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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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vorbei, knurrte nicht mehr. Es handelte sich tatsächlich um ein männliches Tier. Ich behielt ihn im Auge, doch sein Interesse an mir schien zum Glück erlahmt. Ich atmete auf.
    Noch mit weichen Knien durchschritt ich die engen Gassen. Verstohlen blickte ich mich um, ob der Hund mich hinterrücks zu überfallen drohte, doch chou-chou war nicht zu sehen. Guter Hund, mutige Grappa. Ich entspannte mich.
    In den Straßen des Dorfes hatte das Leben noch nicht so richtig begonnen. Scheue Katzen kreuzten jetzt meinen Weg, auf einer Fensterbank hockten zwei schneeweiße Tauben, eine weiße löcherige Gardine wehte über mir.
    Kurz vor meinem Ferienhaus brach ich ein paar Zweige Rosmarin ab und pflückte etwas Thymian aus einem Busch, der auf halber Höhe aus einer Steinmauer wuchs. Den Rest des Tages bereitete ich meine Abreise vor.

Es könnte leicht sein, dass mein Unbehagen in diesen Tagen mit einer Art Umschwung in der Arbeitsweise zusammenhängt, nach dem ich schon öfter gesucht und über den ich schon viel nachgedacht habe.
    Leere im Herzen
    Wieder zurück in Bierstadt vergaß ich die Sache mit den beiden Toten im französischen Steinhaus. Wenigstens zunächst.
    »Von Erholung keine Spur«, kam ich der Frage meines Chefs Peter Jansen zuvor. Er hatte sich vor meinem Schreibtisch niedergelassen, in der Hand einen Becher Kaffee und vor sich die neueste Ausgabe des Bierstädter Tageblattes .
    »Dann willst du dich also bei der Arbeit erholen?«, fragte er vorsichtig nach.
    »Genau«, strahlte ich. »Ich kann ja wohl auf dein Verständnis rechnen, oder?«
    Jansen grinste schief. »Eine Woche.«
    »Was – eine Woche?« Ich verstand Bahnhof.
    »Eine Woche hast du Schonfrist«, erklärte er. »Dann machst du dich an diese Serie.«
    »Mon dieu, ce n'est pas vrai!«
    »Es hilft dir gar nicht, wenn du auf Französisch fluchst«, blieb Jansen hart. »Du kannst dir nicht immer die heißen Geschichten unter den Nagel reißen. Gib dem Nachwuchs auch mal eine Chance.«
    »Nachwuchs?« Ich lachte bitter auf. »Meinst du diesen aufgeblasenen Schnösel, der seit neuestem den Redakteurstitel tragen darf?«
    »Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst. Aber er muss sich noch die Hörner abstoßen. Seine Artikel sind brillant formuliert – das musst du zugeben.«
    »Er ist nicht blöd«, räumte ich ein. »Doch der Junge hat einen großen Fehler. Er interessiert sich nicht wirklich für die Menschen, über die er ach so brillant formuliert. Sie sind ihm scheißegal. Intelligente Leser merken das.«
    »Dass unsere Leser mit überdurchschnittlicher Intelligenz gesegnet sein sollen, konnten sie bisher prima verbergen«, grinste Jansen. »Aber ich gebe zu, dass ihm das Herzblut fehlt. Er ist hungrig, aber er hat keine Wärme. Willst du ihm nicht unter die Arme greifen?«
    »Dem greif ich nirgends hin – noch nicht mal unter die Arme«, maulte ich. »Aber lass ihn die Story mit der Autoschieberbande ruhig machen. Vielleicht poliert ihm dann mal jemand seine arrogante Fresse. Oder boxt ihn aus seinem Armani-Anzug.«
    »Ich wusste, dass du ihn eigentlich ganz gut leiden kannst«, frotzelte Jansen. »Er hat schon gefragt, wann du endlich aus Frankreich zurückkommst.«
    »Vermutlich, um sich das Gift zu besorgen, mit dem er mich um die Ecke bringen kann«, mutmaßte ich.
    »Vielleicht will er auch nur sämtliche Mandelhörnchen der Umgebung aufkaufen, um dich in der Hand zu haben.« Jansen schüttete sich aus vor Lachen.
    »Dieser Thaler ist ein Arsch«, stellte ich freundlich fest. »Da wirst du auch noch drauf kommen.«
    »Wann fängst du an?«
    »Womit?«, stellte ich mich dumm.
    »Grappa! Die Serie!«
    »Nächste Woche. Ich muss mich vom Urlaub erholen – ehrlich.«
    »Zu viel Alkohol? Zu viele Männer?«
    »Keine Männer. Aber Alkohol stimmt. Schließlich war ich in Frankreich.«
    »Du hast den Männern mal wieder abgeschworen?«
    »Genau. Ich werde vielleicht lesbisch.«
    »Du?« Jansen lachte. »Mit Frauen kommst du doch noch weniger klar als mit Männern.«
    »Ist auch wieder wahr«, gab ich zu. »Was also soll ich tun?« Mir fiel meine Hundedressur-Nummer wieder ein. »Mit Tieren kann ich's neuerdings gut«, behauptete ich dann.
    »Was?!« Jansen schreckte entsetzt hoch.
    »Nicht das, was du denkst mit deiner schmutzigen Phantasie«, grinste ich. »In der Provence galt ich als Hundebändigerin erster Güte.«
    Ich schilderte ihm meine Erfahrung mit le petit chou-chou , schmückte die Story allerdings noch ein bisschen aus, so dass
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