Vikus. »Du siehst also, dass die erste Prophezeiung für uns wirklich grau war, während sie uns jetzt natürlich klar wie Wasser erscheint. Sollen wir fortfahren?«
    Gregor las die nächsten Zeilen still für sich.
    steigt etwas aus dem Finstern auf
    und das Sterben nimmt seinen Lauf.
    »Es wird also etwas Böses kommen, etwas Tödliches«, sagte Gregor.
    »Es wird nicht nur kommen, es ist schon da, und zwar seit geraumer Zeit. Nur haben die Ratten es bisher verborgen gehalten, sogar vor ihresgleichen. In der folgenden Strophe wirst du darüber mehr erfahren.« Vikus
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