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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Autoren: Manfred Bomm
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würde uns daran hindern, unser Vermögen noch schnell zu
verprassen? Alles zu verjubeln – und uns
einem Art Sodom und Gomorrha hinzugeben? Pech nur, wenn das mit dem
Weltuntergang anschließend nicht klappt.« Er pausierte kurz. »Aber manche
globale Finanzjongleure haben sich vermutlich schon darauf eingestellt.«
    Er hob wieder den rechten Zeigefinger, als persifliere
er einen ›gelehrten Professor‹, also sich selbst. »Ein Bekannter von mir
schreibt gerade über den Unfug mit den Weltuntergängen ein Buch, das im Februar
erscheinen soll. Ich hab ihm gesagt: Du bist ganz schön optimistisch. Dumm ist’s
nur, wenn die Mayas recht haben und im Dezember die Welt untergeht, dann ist
alles für die Katz gewesen.« Ein gedämpftes Lachen erfüllte kurz die beiden
Kellergewölbe. »Na ja«, sprach Siegler weiter, »auf diesen Einwand hin hat mein
Bekannter gesagt, das sei ihm völlig egal. Er habe sich dann zwar mit seinem
Text blamiert – aber dass er falsch gelegen sei, merke ja
niemand mehr.«
    Einige
Zuhörer wagten jetzt, laut zu lachen. Richtigen Beifall gab’s erst, als Siegler
zum Ende kam und sich für das Interesse bedankte.
    Es
folgte die obligate Aufforderung, Fragen zu stellen, was bei Veranstaltungen
dieser Art meist niemand tat, weil keiner den Anfang machen wollte. Siegler
ließ noch ein paar Sekunden verstreichen, bis er merkte, dass eine Frau in der
zweiten Reihe Blickkontakt zu ihm gesucht und zaghaft die Hand gehoben hatte.
Er nickte ihr zu und erteilte ihr mit einem auffordernden Lächeln das Wort.
    »Sie
haben das sehr gut erklärt«, begann die Dame, die einen leichten Schweizer
Akzent zu unterdrücken versuchte, »doch würde mich interessieren, ob Sie daran
glauben, dass uns Menschen Signale aus anderen Bewusstseinsebenen gesandt
werden.«
    Siegler
spürte, dass er jetzt keine saloppe Antwort geben durfte. Der Kleidung nach zu
urteilen, war die Fragestellerin gut situiert. Er schätzte sie auf knapp 50.
    »Diese Fragen«, begann er einfühlsam, »sind so alt wie
die Menschheit. In nahezu allen Kulturen, vielleicht sogar in allen, ist von
anderen Ebenen die Rede – um es mal ganz neutral und ohne religiöse
Betrachtungsweise auszudrücken. Jenseitsglauben, Götter, Seelenwanderung,
ewiges Leben. Dies findet sich in Variationen ziemlich überall. Vielfach auch
die Einflussnahme auf andere Menschen – durch Gedanken, bösen Zauber. Denken Sie an Voodoo oder
Schamanen oder an Telepathie. Es soll Heilungserfolge durch Handauflegen geben.
Man muss dies kritisch-distanziert betrachten, sich aber davor hüten, es
einfach als Hokuspokus abzutun. Auch Wissenschaftler sollten nicht nur an das
glauben, was sie mit heutigen Mitteln erklären können. Vielleicht haben sie
schon morgen andere Möglichkeiten, mit denen sich erklären lässt, was heute
noch rätselhaft erscheint.«
    Beifall.
Siegler hatte offenbar gesagt, was viele seiner Zuschauer dachten.
    »Sie  … «, die
Fragestellerin suchte offenbar Gewissheit, die sie nirgendwo finden würde, »Sie
glauben also auch, es könnte so etwas wie einen Fingerzeig Gottes geben?«
    »Der
Volksmund sagt: Glauben heißt nicht wissen«, konterte der Professor vorsichtig,
»unser Universum ist so komplex, dass wir uns nicht erdreisten dürfen, jemals
alle Zusammenhänge begreifen zu wollen.« Siegler stockte. Eigentlich hasste er
ausweichende Antworten, weshalb er eine Gegenfrage riskierte: »Hatten Sie denn
schon mal Erlebnisse, die Ihnen Anlass geben, sich mit solchen Themen zu
befassen?«
    Die
Dame zögerte kurz, schloss für einen Moment die Augen und nickte. »Ja, das hab
ich.« Es klang sehr entschlossen.
    Sie
hatte den ganzen Abend über an diesen Septembertag denken müssen.
     
    Dieser eine Tag im September
hatte alles verändert. Ihre Gefühle, ihre Träume, ihre Wünsche – ihr
komplettes Leben. Was ihr bis dahin unendlich wichtig erschienen war, hatte
diese einzige, grausame Sekunde des Schicksals für immer vernichtet. Karin
Waghäusl versuchte, den Gedanken an Glitzer und Glamour zu verdrängen, von dem
sie einst in Zürich umgeben war – dort, wo sie sich im
Dunstkreis der Reichen, Schönen und Mächtigen hatte sonnen können.
    Doch
inzwischen waren fast 14 Jahre vergangen. 14 Jahre – seit
sie alles aufgegeben und alles zurückgelassen hatte. Und sie würde es auch nie
wieder wollen. Sie spürte ein fahles Schamgefühl in sich aufsteigen, wenn sie
heute an den Luxus, vor allem aber an die Partys dachte, bei denen sie und ihr
Mann in
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