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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hat er sich bestimmt auch unter den Deutschen jede Menge Feinde gemacht!«
    »Ich wusste, dass diese Frage früher oder später von dir kommt, Maria. Zumal …« Er zögerte.
    »Nun sag schon«, bat ich.
    »Also gut. Krügers Hände waren auf die gleiche Art gefesselt wie die Cansus und Zitas.«
    »Ein Webeleinstek!«, rief ich aus. »Das ist ja der Hammer!«
    »Ja. Knoten kann zwar jeder lernen, aber zur See gefahren sind die drei Bulgaren jedenfalls nicht«, erklärte Kleist. »Aber es ist gut, dass sie offiziell als Verdächtige gelten.«
    Dr. Berthold Schnack hatte schlechte Laune. Wurbel-Simonis hatte einen Krankenschein und Resturlaub genommen – bis zu ihrem Ausscheiden aus der Redaktion. Bevor sie ihre Sachen genommen und gegangen war, war sie beim Betriebs rat aufgelaufen und hatte ordentlich über Schnack und deinen Führungsstil hergezogen. Die Arbeitnehmervertretung und auch der Redakteursausschuss waren aufmerksam geworden und hatten uns allen einen Fragebogen geschickt, der mit Klimaanalyse überschrieben war.
    »Schnack kommt grad von einem Gespräch mit dem Verleger«, flüsterte mir Susi schadenfroh zu.
    »Nach seiner Gesichtsfarbe zu urteilen, war das Gespräch tief und gründlich«, flüsterte ich zurück.
    »Störe ich die Damen bei wichtigen Verrichtungen?«, fauchte Schnack uns an. »Sagen Sie doch bitte Bescheid, wenn ich mit der Konferenz beginnen darf.«
    »Huch«, wisperte Susi.
    »Ich habe zunächst eine Information in eigener Sache«, verkündete Schnack. »Betriebsrat und Redakteursausschuss haben sich auf die Seite einer hysterischen Kollegin geschlagen und eine Klimaanalyse initiiert. Dieser Begriff ist für mich nichts anderes als ein Angriff gegen mich und meinen Führungsstil. Aber, bitte schön! Füllen Sie den Fragebogen meinetwegen aus. Ob dies dem Redaktionsfrieden dient, wird sich herausstellen.«
    »Wir antworten einfach nach bestem Wissen und Gewissen, Herr Dr. Schnack«, strahlte ich. »Was ja sicherlich in Ihrem Sinn ist.«
    »Der Meinung bin ich auch«, lächelte Bärchen Biber. »Ich schreib bestimmt die Wahrheit rein.«
    »Ich auch«, schloss sich Pöppelbaum an.
    »Genau!«, tönte Simon Harras. Die drei Sekretärinnen nickten heftig und der Volontär setzte ein Pokerface auf.
    Damit war das Thema erledigt. Die wichtigen Termine des Tages wurden besetzt. Ich schlug zwanzig Zeilen zum Tod von POM Krüger vor. »Es war definitiv Mord. Man verdächtigt drei Bulgaren, die auch gerade einsitzen.«
    »Hört das denn nie auf?«, fragte Schnack. »Ich würde gern mal einen Artikel in unserer Zeitung lesen, der sich damit beschäftigt, dass es in Bierstadt einen sprunghaften Anstieg der Straftaten gibt, seit unsere lieben EU-Mitglieder aus Bulgarien hier eingetroffen sind.«
    Es sollte ironisch klingen, doch wir verzogen nur partiell unsere Gesichter. Bärchen Biber fühlte Schnacks Blick auf sich ruhen und rutschte fast unter die Tischplatte.
    Doch prompt kam: »Kümmern Sie sich doch bitte darum, Kollege Biber.«
    »Das hast du davon«, stichelte ich, als ich Bärchen am Kaffeeautomaten erwischte.
    »Wovon?«
    »Dass du den Chef privat kennst«, antwortete ich. »Dafür musst du für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen. Viel Freude bei der Kriminalstatistik.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich Schnack privat kenne?«, fragte er unschuldig.
    »Nennt er dich nicht ›Bärchen‹?«
    »Ja, leider.« Biber schüttete sich Kaffee ein. »Ich hab ihm tausend Mal gesagt, dass er das lassen soll.«
    »Und wie sagst du zu Schnack, wenn ihr alleine seid? Schnacki-Maus?«
    »Hör mal zu, Grappa!« Er knallte den Becher auf die Küchenplatte. »Ich bin zwar schwul, aber nicht mit Schnack. ›Bärchen‹ nennt er mich, weil meine Mutter seine Cousine ist. Das stammt noch aus meiner Kindheit.«
    »Wir dachten alle, dass ihr beiden …«
    »Falsch gedacht.«
    »Aber ich hab euch gesehen, da habt ihr Händchen gehalten.«
    »Geht’s noch, Grappa? Er spielt den väterlichen Onkel. Da gehört das dazu.«
    »Und warum macht ihr so ein Theater? Warum siezt ihr euch?«
    »Berthold ist ein Hundertfünfzigprozentiger. Er will nicht, dass ihr glaubt, dass ich den Job nur bekommen hab, weil er mein Onkel ist.«
    »Hast du doch aber, oder?«
    »Ja. Aber ich hab die Chance genutzt und was draus gemacht. Hat dir noch nie jemand beruflich weitergeholfen, Grappa? Und jetzt kümmer ich mich um die Straftaten der Bulgaren.«
    Donka wurde aus dem Krankenhaus entlassen und in Maxi Singers Obhut gegeben. Die
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