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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition)
Autoren: Michelle Rowen
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Im Moment hatte sie keinerlei Erinnerung daran, wieso sie hier war. Die unsichtbare Barriere, die sich über Trinity erstreckte und die von den vereinten Mächten von Himmel und Hölle errichtet worden war, diente dazu, übernatürliche Wesen in der Stadt gefangen zu halten. Aber sie hielt auch übernatürliche Wesen fern. Um sie zu durchbrechen und Trinity zu betreten, wurden Engel wie Dämonen mit einem speziellen Schutzzauber belegt, der dazu führte, dass die Person bei ihrer Ankunft keine Erinnerungen mehr hatte. Und die einzige Möglichkeit, einen Engel oder Dämonen aufzuspüren, war die Lichtsäule - die nur ich wahrnehmen konnte.
    Das Ritual sorgte dafür, dass die Wesen ihr engelhaftes beziehungsweise dämonisches Selbst zurückerlangten. Wurde diese Prozedur nicht durchgeführt, würde jeder Neuankömmling hilflos in der Stadt herumwandern, ohne zu wissen, wer er war.
    Im Prinzip musste ich dieses Ritual nicht noch einmal miterleben, aber ich brachte es einfach nicht übers Herz, die junge Frau diesen drei Typen zu überlassen.
Sie brauchte meine moralische Unterstützung.
    Ihre Schritt beschleunigten sich. Sie spürte, dass sie verfolgt wurde. Doch sie flüchtete sich in der spärlich bewohnten Gegend in eine Sackgasse. Panisch drehte sie sich zu uns um und hielt abwehrend die Hände vor sich.
    „Ich will keinen Ärger“, sagte sie ängstlich.
    „Sehen wir aus, als wollten wir Ärger machen?“, fragte Kraven und blickte an sich herunter. „Ganz ehrlich, jetzt bin ich ein bisschen beleidigt.“
    „Bringen wir’s hinter uns“, schlug Roth vor.
    „Geduld“, wandte sich Bishop an ihn.
    Das Mädchen schaute mich an, und ich bemerkte, dass sie bei meinem Anblick Erleichterung fühlte. Vermutlich, weil ich so harmlos wirke - eben wie ein Teenager, der sich für den Samstagabend schick gemacht hat. Nichts, wovor man sich fürchten müsste.
    Jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
    „Wer bist du?“, fragte das Mädchen.
    „Eine Freundin“, erwiderte ich und versuchte, souverän zu klingen. „Ich heiße Samantha.“
    Sie schluckte. „Wieso rennt ihr hinter mir her?“
    „Weil wir dir helfen wollen. Uns ist bewusst, dass du Schwierigkeiten hast. Dass du keine Ahnung hast, wer du bist.“
    Sie riss die blauen Augen auf. „Wie könnt ihr das wissen?“
    „Zauberei“, behauptete Roth und schenkte ihr ein dünnes, einschüchterndes Lächeln.
    Es war immer Bishop, der das Ritual durchführte, aber er neigte nicht zu vorschnellen Handlungen.
    „Ich glaube, ich habe mir den Kopf gestoßen.“ Sie rieb sich mit einer Hand die Stirn. „Ich bin vor einiger Zeit aufgewacht und … und war orientierungslos. Vermutlich geht es mir gleich wieder gut, also … Danke, allerdings benötige ich keine Hilfe.“
    Trotz der kühlen Luft rann mir der Schweiß über den Rücken, und meine Handflächen wurden feucht. „Dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir.“
    „Samantha hat recht. Dir wird nichts passieren.“ Jetzt zog Bishop den goldenen Dolch heraus, den er in einem Futteral zwischen den Schultern unter seinem Shirt bei sich trug.
    Voller Angst starrte der Neuankömmling den Dolch an. „Was ist das?“
    „Checkt ihren Rücken.“
    Kraven fasste mit einer blitzschnellen Bewegung ihre Handgelenke und zerrte ihr den Pullover hoch, worauf sie erschrocken aufschrie.
    Ich stürmte nach vorn und boxte ihm auf den Arm. „Spinnst du? Du machst ihr Angst!“
    „Entschuldige, Süße. Doch es gibt keine wirklich nette Methode, das hier zu erledigen.“
    „Samantha, lass nicht zu, dass sie mir etwas tun. Bitte!“, flehte mich das Mädchen an. Eine Träne lief über ihre Wange, und die junge Frau zitterte, allerdings unternahm sie keinen Versuch, sich aus Kravens Griff zu befreien.
    Es brach mir fast das Herz. „Ich muss nur schnell etwas überprüfen, okay? Dann ist alles gleich vorbei. Du musst mir vertrauen. In Ordnung?“
    „In Ordnung.“ Ihre Stimme bebte.
    Ich holte tief Luft und schob ihr den Pullover ein paar Zentimeter hoch, sodass ich ihre Haut sehen konnte. Sofort erkannte ich das Tattoo, das ich zu finden gehofft hatte. Es bedeckte ihre Hüften und verschwand unter dem Bund ihrer Jeans.
    „Hat sie es?“, erkundigte sich Bishop.
    Eine Welle der Erleichterung durchströmte mich. „Sie hat ein Mal. Ganz eindeutig ist sie die Richtige.“
    Verwirrt schaute sie mich an. „Ein Mal? Was soll das sein?“
    Ich nickte und zog den Pullover wieder herunter. „Etwas, das dafür sorgt, dass gleich
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