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Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Grappa 10 - Zu bunt für Grappa

Titel: Grappa 10 - Zu bunt für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Leidenschaften Nutzen zu ziehen.
    Zu bunt!
    Die Bilanz dieser Reise ins Land der Sonne und der Kunst war ernüchternd. Ich hatte eine liebenswerte alte Frau kennen gelernt, die mal eben ein paar Leute niedergeballert hatte, und ich war auf einen Mann hereingefallen, der als Lover, aber auch als Betrüger und Fälscher erste Sahne war. Und da war noch Thaler, jenes hoffnungsvolle journalistische Talent, das über seine gnadenlose Geldgier und mangelnde Moral den Weg in den Abgrund gewählt hatte. Irgendwann würde er – von Kugeln durchsiebt – auf einer Straße liegen.
    Und wie stand ich da? So wie immer: allein auf dem Schlachtfeld des Lebens – aber ich stand wenigstens noch aufrecht.
    Ich nahm mir vor, die Sache positiv zu sehen. Wenn es etwas gab, das mich auszeichnete, dann waren es meine Nehmerqualitäten, mit denen ich auch die bisherigen Tiefpunkte meines Lebens überstanden hatte.
    Ich beschloss, die ganze Nacht durchzufahren. Van Gogh und seine Farben würde ich weiter lieben. Und ich würde diese Geschichte trotzdem schreiben – auch wenn sie wirklich eine Spur zu bunt für mich gewesen war.

Aber man hat eine Stütze, wenn man mit seinen Gefühlen und Gedanken nicht immer allein herumzulaufen braucht, sondern mit einer Gruppe anderer Menschen zusammen arbeitet und denkt. Dann vermag man auch mehr und man ist unendlich viel glücklicher.
    Ausklang
    Monate später – es war im tiefsten Winter – erhielt ich eine Nachricht von meinem örtlichen Postamt. Ein Paket sei für mich eingetroffen, ich sollte es baldmöglichst abholen.
    Ich fuhr am nächsten Tag hin. Als ich das Format sah, bekam ich Herzklopfen, denn ich war sicher zu wissen, was die Sendung enthielt.
    Seit dieser Zeit hängt ein ›echter‹ Van-Gogh über meinem Bett – das Bild zeigt einen Bauern, der sich im Abendlicht in seinem Melonenfeld herumtreibt. Links unten ist zu lesen: Für Grappa von Vincent – und die Jahreszahl: 1998 . Nun schlafe ich unter einer flammenden Sonne und ich spüre jeden Abend vor dem Einschlafen ihre Wärme auf meiner Haut.
    Ich hätte Cortez gern wieder gesehen – trotz allem. Irgendwann würde ich mich aufmachen, ihn zu suchen. Vielleicht kehrte er ja nach Oppède-le-Vieux zurück, jenem verwunschenen, aufgegebenen Ort an den grüngeschwungenen Bergen des Lubéron.
    Von Boris Thaler habe ich nie wieder etwas gehört. Und das war gut so.
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