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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel
Autoren: Jason Dark
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allzuweit davon entfernt lagen.
    Ich betrat noch einmal den Schlafraum, der mit sehr hellen Möbeln eingerichtet war, und mir fiel dabei ein Einbauschrank auf. In der Mitte war er geteilt.
    Es sah so aus wie eine Nische. Tatsächlich aber war es eine Tür, auch wenn diese eine nur sehr kleine Klinke aufwies, die man leicht hätte übersehen können.
    Ich drückte sie, stieß die Tür auf und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Das Bad war einfach toll.
    Hell gefliest, dekoriert mit Pflanzen, die aus großen Töpfen wuchsen. Spiegel zierten die Wände, und die Decke über mir schimmerte in einem matten Glanz.
    Großartig aber war die Badewanne. Sie bildete den pechschwarzen Mittelpunkt und war nicht einfach nur eine Wanne, sondern zugleich auch Whirlpool.
    Aus mehreren Hähnen konnte Wasser in das runde Gefäß strömen, das ziemlich hohe Wände hatte.
    Zischend stieß ich den Atem aus, als ich Ryman verkrümmt in der Wanne liegen sah.
    Beim ersten Blick schon sah ich, daß er nicht mehr lebte, denn jemand hatte ihm den halben Schädel zertrümmert…
    ***
    Tot, ermordet, vernichtet auf brutalste Art und Weise. Ich merkte, wie sich in meinem Magen etwas zusammenzog, wie der Speichel im Mund zu einem klebrigen Leim wurde und sich ein galliger Geschmack zwischen meinen Zähnen ausbreitete. Ryman war tot. Er war gekillt worden, und ich konnte nicht unbedingt davon ausgehen, daß sein Mörder die Wohnung verlassen hatte. Der Mann war nicht grundlos gestorben, zudem mußte man auf ihn gelauert haben, und derjenige, der dies getan hatte, wußte genau, daß Ryman nicht allein gekommen war. Er kannte also auch mich. Als ich auf die runde Wanne zuging, kam ich mir vor wie mit Draht umwickelt.
    Ich schaute mich dabei um, die zahlreichen Spiegel halfen mir dabei, den Raum sehr schnell und auch sehr gründlich zu durchforsten, aber ich entdeckte keinen Feind.
    Neben der großen Wanne blieb ich stehen.
    Der Geruch von Blut wehte gegen meine Nase. Eine einzelne Fliege hatte ihr Ziel gefunden und umsummte den halbzerstörten Schädel des Agenten. Daß dieser Fall derartig eskalieren würde, damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Allerdings zeigte es mir auch, daß es die andere Seite gab, die sehr genau aufpaßte und nicht auf den Kopf gefallen war. Sie reagierte eiskalt und blitzschnell.
    Ich drückte mich wieder hoch. Auch wenn ich die Leiche nicht direkt anschaute, konnte ich mich von ihrem Anblick nicht befreien. Er hatte sich in meine Erinnerung eingegraben, vielleicht auch deshalb, weil dieser Tote ganz und gar nicht in diese perfekt durchgestylte Landschaft hineinpaßte.
    Wo aber lauerte sein Mörder?
    Noch in der Wohnung, oder hatte er sie heimlich verlassen? Letztere Möglichkeit wäre unlogisch gewesen, denn mit einem Toten war ihm nicht gedient. Wenn er schon Klarschiff machen wollte, dann mußte er auch den zweiten Zeugen töten und eventuell Beweismaterial verschwinden lassen. Bei diesem Gedankengang fiel mir wieder der Brief ein, den ich im Arbeitszimmer zurückgelassen hatte. Verflixt noch mal, es konnte durchaus sein, daß der Mörder seinen Weg dorthin gefunden hatte.
    Das wäre ein Hammer gewesen.
    Ich hatte es plötzlich eilig, behielt aber meine Vorsicht bei und zog sogar die Beretta, als ich das Bad verließ und in den Flur ging, der nach wie vor leer war.
    Auch die Tür zum Arbeitszimmer hatte ich geschlossen. Ich hatte sie zugezogen, oder war es nach mir der Mörder gewesen?
    Mit dem Fuß stieß ich die Tür auf und schaute nach, wie sie langsam in den Raum hineinschwang.
    In einen leeren Raum.
    Die Möbel standen da wie stumme Zeugen. Auch der Brief lag noch auf dem Schreibtisch, dessen Rückseite dem bis zum Boden reichenden Fenster zugewandt war.
    Ich ging auf ihn zu. Plötzlich blieb ich stehen. Gefahr!
    Die Warnung hatte mich wie ein Blitzstrahl überkommen. Ich wußte mit einem Mal, daß ich nicht mehr allein im Raum war. Außer mir hielt sich darin noch jemand auf.
    Ich fuhr herum.
    Die Waffe wies ins Leere, im Flur hielt sich niemand auf. Ich drehte mich wieder — und sah den Schatten.
    Er hatte hinter dem Schreibtisch gelauert, jagte jetzt wie ein Irrwisch in die Höhe, und während der nächsten beiden Sekunden, in denen ich mich in Lebensgefahr befand, bekam ich genau mit, wer Ryman gekillt hatte.
    Eine bleiche, in dunkle Kleidung oder schwarze Tücher gehüllte Gestalt, von einem zwergenhaften Wuchs, die in die Höhe schnellte und eine schreckliche Waffe mit sich führte.
    Sie setzte sich
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