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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Lerchenmüller selbst kann dazu nichts mehr sagen – denn er wurde am Sonntag vergiftet. Die zunächst festgenommene Schülerin Caroline von Fuchs (17) ist inzwischen außer Verdacht.

     
    Würde dieser Text Lara Lindenthal aus der Reserve locken?
    Dem guten journalistischen Brauch folgend, auch die andere Seite zu hören, tippte ich die Nummer der Schule in mein Telefon. Lindenthal war nicht zu erreichen. Ich überzeugte die Frau im Sekretariat, dass es sinnvoll wäre, die Handynummer der Lehrerin herauszurücken.
    Sie ging nicht an den Apparat. Ich sprach auf die Mailbox und bat dringend um Rückruf.

     
    Sie meldete sich nicht. Aber das war in Ordnung. Ich hatte meine Pflicht erfüllt. Jansen las meinen Artikel und wunderte sich über die neuen Informationen.
    »Hast du ihn endlich weichgekocht?«, grinste er.
    »Keineswegs. Kleist sagt mir nur das, was er will. Da kann ich mich noch so anstrengen. Er möchte die Lindenthal aus der Deckung locken. Auch wenn ich Zweifel habe, dass das gelingt. Bisher hat die Frau alles richtig gemacht.«
    »Falsch«, widersprach Jansen. »Ihr erster Fehler war, die Affäre mit dem jungen Sello anzufangen. Und ihr zweiter Fehler, dass sie den Vorfall auf der Toilette nicht angezeigt hat.«
    »Ich fahr jetzt nach Hause«, kündigte ich an, ohne auf Jansens Worte einzugehen. »Caroline ist da.«
    Auf dem Weg zum Parkplatz klingelte mein Handy. Richard Sello wollte sich verabschieden.
    »Mich bedrängt immer noch die Angst, dass mein Sohn ein mehrfacher Mörder ist«, sagte er.
    »Da bleiben Sie mal ganz ruhig. Die Ermittlungen sind keineswegs abgeschlossen«, widersprach ich.
    »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden«, bat er. »Ich habe übrigens Kontakt zu dem Stiftungsrat aufgenommen. Lerchenmüllers Antrag, Caroline aus dem Internat zu werfen, hat sich erledigt.«
    »Das überrascht mich nicht. Der Antragsteller ist ja nicht mehr da.«
    »Ich hab mir etwas überlegt. Sollte es mit dem Stipendium des Mädchens Schwierigkeiten geben, übernehme ich das Schulgeld. Sie hat sich in Schwierigkeiten gebracht, weil sie sich für Patricks guten Namen eingesetzt hat. Ich konnte sie leider nicht erreichen und es ihr sagen.«
    »Diese frohe Botschaft überbringe ich gern.«

     
    Ich hielt beim Supermarkt und anschließend bei Frau Schmitz. Ich staunte nicht schlecht, als ich Brinkhoff im Bistro entdeckte.
    »Ich bin ja jetzt arbeitslos«, meinte er.
    »Fehlt dir der Job etwa?«, fragte ich.
    »Der Hausmeisterjob nicht«, entgegnete der Expolizist. »Aber undercover zu arbeiten – das gefällt mir. Den Harmlosen zu spielen, während ich auf der Suche nach Informationen und Beweisen bin. Hier und da eine Bemerkung fallen zu lassen, die das Objekt der Ausforschung unvorsichtig werden lässt. Das ist was ganz anderes als Polizeiarbeit. Viel kreativer.«
    »Mach dich doch selbstständig, als Privatermittler«, schlug ich vor.
    »Nein, Grappa. Meine Pension reicht für ein bequemes Leben. Aber ich will im Kopf fit bleiben. Ich hab neulich von einer Studie gelesen. Da wurden fünftausend Menschen fünf Jahre lang im Ruhestand begleitet. Wer noch geistig aktiv war, hatte die wesentlich bessere Gesundheit.«
    »Kein Wunder«, meinte ich. »Schau dir die Menschen vor zweihundert Jahren an. Wer über sechzig war, hatte höchstens Anspruch auf Mitleid. Und Frauen sowieso. Die waren bloß noch Omas.«
    Frau Schmitz hatte im Verkaufsraum die Brote geordnet und die letzten Sätze mitgehört.
    »Recht haste, Frau Grappa. Ich hab vor, den Laden hier bis zu meinem seligen Ende zu führen. Was soll ich zu Hause?«

    »Das ist gut. Ohne deine Mandelhörnchen wäre auch mir ein frühes Ende beschert, Frau Schmitz«, lachte ich.
    »Die sind gleich fertig. Und – wie isses sonst so?«
    »Es gibt neue Spuren im Internat. Es geht um die Tatwaffe. Steht aber alles morgen im Tageblatt. «
    Ich erstand ein Brot, packte die Mandelhörnchen, auf deren Enden die Schokolade fast noch flüssig war, und fuhr nach Hause.

     
    Caro hatte sich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen. Sie saß am Laptop und chattete bei ausstieg.de.
    »Gibt es was Neues?«, fragte ich.
    »Es sind nicht mehr viele da«, entgegnete sie. »Es sind ja Ferien.«
    »Ich hab für dich eine gute Nachricht. Du kannst auf der Schule bleiben. Der Rausschmiss ist vom Tisch. Und Richard Sello übernimmt dein Schulgeld, wenn es damit Probleme geben sollte.«
    Ein Leuchten zog über Caros Gesicht. »Das ist gut. Ab morgen hab ich übrigens einen
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