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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition)
Autoren: Michelle Rowen
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alles wieder gut ist.“ Ich sah ihr in die Augen, und sie schien die Angst zu spüren, die ich ihretwegen empfand. Denn sofort kehrte ihre Panik zurück.
    Sie atmete heftig. „Was meinst du damit? Was habt ihr mit mir vor?“
    „Mach schon, Bishop“, forderte ich ihn auf. Mir wurde übel. „Schnell.“
    Ich dachte, er würde kurz innehalten und nur widerwillig zu Werke gehen. Manchmal hielt ich ihn für einen sanften Engel, der gegen seine geistige Verwirrtheit kämpfte und hin und wieder Hilfe brauchte.
    Aber er war nicht sanft. Und ganz sicher brauchte er keine Hilfe. Er war ein Krieger, der ohne Zögern agieren konnte.
    Rasch schob er mich aus dem Weg und schaute dem Mädchen in die Augen. Plötzlich strahlte er eine Kälte aus, die mich ängstigte.
    „Sei tapfer“, sagte er, als wäre das ein Befehl. Dann rammte er ihr ohne Umschweife den Dolch in die Brust.
    Meine Knie gaben gleichzeitig mit denen des Mädchens nach.
    Es ist das Ritual, ermahnte ich mich. Sie ist kein Mensch. Sie wird nicht ermordet .
    Das war die einzige Methode, wie ein Engel oder ein Dämon seine Erinnerungen wiedererlangen konnte, nachdem er die Barriere durchschritten hatte und nach Trinity gekommen war: der vorübergehende Tod - vorausgesetzt, dieser Tod ereilte das Wesen in Form von Bishops goldenem Dolch. Der Dolch übte einen speziellen Zauber aus, der die schützende Hülle, die den Neuankömmling umgab, entfernte und ihm sein altes Selbst zurückschenkte.
    Doch sollte der Engel oder Dämon noch einmal mit der goldenen Waffen in Berührung kommen, würde er sterben.
    Ich betrachtete das blonde Mädchen, das jetzt auf der Erde lag, den Dolch in der Brust.
    „Das war großartig“, stieß Roth keuchend aus.
    „Du bist so krank“, erwiderte ich nur.
    „Was willst du überhaupt?“ Der Dämon beugte sich vor und zog die Klinge aus der Brust des Mädchens, weil Bishop keinerlei Anstalten dazu machte.
    Ich war immer noch ganz mitgenommen. Jetzt hatte ich diesen Akt schon wieder miterlebt. „Ich muss mit dir reden, Bishop. Unter vier Augen. Jetzt sofort.“
    „Oh-oh“, kommentierte Kraven. „Jetzt wird’s für jemanden unangenehm.“
    „In Ordnung.“ Bishop wies mit dem Kopf nach links. „Gehen wir da rüber.“
    „Benötigt ihr einen Anstandswauwau?“, erkundigte sich Kraven. „Nicht, dass sie auf falsche Gedanken kommt. Wer weiß, vielleicht macht so ein Fake-Mord unser Gray-Mädchen an?“
    Bishop funkelte ihn böse an. „Du bleibst hier und passt auf das Mädchen auf.“
    „Leck mich doch.“
    Offensichtlich verstand Bishop das als „ja, ich bleibe hier und passe auf das Mädchen auf“. Er führte mich die Gasse entlang und um die Ecke. Ich warf rasch noch einen Blick auf das blonde Mädchen, das jetzt wie tot dalag, während zwei Dämonen neben ihm herumstanden und darauf warteten, dass es aufwachte.
    „Ich habe dir ja gesagt, du sollst nach Hause gehen“, stellte Bishop noch einmal fest. Er sah mich nicht an. „Wenn es dich also stört, was ich getan habe, bist du allein daran schuld. Ich habe nur meinen Job erledigt, okay? Was übrigens nicht heißt, dass ich Spaß daran habe.“
    Mir war bewusst, dass er recht hatte. Es war sein Job - nur war er so bemerkenswert abgeklärt. „Hör zu, ich … Es tut mir leid, was heute Abend im Crave abgelaufen ist. Mir ist klar, dass du deswegen sauer auf mich bist.“
    „Du denkst, ich bin sauer?“
    „Du solltest es sein.“
    „Ach ja?“ Er zog eine Augenbraue hoch. Seine Miene war nun nicht mehr ganz so harsch. „Okay, dann bin ich halt sauer.“
    „Ich wusste es.“
    „Du hättest trotzdem gehen sollen. Dir missfällt das Ritual. Vor allem, da es sich diesmal um ein Mädchen handelte.“
    „Das ist doch lächerlich. Ich hatte mich einfach daran gewöhnt, dass bisher nur Jungs dran waren. Wieso sollte ich das Ritual wegen eines Mädchens anders empfinden? Oder hört sich das jetzt sexistisch an?“
    „Sie ist bald wieder ganz hergestellt.“
    „Du hast so überhaupt nicht gezögert. Keine Sekunde.“
    „Und das irritiert dich?“
    „Ein bisschen“, musste ich zugeben. Er schaute mich an. „Gibt es viele weibliche Engel?“
    „Ist sie das denn? Ich habe das Tattoo nicht gesehen.“
    Ich nickte. Da Engel und Dämonen in der Welt der Menschen nicht mit richtigen Flügeln ausgestattet sein konnten - es handelte sich dabei ohnehin weniger um physische, als um metaphysische Merkmale - hatten sie nur gewisse Male an der Stelle der Flügel. Sie sahen aus wie
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