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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel
Autoren: Jason Dark
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gut, schon perfekt.
    »Jetzt?« fragte der Festhalter.
    »Ja.«
    Degen lachte. Er freute sich, er erwartete den Tod, auch die anderen hatten ihn erwartet. Der Mann ließ ihn los.
    Degen lachte noch immer, bis dieses Geräusch zu einem Würgen würde, das überging in ein dumpfes Gurgeln und dann nicht mehr zu hören war.
    Die Beine bewegten sich zuckend, auch das Gesicht veränderte sich, und die beiden Henker schauten zu.
    So lange blieben sie stehen, bis sich der Mann nicht mehr rührte. Erst dann waren sie sicher, einen Toten vor sich zu haben, nickten sich zu und gingen zurück.
    Cornell Degen aber ließen sie zunächst hängen…
    ***
    In der Wohnung war es düster, weil die Vorhänge nur wenig Licht durchließen. Deshalb setzte ich mich auch an den Schreibtisch und schaltete die Lampe ein, deren Lichtstrahl in schräger Bahn auf meine Hände fiel, die einen Brief hielten.
    Es war ein interessanter Brief. Geschrieben hatte ihn ein Mann namens Cornell Degen. Gefunden worden war der Brief in Degens Wohnung, in der ich mich zusammen mit einem Mann vom Secret Service aufhielt, denn Cornell Degen hatte für den Geheimdienst gearbeitet. Daß diese Typen sich wieder einmal an meinen Chef gewandt hatten, ließ darauf schließen, daß sie allein nicht mehr zurechtkamen und trotz ihrer Machtfülle so ziemlich nebenher standen, weil der Fall okkulte Dimensionen bekommen hatte, wie meinem Chef, Sir James, gesagt worden war.
    Und er hatte mich losgeschickt. Informationen besaß ich so gut wie keine. Angeblich sollte der Inhalt des Briefs die Brisanz einer Bombe besitzen, aber das mußte ich erst überprüfen. Untersucht worden war das Schreiben bereits. Die Experten des Secret Service hatten sich damit beschäftigt, aber nur die Fingerabdrücke des Briefschreibers gefunden, mehr nicht.
    Für mich mußte einzig und allein der Inhalt zählen. Und der war kurz, knapp, aber brisant.
    Ich las den Text halblaut und murmelnd vor. »Was ich bisher geleistet habe, dazu stehe ich nicht mehr. Es war eine Arbeit, die mir den falschen Weg gewiesen hat. Ich habe meine Erfüllung gefunden. Ich gehe den Weg in den Tod, um das Leben zu gewinnen. Ich fahre ihm entgegen, ich werde im Grand Hotel in Sils-Maria auf ihn warten, und ich werde bald wieder da sein, um von dem zu berichten, was das Jenseits für uns Menschen als Botschaft bereithält.«
    Ich las ihn einmal, ich las ihn zweimal, ich hätte es auch im Büro tun können, aber der Mann vom Geheimdienst hatte darauf bestanden, daß ich mir Degens Wohnung in der City anschaute und mir eine eigene Meinung darüber bildete.
    Ich ließ den Brief sinken und legte ihn auf dem Jugendstil-Schreibtisch ab. Überhaupt war diese sehr große Wohnung im Jugendstil eingerichtet. Wer hier in der City of London diese Zimmer mietete, konnte ein halbes Vermögen als Mietzins loswerden. Bei Degen war das nicht der Fall gewesen, er hatte die Wohnung geerbt. Seinen Job hatte er gewissermaßen nur als Hobby ausgeübt. Er lebte von den Zinsen seines Vermögens.
    Ich hatte mich über seine Tätigkeit lautstark gewundert, aber die Antwort bekommen, daß Degen ein guter Agent gewesen wäre. Einer der besten, weil er so harmlos wirkte und ihn jeder für einen Playboy hielt, der nur sein Vermögen verpraßte.
    Und jetzt war er verschwunden. Im Grand Hotel hatte man angeblich nichts von ihm gehört. Er war dort unbekannt gewesen, was die Kollegen aber nicht glauben wollten. Zudem hatte es sich bei ihnen herumgesprochen, daß es einen Mann wie mich gab, der sich um rätselhafte Fälle kümmerte. Das stimmte auch, es stimmte ferner, daß ich schon mehr als einmal für den Secret Service in die Bresche gesprungen war. Ich stand im Arbeitszimmer und schaute mich um.
    Die Möbel atmeten ein Stück Vergangenheit aus. Sie waren mehr als achtzig Jahre alt, sehr wuchtig, ziemlich geometrisch, ohne große Schnörkel.
    Da gab es einen Bücherschrank, der bis zur Decke reichte und mit Folianten vollgestopft worden war.
    Ich trat auf die Glasscheiben zu und ließ meine Blicke über die Rücken der Bücher gleiten.
    Oft kann man anhand der Bücher auf das Wesen und die Person des Besitzers schließen, aber diese Schwarten sahen aus, als wären sie von Degen nie gelesen worden. Sie erinnerten mich an ein Stück Erbmasse, das er von seinen Eltern übernommen hatte.
    Das Zimmer war so groß, um auch einen zweiten Bücherschrank fassen zu können.
    Zwischen den beiden Schränken befand sich die breite Tür. Sie war nicht völlig
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