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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Autoren: Manfred Bomm
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feinsten Kreisen des internationalen Geldadels verkehrt hatten.
    Sie
wollte die Erinnerungen an diese Zeiten gar nicht mehr aufkommen lassen. Ihr
war bewusst geworden, dass es mehr auf der Welt gab, als nur das ewige Streben
nach Einfluss und immer noch mehr Reichtum. Dieser eine Tag im September 1998
hatte ihr die Augen geöffnet, auch wenn sie seither unter einem Trauma litt,
das sie zeitlebens nicht mehr loswerden würde. Sie war durch die Hölle
gegangen.
    Doch
trotz aller Tragik mochte sie nicht glauben, dass dies alles zufällig geschehen
war. Denn ohne jene Tage des Schreckens wäre es niemals zu diesen Begegnungen
gekommen, aus denen sie unendlich viel Kraft schöpfte – auch
vergangenen Samstag bei diesem Vortrag und erst recht jetzt, da sie wieder
einmal auf dem Weg zu dieser Gemeinschaft der Gleichgesinnten war. Dorthin, wo
der Himmel die Erde zu berühren schien. Nirgendwo sonst wurde ihr das Wunder
der Schöpfung so bewusst wie dort oben. Auch wenn sich in den vergangenen
Monaten einiges verändert hatte.
    Nein,
an einen Zufall wollte sie nicht glauben. Schon gar nicht, wenn sie an das
Gebetbuch dachte.
    Dieses
kleine schwarze Buch. Formatfüllend auf einer linken Seite im Wochenendmagazin
des Züricher ›Tages-Anzeigers‹ abgebildet. Es war zwar nur ein Inserat gewesen – aber
wieso ausgerechnet an diesem Tag? Zwei Tage, nachdem die Zeit für sie
stillgestanden war. Diese Abbildung hatte sich tief in ihre Seele gebrannt.
    Dass
dieses Gebetbuch es war, das ihr den Weg in ein neues Bewusstsein geebnet hat,
galt ihr als Botschaft des Himmels. Als eine Botschaft, die ganz bestimmt nicht
nur an sie gerichtet war. Sondern an die ganze Menschheit. Diese aber hatte es
gar nicht zur Kenntnis genommen. Wie alles, was sich nicht mit der
real-materiellen Welt vereinbaren ließ.
     
    Dieser Tag vor 14 Jahren, der
alles verändern sollte, hatte daheim bereits begonnen. Doch dort, wo das
Entsetzliche geschah, zeigte die Armbanduhr des Mannes, der in Reihe 21 am
Fenster saß, erst 21.10 Uhr. Es war noch die Ortszeit von New York, wo die
McDonnell Douglas MD-11 vor knapp einer Stunde vom New Yorker John-F.-Kennedy-Airport
in Richtung Genf abgehoben hatte. Mario Waghäusl rechnete sich aus, dass es
daheim in Zürich bereits kurz nach drei Uhr war. Und während ihn jetzt, nach
dem Abendessen, das monotone Dröhnen der drei Triebwerke dahindämmern ließ und
der Airliner in rund 10 000 Metern Höhe durch die Nacht flog, wanderten die
Gedanken zu seiner Frau, die er heute Nachmittag endlich wiedersehen würde.
Dreieinhalb Wochen war er geschäftlich unterwegs gewesen, hatte im Auftrag
Schweizer Banken anstrengende Gespräche mit Investment-Managern an der Wall
Street geführt und sich mit einflussreichen Politikern in Washington getroffen.
Einer von ihnen hatte sogar behauptet, ein enger Freund von Präsident Bill
Clinton zu sein, der gerade tief in die Affäre um die Praktikantin Lewinsky
verstrickt war. Zwischen Traum und Wirklichkeit produzierte Waghäusls Gehirn
immer neue Bilder, die sich mit den Sehnsüchten nach seiner Frau und den
Ereignissen der vergangenen Wochen vermischten. Dann schlief er ein. Und wieder
bemächtigte sich seiner im Traum jenes finstre Geschehen, das viele Jahrzehnte
zurücklag und das er nur vom Hörensagen her kannte. Aber seit er sich intensiv
um die Aufklärung bemühte, hatte es sich tief in sein Unterbewusstsein
gefressen. So tief, dass er ihm nicht mal im Schlaf entrinnen konnte. Ganz im
Gegenteil. Wenn ihn die Wucht dieses Albtraumes traf, war er schweißgebadet.
Etwas unfassbar Schreckliches lag über seiner Familie.

2
     
    Im Cockpit hatten sich
Flugkapitän Ernest Frohberger und sein Erster Offizier Henry Riedel auf den
Transatlantik-Flug eingestellt, der sie wie immer bis nahe der Südspitze
Islands heranführen würde. Was auf den Weltkarten wie ein Umweg erschien, war
in Wirklichkeit die direkte Verbindung nach Mitteleuropa. Oft genug schon hatte
der erfahrene Kapitän auch im Freundeskreis erklären müssen, dass sich eine
Flugroute auf einer flachen Landkarte nicht als gerade Linie darstellen ließ.
Die kürzeste Entfernung auf einer Kugel, wie sie die Erde nun mal ist, ergab,
auf eine ebene Fläche projiziert, zwangsläufig eine Kurve.
    Noch
war die Swissair-Maschine mit der Flugnummer 111 entlang des nordamerikanischen
Kontinents unterwegs, hinauf nach Kanada. Rechts der Atlantik, links die
Landmasse. Jetzt, in der Dunkelheit, war von alledem nichts zu erkennen. Im
Cockpit
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