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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition)
Autoren: Michelle Rowen
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Colins komplette Seele in mich aufgesogen hätte, hätte ich ihn töten können. Oder er hätte sich, falls er überlebt hätte, selbst in einen Gray verwandelt. Eine weitere gefährliche Kreatur, die anderen Schmerzen zufügen konnte.
    Beide Vorstellungen jagten mir Angst ein.
    Ich sah Bishop an. „Colin hat mich geküsst. Ich … Es tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen.“
    Colin schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er schaute mich an, während die beiden anderen Jungs den Blick auf ihn gerichtet hatten.
    „Was …“, begann er.
    „Wie geht es dir?“, fiel ihm Bishop ins Wort.
    Colin fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ganz okay, glaube ich. Was ist denn passiert?“
    Bishop fasste ihn am Hemd und schob ihn unsanft aus der Nische. „Küss sie nie wieder. Hast du mich verstanden? Nie wieder!“
    Colin starrte ihn ungläubig an. „Wer bist du denn?“
    „Das willst du lieber nicht wissen. Und jetzt verschwinde.“
    Bishop ließ ihn los, und Colin taumelte zurück. Er sah mich an, als erwartete er, dass ich ihn verteidige. Stattdessen betrachtete ich verlegen meine Hände.
    „Entschuldigung“, stammelte er. „Ich … Ich meine, ich habe keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe.“
    Ohne weitere Worte stahl er sich davon und wurde von der Menge der Clubbesucher verschluckt.
    „Deine Freundin küsst super“, stellte Kraven nüchtern fest. „Ihre Zunge ist echt … Wow. Sie nimmt sich nicht zurück. Du verpasst echt was mit deiner lästigen Seele.“
    Bishop wandte sich mit funkelnden Augen dem Dämon zu. „Halt dich fern von Samantha, oder ich bringe dich um.“
    „Ist das der Dank für meine Heldentat? Sie wollte den armen Kerl hier mitten im Club leer saufen! Wieso bist du überhaupt sauer auf mich? Ich finde, eigentlich sollte sie sich deinen Zorn zuziehen! Oder kann das Gray-Mädchen in deinen Augen nichts falsch machen? Selbst wenn sie jemand Fremdem ihre Zunge in den Hals steckt?“
    Bishops Wut hatte sich nicht gelegt. „Ich habe fast die Vermutung, du möchtest getötet werden. Ist das dein Ziel?“
    Kraven lächelte ihm humorlos zu. „Keine Ahnung. Wie oft kann ein Bruder den anderen töten? Willst du es vielleicht ins Guinnessbuch der Rekorde schaffen?“
    „Wart’s ab.“
    Kraven provozierte gern, aber ich war gerade nicht in Stimmung dafür. Und durch seine Anspielungen in Bishops Richtung wurde es auch nicht besser.
    „Warum musst du immer so sein?“, fragte ich.
    Er warf mir einen kurzen Blick zu. „Bitte. Solltest du dich nicht lieber bei mir bedanken, dass ich dir gerade deinen niedlichen Hintern gerettet habe? Stattdessen giftest du mich an. Auch wenn es keiner von euch zugeben will: Mein Kuss hat gewirkt. Er hat dich aus deinem Monsterwahn zurückgeholt.“
    Bishop schien über diese Möglichkeit nachzudenken. Dann sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete: „Wir gehen.“
    Kraven salutierte. „Jawohl, Sir.“
    Ich war heute Abend hierhergekommen, um Antworten zu erhalten. Ich war tatsächlich überzeugt gewesen, dass ich mich und meine Hungergelüste im Griff hatte.
    Aber nun hatte ich Colin wehgetan, und hätte Kraven mich nicht aufgehalten, hätte ich ihn sogar umgebracht.
    „Es tut mir leid“, flüsterte ich Bishop zu, als ich mich aus der Nische schob.
    Bishop sah mich nicht an. „Wie viel von seiner Seele hast du genommen?“
    Mir war bewusst, dass er auf meine Entschuldigung nicht weiter einging. Ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Laut seufzte ich. „Nicht viel.“
    „Sei vorsichtig. Er wird sich instinktiv noch einmal an dich heranmachen, damit du die Sache zu Ende bringen kannst.“
    „Woher willst du das wissen?“, fragte Kraven.
    „Glaub mir, das tue ich einfach.“
    Ich wollte nur noch nach Hause. Heute Abend hatte ich schon genug Schaden angerichtet. Stephen war nicht hier, also gab es keinen Grund für mich, noch eine Minute länger zu bleiben. Ich wollte am liebsten wegrennen und mich vor der Welt verstecken, während ich versuchte, mich zu beruhigen und nicht zu zeigen, wie bestürzt ich war. Rasch verabschiedete ich mich von Sabrina und Kelly, die glücklicherweise nichts von all dem mitgekriegt hatten, weil sie tanzen waren.
    Am Eingang holte Roth uns ein. Dort hing ein Plakat, das zur Halloweenparty des Clubs am Mittwoch einlud. Wir traten ins Freie, und die kühle Oktoberluft ließ mich sofort frösteln. Sterne funkelten am klaren Himmel und der Mond erhellte die Nacht, zusammen mit den Laternen
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